Pilzzucht-Vortrag beim OGV Bönnigheim Champignons im Keller züchten

Von Susanne Yvette Walter
Alexander Weißbarth, Pilz-Experte in der Obst- und Gartenbauberatung beim Landratsamt Ludwigsburg, verriet den Interessierten viel Wissenswertes rund um die Pilzzucht. Foto: /Oliver Bürkle

Der Obst- und Gartenbauverein Bönnigheim lässt einen Experten erklären, wie man auch Zuhause Speisepilze kultivieren kann. Dabei gibt er viele TIpps, damit die Anzucht gelingt.

Statt im Wald nach den schmackhaften Juwelen zu suchen, bauen immer mehr Menschen Speisepilze im Keller oder im Garten an.

Der Obst- und Gartenbauverein Bönnigheim trifft auf großes Interesse, als er Fachmann Alexander Weißbarth, Experte in der Obst- und Gartenbauberatung beim Landratsamt Ludwigsburg einlädt. Im Nebenzimmer des Bebenhauser Hofs in Bönnigheim gibt es am Freitagabend kaum ein Durchkommen mehr.

Shiitake, Seitling, Champignon

Weißbarth nimmt drei beliebte Pilzkulturen ins Visier. Wenngleich es etliche mehr gibt, die man Zuhause anbauen kann, befasst er sich mit dem Anbau des Klassikers Champignon, mit drei Arten von Seitlingen und den aus Asien stammenden Heil- und Speisepilz Shiitake, der – würzig wie er ist – längst Einzug in die europäische Küche gehalten hat.

„Ein Pilz ernährt sich von dem Medium, auf dem er wachsen kann, Holz oder Stroh. Bei der Zersetzung von organischen Stoffen produziert er essbare Fruchtkörper“, sagt Weißbarth. Pilze sind allgegenwärtig, auch in Holz, das schon lange liegt. „Das älteste auf der Erde lebende Wesen ist ein Pilz, ein Hallimasch. Einer frisst sich zur Zeit durch den botanischen Garten in Berlin und zerstört dort die Bäume. Der Größte hat 8,8 Quadratkilometer und ist 2500 Jahre alt“, erklärt Weißbarth den Zuhörern.

Der Vorteil des Pilzzüchters gegenüber dem Pilzsammler sei der, dass die Mengen, die vom Wald nach Hause getragen werden dürfen, sehr begrenzt sind. Der Pilzanbauer Zuhause kann hingegen ungestört ernten soviel er will, vorausgesetzt: Er bringt Geduld mit. „Bis eine Pilzkultur so weit ist, dass sie Fruchtkörper bildet, kann gut ein Jahr ins Land gehen“, weiß der Fachmann.

Manche Pilze gedeihen nur im Freien, andere, wie der Champignon, auch im feuchten Erdkeller, vorausgesetzt er bekommt seine Erdschicht, die die Kultur schützt. Weißbarth: „Die meisten Pilze gedeihen bei zehn bis 18 Grad. Der Shiitake hat ein höheres Temperaturbedürfnis von 14 bis 22 Grad.“

Einen Großteil der Speisepilze gibt es inzwischen als Fertigkulturen zu kaufen. Weißbarth rät allerdings davon ab, halb vertrocknete Kulturen im Baumarkt einzusammeln. Lieber sollte man sie bestellen. Mancher braucht Kontakt zur Erde, damit sich das Pilzmyzel, das unterirdisch verflochtene Netzwerk aus Fasern, bilden kann.

Einige Pilzarten wachsen auf Holz mit Kontakt zur Erde wie der Seitling. „Das Holz darf nicht zu alt sein. Trockenes Brennholz funktioniert nicht. Wenn es alt und feucht ist, haben es schon andere Pilze entdeckt. Die wachsen oft schneller als unsere Speisepilze. Dann war die Arbeit umsonst“, bringt es Weißbarth auf den Punkt.

Infektion verhindern

Mindestens vier Wochen, aber nicht länger als zwölf Wochen nach dem Fällen sollten Pilzfreunde warten, damit die aktiven Abwehrstoffe des Baumes nicht mehr wirken und eine Infektion mit Pilzsporen verhindern. Um den Sporen den Weg ins Holz zu erleichtern, werden Löcher gebohrt oder das Holz wird angesägt. Viele Pilze wachsen auch auf Strohballen, die vorher zwei Tage gewässert werden und einen Tag abtropfen. „Ahorn, Buche, Eiche, Obstbäume und sogar Walnuss funktionieren beim Shiitake gut“, erklärt der Referent.

Wer dem Pilz ein Jahr Zeit lässt, kann vier bis sechs Jahre davon ernten. Ist der Holzkörper komplett zersetzt, zerfällt er. Reste von Pilzsporen fressen dann Insekten. Der Seitling mag andere Hölzer als der Shiitake. Dafür wächst er auch auf Stroh. „Pilzsporen können auch ins Getreide gegeben werden. Die Körnerbrut wird in die Löcher oder die Kerbe im Holz gegeben und danach mit Folie umwickelt, um es vor Austrocknung zu schützen. Weißbarth: „Je mehr Einkerbungen im Holz, desto schneller wächst die Pilzkultur.“

Mit Dübeln arbeiten

Alternativ kann auch mit Möbeldübeln gearbeitet werden, die mit Sporen gefüllt sind. Wenn sich schwarze Linien im Holz bilden, ist das ein Zeichen, dass das Holz durchwachsen ist. Bei Pilzkulturen, die in den Boden hineinwachsen, allerdings sei die Konkurrenz von Schnecken und Mäusen größer.

Klar mag der Pilz Schatten. Manche Arten, wie der Champignon, wachsen sogar im Keller. Anspruchsvoll ist er allerdings, denn das Substrat muss erst hergestellt werden. Er braucht eine feuchte Deckschicht aus Erde. „Wer einmal eine Kultur angelegt hat, kann sie selbst vermehren. Das ist nur eine Frage der Zeit und des Arbeitseinsatzes“, betont der Referent. 

 
 
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