Personalabbau und Produktionsverlagerung bei Komet in Besigheim Komet schmilzt um die Hälfte

Von Michael Soltys
Mitarbeiter von Komet erfahren auf dem Betriebsgelände in Besigheim die schlechten Nachrichten über den Standort.⇥ Foto: Martin Kalb

Der Luxemburger Eigner Ceratizit verkündet einen massiven Personalabbau beim Werkzeughersteller Komet. Um den Standort zu sichern, soll allerdings auch investiert werden, kündigt er an.

Im Freien, bei Schnee- und Regenschauer, geschützt durch Masken, mussten sich die Mitarbeiter des Besigheimer Werkzeugherstellers Komet am Dienstag auf dem Werksgelände bedrückende Nachrichten anhören: Komet-Eigner Ceratizit plant einen massiven Personalabbau und eine Verlagerung von Teilen der Produktion.

Das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg will das Werk in Besigheim mit lediglich 325 Mitarbeitern weiterführen. Aktuell arbeiten nach Angaben eines Unternehmenssprechers noch 631 Menschen in den beiden Komet-Werken in Besigheim und Stuttgart-Vaihingen. Das Stuttgarter Werk mit aktuell 80 Mitarbeitern steht vor der Schließung, was Ceratizit bereits Mitte 2020 bekannt gegeben hatte. So schnell wie möglich werden Verhandlungen über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan beginnen, so Komet-Geschäftsführer Gerhard Bailom. Der Abbau von Arbeitsplätzen solle „so sozial verträglich wie möglich“ erfolgen.

Abkühlung im Automobilmarkt

Grund für diese „umfassende Restrukturierung“ seien die Abkühlung im Automobilmarkt, unter anderem durch den Wechsel vom Verbrennermotor zur E-Mobilität, und die Auswirkungen der Corona-Pandemie, gab Ceratizit bekannt. Der Automobilmarkt sei schon vor der Corona-Krise rückläufig gewesen. Elektrofahrzeuge benötigten deutlich weniger Werkzeuge als Verbrennermotoren, ergänzte der Unternehmenssprecher. Diese negativen Tendenzen seien durch die Pandemie noch beschleunigt worden.

Komet habe deshalb in den vergangenen beiden Jahren „trotz einer Vielzahl von Gegenmaßnahmen stark an Profitabilität verloren“, wird Andreas Lackner in der Mitteilung des Unternehmens zitiert. Er ist Vorsitzender des Ceratizit-Aufsichtsrats. Ohne diese Restrukturierung seien die beiden Komet-Werke in Besigheim und Stuttgart „langfristig nicht mehr konkurrenzfähig“, so Lackner. Nach Angaben des Unternehmenssprechers sind zuletzt tiefrote Zahlen erwirtschaftet worden.

Anderswo ist es billiger

Die Produktionsteile, die aus Besigheim verlagert werden, sollen in das Netzwerk der Ceratizit-Gruppe integriert werden. Konkret bedeutet dies, dass Standorte in Österreich, Bulgarien und Polen damit ausgestattet werden. Dort könne kostengünstiger als in Besigheim produziert werden, sagte der Unternehmenssprecher auf BZ-Nachfrage. In Besigheim verbleiben nach seinen Angaben Produkte, die tendenziell ein erhöhtes Know-how erforderten.

Um den Standort Besigheim zu sichern, soll allerdings in die verbleibende Produktion investiert werden. Einmal abgespeckt, soll Komet Besigheim als Leitwerk für die Bereiche ultraharte Schneidstoffe und Trägerwerkzeuge langfristig wettbewerbsfähig aufgestellt werden, kündigte Ceratizit an. Automatisierung und Digitalisierung der Produktion sollen ausgebaut werden. Um Mitarbeiter darauf vorzubereiten, werde parallel zur Umstrukturierung eine „Qualifikationsinitiative“ vorbereitet.

Komet seit 2017 eine Ceratizit-Tochter

Das in Luxemburg ansässige Unternehmen Ceratizit beschäftigt etwa 8000 Mitarbeiter an mehr als 30 Standorten. Ceratizit entwickelt und produziert Zerspanungswerkzeuge, Wendeschneidplatten, Stäbe aus Hartstoffen und Verschleißteile. Komet in Besigheim, ein Hersteller von spezialisierten Bohrwerkzeugen, wurde im Jahr 2017 von Ceratizit übernommen, damals sprach die Komet-Geschäftsführung von einer „Traumhochzeit“. Die Ceratizit-Spitze kündigte Anfang 2018 an, die damals 820 Arbeitsplätze, davon etwa 120 im mittlerweile geschlossenen Werk Stuttgart-Vaihingen, zu sichern und den Standort Besigheim zum Kompetenzzentrum auszubauen. 

 
 
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