Lina Schweiker ist Kammersiegerin der Handwerkskammer Region Stuttgart und Landessiegerin unter circa 70 Kollegen und Kolleginnen geworden. Mit einer Note von 1,3 schloss sie ihre Ausbildung zur Orthopädietechnik-Mechanikerin bei Ortema in Markgröningen ab.
Ortema Markgröningen Daumen drücken für den Bundessieg
Lina Schweiker aus Ottmarsheim will in Dortmund Erste in ihrem Beruf werden.
Auf dem Weg zum Bundeswettbewerb in Dortmund
Nun ist sie auf dem Weg zur Bundessiegerin beim Wettbewerb der Bundesfachschule für Orthopädietechnik, die an diesem Freitag in Dortmund stattfindet. „Wir alle haben keinen Zweifel, dass sie den Titel holt“, sagt Volker Kübler, bei Ortema der Geschäftsbereichsleiter für Orthopädietechnik und Schweikers Vorgesetzter. „Wir sind mächtig stolz auf sie“, sagt er. Das gesamte Team der Ortema-Sanitätswerkstatt – insgesamt 120 Mitarbeiter – drückt ihr die Daumen, so Kübler.
Mit ihrem Gesellenstück, einer individuell angepassten Knieorthese aus Karbon, die ein krankes Knie korrigieren oder stabilisieren kann, hat sie vor der Handwerkskammer Eindruck gemacht. Jede Orthese bei Ortema wird angepasst, der Patient kommt ins Haus, dann wird ein Modell seines Gelenks angefertigt.
Vor drei Jahren ist die 22-Jährige nach dem Abitur zufällig auf den Beruf des Orthopädietechnik-Mechanikers gestoßen. „Durch eine Zeitung von Ortema, das hörte sich so interessant an, denn ich wollte was Technisches, aber auch Handwerkliches machen“, sagt Schweiker. Sie machte ein Praktikum bei Ortema und danach die Ausbildung. Natürlich wurde sie von Ortema übernommen. „Ich arbeite gerne hier, da wir so viele verschiedene Orthesen oder Prothesen machen“, sagt sie. Zudem gefällt es ihr, dass sie Kontakt mit Patienten habe, auf die sie sich einstellen müsse.
Für die Prüfung hat sie sich zwar auf Knieorthesen spezialisiert, aber durchlaufen hat sie alle Abteilungen der Orthopädietechnik-Werkstatt. In Markgröningen, so Kübler, wurden bisher pro Ausbildungsjahr zwei Auszubildende eingestellt, ab diesem Jahr sind es drei pro Jahrgang. „Der Bedarf an Orthopädietechnik steigt immer weiter“, sagt der Orthopädietechnik-Meister. Die Ausbildung ist vielschichtig.
Hauptfächer sind Anatomie und Pathologie
Neben dem technischen und handwerklichen Wissen werden auch medizinische Kenntnisse gelehrt. „Hauptfächer sind auch Anatomie und Pathologie“, so Schweiker. Es gehe darum, genau zu wissen, „wie funktioniert der Körper und vor allem die Gelenke und wie können sie ersetzt oder verstärkt werden“, sagt Kübler.
In der Werkstatt von Ortema werden alle denkbaren orthopädischen Hilfsmittel hergestellt. Angefangen bei individuellen Bandagen für alle Gelenke, Kompressionsstrümpfen werden Rumpf-, Bein-, Knie-, Arm- oder Schulterorthesen hergestellt.
Kniegelenk ist komplex und kompliziert
Die Nutzung modernster Technologie diene dazu, so Kübler, leichte und ansprechende Prothesen für sämtliche Amputationsarten herzustellen. Vom kosmetischen Zehenausgleich über Mikroprozessor-gesteuerte Kniegelenke bis zu myoelektrischen Armprothesen wird das gesamte Spektrum der Prothetik angeboten. „Wir machen auch Gesichtsmasken aus Carbon“, sagt Lina Schweiker, wie man sie nach einem Nasenbeinbruch trägt und beispielsweise bei Fußballspielern öfters sieht.
Beim Bundeswettbewerb in Dortmund wird ihr ihre Spezialisierung auf Kniegelenkorthesen aber vielleicht nicht helfen, denn dort muss sie eine neue Arbeitsprobe innerhalb von fünfeinhalb Stunden fertigen. Für welches Gelenk wird erst kurz vorher bekannt gegeben. „Ich bin mir aber sicher, sie wird jede Aufgabe meistern“, so Volker Kübler.
Der Beruf des Orthopädietechnik-Mechanikers
Orthopädietechnik-Mechaniker/innen stellen die verschiedensten orthopädietechnischen Hilfsmittel her und passen sie den Bedürfnissen der Patienten an. Je nach Schwerpunkt fertigen sie vor allem künstliche Gliedmaßen (Prothesen), Konstruktionen zur Unterstützung von Rumpf, Armen und Beinen (Orthesen) sowie spezielle Bandagen oder Erzeugnisse der Rehatechnik wie Rollstühle oder Krankenbetten an.
Sie beurteilen die Krankheitsbilder und beraten Patienten bei der Wahl des passenden Hilfsmittels, nehmen Maß, erstellen Konstruktionszeichnungen und Modelle. Dabei verarbeiten sie Materialien wie Metall, Kunststoff, Holz, Gießharze oder Textilien maschinell und von Hand. Schließlich justieren sie die Hilfsmittel und erklären den Patienten die Bedienung oder Handhabung.
Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeits- und Berufswelt kann Aufgabenfelder und Anforderungsprofile verändern. Es eröffnet sich für Orthopädietechnik-Mechaniker/innen ggf. die Chance, sich mit Technologien, Verfahren oder Systemen wie den 3-D-Druck, Laser-Scanning oder elektronische oder robotergestützte Prothesen zu befassen.