„Platz schaffen mit Herz“ für Bietigheim-Bissingen Alte Kleidung für die Zukunft der Naturkinder

Von Rena Weiss
Jasmin van Bebber, Vorsitzende der Naturkinder, hat ebenfalls ausgemistet und ein Paket abgeschickt.⇥ Foto: Martin Kalb

Keinerlei Veranstaltungen – das heißt für den Waldkindergarten Naturkinder wirtschaften. Es fehlen rund 7000 Euro im Jahr.

Es ist Zeit für einen Frühjahrsputz. Wer aktuell seinen Kleiderschrank ausmistet, der kann dem Wald- und Naturkindergarten Naturkinder in Bietigheim-Bissingen helfen. Denn der gleichnamige Verein nimmt an der Aktion „Platz schaffen mit Herz“ teil. Vorsitzende Jasmin van Bebber erklärt, warum: „Es ist für uns im Moment finanziell sehr schwierig, weil wir keinerlei Veranstaltungen durchführen dürfen.“ Das Naturkinder-Team sei daher ständig auf der Suche nach neuen Ideen, um die Vereinskasse aufzubessern, aus der die Gehälter der Erzieher und Erzieherinnen bezahlt werden. Die neueste Idee: „Platz schaffen mit Herz“.

„Das ist kontaktlos möglich“, sagt van Bebber und erklärt die Initiative des Unternehmens Otto: „Jeder, der möchte, mistet seinen Kleiderschrank aus, schickt die Textilien, Schuhe oder Kuscheltiere dorthin, bekommt dann einen Voting-Code und kann dem Naturkindergarten seine Stimme geben.“ Die ersten 100 Organisationen erhalten jeweils 500 Euro. „Auf diese Spende sind wir dringend angewiesen.“ Die Stadt trage zwar einen Teil der Betriebskosten, das decke auch einen Teil der fünf Erzieherinnengehälter ab. „Wir müssen jedoch auch einen großen Batzen selbst erwirtschaften.“ Das könne nicht allein durch die Betreuungsbeiträge gestemmt werden. „Wir müssen nun ganz neu denken und haben es schwer, die Finanzen stabil zu halten.“ Bis zu 7000 Euro im Jahr fehlen durch die Pandemie aktuell. „Unsere Ausgaben sind jedoch fast nur die Personalkosten.“ In der Konzeption des Kindergartens ist es vorgesehen, dass beispielsweise zum Basteln nur das genutzt wird, was in der Natur gefunden wird. Neben kreativen Ideen würden Sponsoren helfen, um nicht doch noch die Beiträge zu erhöhen. „Wir wollen ein Kindergarten für alle bleiben“, sagt die Vorsitzende.

„Manchmal ist es ermüdend“, sagt sie zudem zu den ständig wechselnden Verordnungen, die manch neue Idee nicht zulassen. Zuletzt wurde dem Naturkindergarten untersagt, einen kontaktlosen Verkaufsstand am Bauwagen im Rotenacker Wald aufzustellen. Begründung der Stadt: „Die Corona-Verordnung lässt die sogenannten ‚Vertrauenskässle’ ausdrücklich nicht zu. Das wurde schon mehrfach, auch von Einzelhändlern, beantragt und musste abgelehnt werden.“ Das Wirtschaftsministerium habe diese Entscheidung bestätigt. „Daher bleibt auch unserem Ordnungsamt keine Wahl, als dieses abzulehnen. Hintergrund der Entscheidung ist natürlich, unkontrollierte Ansammlungen von Menschen zu verhindern.“ Beim Abholen von Waren, die vorher bestellt werden, ist der Händler verpflichtet, mit geeigneten Maßnahmen das Aufeinandertreffen mehrerer Personen zu verhindern. „Bei offenen Verkaufsständen auf dem Feld oder irgendwo in der Stadt ist eben gerade die Kontrolle der Ansammlung nicht gegeben“, erklärt Stadtsprecherin Anette Hochmuth.

Dennoch wolle der Verein nicht aufgeben: „Was uns als Verein antreibt, ist, dass wir jeden Tag unsere Kinder in den Wald bringen und sie dort mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern abgeben und wieder abholen.“ Das motiviere sie. Es vergehe kein Tag, an dem nicht jemand eine Idee habe. „Es ist ein zu großes Herzensprojekt, als dass wir den Kopf in den Sand stecken.“

So sehr die 500 Euro von „Platz schaffen mit Herz“ der finanziellen Situation helfen würde, sei das Geld nicht der einzige Grund, warum die Naturkinder bei der Aktion mitmachen. „Wir finden die Aktion unterstützenswert, denn die eingeschickte Kleidung wird entweder weitergegeben an gemeinnützige Zwecke im In- und Ausland und die Kleidung, die nicht mehr zu gebrauchen ist, wird als Vlies für die Automobilindustrie zur Verfügung gestellt.“ Die Kleidung werde nicht verbrannt, das entspreche dem Nachhaltigkeitsgedanken der Naturkinder. „In der Elternschaft ist der Zuspruch sehr groß“, sagt van Bebber, „es versuchen alle, ihre Familien, Freunde, Bekannte zu aktivieren und zu motivieren.“ Zusätzlich liegen Flyer in Friseursalons aus, die das Projekt bekannter machen sollen. Aktuell stehen die Naturkinder auf Platz 68 von 1548. Noch bis 3. August kann teilgenommen und abgestimmt werden.

Info Zum Muttertag am Sonntag, 9. Mai, werden die Naturkinder Basteltüten in der Blütenbar, Bahnhofstraße 4, verkaufen. In diesen Tüten ist ein Bastelset mit einer Muttertagskarte, einem Gedicht und einer Geschichte dazu. „Es werden noch Blumensamen dabei sein, die man einsäen kann.“

www.naturkinder.org

 
 
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