„Ja, was gibt’s denn hier überhaupt für Pflegeeinrichtungen – auch private?“, „Es bräuchte in Pflegeeinrichtungen viel mehr Bewegungseinrichtungen, die sitzen dort den ganzen Tag“, „Wäre ein Mehrgenerationenhaus eine Idee?“, „Viele wissen gar nicht, was es alles für Angebote gibt!“ Viele Antworten, Ideen und Anregungen wurden am vergangenen Mittwoch beim Pflegeforum gesammelt, auf die Frage: Was braucht die Pflege – in der angespannten Lage, in der der bekannte Pflegenotstand auf die alternden Babyboomer trifft?
Pflegeforum Bietigheim-Bissingen Austausch über die Pflege von morgen
Zweck der Veranstaltung: Dialog in der kritischen Situation befördern und Anregungen bringen.
Darüber Klarheit schaffen sollen die Pflegeforen, dezentrale Austauschtreffen auf lokaler Ebene in insgesamt fünf Planungsräumen im Landkreis, deren Auftaktveranstaltung am vergangenen Mittwoch in Bietigheims Kelter stattfand. Ideen aus der Bevölkerung sammeln und „nach oben weiterreichen“ sei das Ziel, erklärte Pina Gräber-Haag, die zusammen mit Ingrid Rothmeier sowie Melanie Rosner vom Pflegestützpunkt des Landkreis Ludwigsburg die Pflegeforen organisiert und die Auftaktveranstaltung leitete.
Verbesserungsmöglichkeiten sollen gesucht werden
Die Pflegeforen sind dabei ein „innovativer Ansatz“, um die Zusammenarbeit im Pflegesektor zu verbessern, fügte Rosner hinzu, und den Dialog von Fachkräften und Bürgern zu ermöglichen. Wichtig sei es, die Aufgaben, die eine alternde Gesellschaft mit sich bringe, „rechtzeitig mit allen weiteren Akteuren anzugehen“, fand auch Bietigheim-Bissingens Oberbürgermeister Jürgen Kessing.
„Dass alle Beteiligten auf einem Wissensstand sind, die Situation der Pflegeangebote in unserer Stadt aufgezeigt wird, Stärken, aber auch Schwächen der Angebote diskutiert und Verbesserungsmöglichkeiten gesucht werden können“, sei für den OB das Ziel der Reihe „Kommunale Pflegeforen“ – und schließlich neue Erkenntnisse und Ziele gemeinsam zu entwickeln, die am Ende in einen Maßnahmenplan einfließen. Die insgesamt rund 20 Teilnehmer hatten zu einem guten Teil schon selbst berufliche Erfahrung in der Pflege. Neben einigen Gemeinderäten waren aber auch Privatleute da.
Zuerst wurden dann mit der Methode „Open Space“ auf der leeren Pinnwand Ideen gesammelt und Bedarf ermittelt. Man orientierte sich dabei an drei Leitfragen: Wie sieht die derzeitige pflegerische Versorgung in Bietigheim-Bissingen aus? Was wird in unserer Stadt dringend benötigt? Wo können wir Veränderungen bewirken?.
Und bald füllten sich die Pinnwände: „Sensibilisierung für ein Ehrenamt“, „Digitale Hilfsmittel wie Nebenan-App zum Hilfe anbieten und um Hilfe bitten“, „frühe Information über Angebote“, „Soziale Kontakte über Ansprechpersonen“, „Mobiler Zahnarzt/Friseur/Physio“, „Schulungen für privat Pflegende“, „Mehrgenerationenhaus“ und vieles mehr wurden vorgeschlagen.
Im Themenfeld „Pflege im häuslichen Umfeld“ waren fehlende Kapazitäten in der ambulanten Pflege das als am relevantesten eingestufte Ergebnis. Beim Thema „Pflege und Unterstützung in der Nachbarschaft“ wurde ein niederschwelliger Zugang zu den verschiedenen Angeboten gefordert, dazu städtische Liegenschaften für Projektnutzung bereitzustellen sowie Quartiersentwicklung und Initiativen mehr zu unterstützten. Im Themenfeld „Pflegeformen außerhalb des häuslichen Settings“ wurden vor allem fehlende Notpflegeplätze angemahnt.
„Eine richtig gute Arbeit“ sei da entstanden, „wo wir gut ansetzen können“, resümierte Melanie Rosner dann mit Blick auf die drei mit angepinnten Ideen gefüllten Boards.