Oscar da Silva macht sich aus dem Staub Spieler-Wirbel lässt Riesen kalt

Von Sebastian Klaus
Ludwigsburgs Neuzugang Jaylen Hands (rechts) kam beim Warmmachen zwar noch etwas aus dem Tritt, war im Spiel aber voll da. Neun Punkte erzielte der quirlige US-Amerikaner.⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Die Truppe von John Patrick behauptet sich zum Bundesliga-Auftakt mit Ach und Krach mit 88:87 gegen Hamburg. Einigen Ärger gibt es vor der Heimpartie um Oscar da Silva.

Auch von Oscar da Silva ließ sich John Patrick am späten Samstagabend die gute Laune nicht verderben. Beziehungsweise von dessen Abwesenheit. Gerade hatte der Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg den Bundesliga-Heimauftakt gegen die bissigen Hamburg Towers mit Ach und Krach 88:87 gewonnen. Und bei Achterbahnfahrten, wie eben jener Partie gegen die Hanseaten, werden nun einmal ordentlich Endorphine ausgeschüttet – und mit diesen Glückshormonen war Patrick in der Pressekonferenz nach dem Hamburg-Krimi offenbar noch vollgepumpt, als er auf das leidige Thema da Silva zu sprechen kam.

Beim Abschlusstraining war der 23-jährige Big Man der Riesen, der erst vor vier Wochen nach einem Abstecher in die NBA Summer League in die Barockstadt zurückgekehrt war, nachdem er eine Ausstiegsklausel im Vertrag hatte verstreichen lassen, noch dabei gewesen. Gegen 16.30 Uhr hatte Patrick dann eine Nachricht von da Silva erhalten. Er sei auf dem Weg in Richtung Berlin, um sich Meister Alba anzuschließen, ließ der gebürtige Münchener seinem nun vermutlich Ex-Coach wissen. „Es war eine böse Überraschung, denn das letzte Mal, als ich mit ihm gesprochen hatte, da ging es um seine tolle Entwicklung“, erklärte Patrick. „Aber Oscar hat einen Vertrag bei uns. Jetzt müssen die Verantwortlichen eine Lösung finden.“

Ohne da Silva, dafür aber endlich wieder mit Zuschauern  – noch ausbaufähige 1860 an der Zahl –, wurden die Riesen in der Anfangsphase überrannt.  Beim 1:9 nach gut anderthalb Minuten nahm Patrick die erste Auszeit. Doch auch im Anschluss hatten die Ludwigsburger der unglaublichen Wucht der Norddeutschen nur wenig entgegenzusetzen, sodass Hamburg auf 19:9 vorlegte. Weil allerdings dann die Routiniers Jordan Hulls und vor allem Tremmell Darden gegen Ende des ersten Viertels richtig aufdrehten, gingen die Riesen nur mit einem knappen 24:27-Rückstand in die Mini-Pause.

Mit einem Dreier von Johannes Patrick glichen die Hausherren schnell aus. Und nach dem 33:29 des gut aufgelegten Neuzugangs Jaylen Hands war nun seinerseits Gästecoach Pedro Calles gezwungen, nach nur 13 Minuten den Auszeitjoker zu ziehen. Bei einem Rettungsversuch Mitte des zweiten Viertels verletzte sich Ludwigsburgs Bester Tremmell Darden allerdings an der Hand, als er nicht nur mit der Bande, sondern auch mit einem dort postierten Kameramann zusammenstieß. Im Anschluss drehten die Hanseaten die Partie in Windeseile wieder auf 38:40. Doch mit der Rückkehr des Routiniers aufs Parkett nur wenige Minuten später kam bei den Riesen die alte Sicherheit zurück. Mit einer hauchdünnen 48:47-Führung ging die Patrick-Truppe in die Pause.

Es war der 39-jährige Altmeister Darden, der mit einem schnellen Dunk das dritte Viertel einläutete. Und schnell blieb das Tempo generell. Beide Mannschaften schenkten sich nichts. Ein Dreier von Jonah Radebaugh stellte das Ergebnis eine gute Minute vor dem Ende des Drittels auf 66:61, doch dank eines Distanztreffers des bärenstarken Jaylon Brown mit der Pausensirene gingen die Towers wieder mit 69:68 in Führung.

Hulls gibt alles

Und auch im letzten Abschnitt blieb die Partie Spitz auf Knopf. Doch angetrieben vom Publikum und einem abgebrühten David Walker schafften es die Riesen, in der Defensive nochmal einen Zahl zuzulegen. Jordan Hulls sprang zwei Minuten vor dem Ende bei einem Klärungsversuch sogar kopfüber über die Bande – der Spielmacher konnte jedoch umgehend weitermachen. Mit 88:84 gingen die Hausherren in die Schlussminute, die es noch einmal in sich haben sollte. Erst ließ Yorman Polas Bartolo unter dem Korb eine Hundertprozentige liegen, dann kassierte Radebaugh sein drittes Foul. Brown verwandelte alle drei Freiwürfe zum 88:87. Als 15 Sekunden vor dem Ende auch noch Hulls aus der Distanz scheiterte, hatte nun Hamburg alle Trümpfe in der Hand. Doch ausgerechnet 24-Punkte-Mann Jaylon Brown verfehlte mit dem letzten Wurf den Ring deutlich.

John Patrick lobte nach der Partie vor allem zwei Dinge. Matchwinner Darden („Er ist ein Leader, der den jungen Spielern zeigt, wo es lang geht. Er weiß alles.“) und natürlich das Publikum: „Am Ende war es verdammt laut in der Halle. Da müssen wir uns erst wieder dran gewöhnen. Aber es war einfach schön.“

 
 
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