Pleidelsheim Die letzten Monate im Amt genießen

Von Jennifer Stahl
Der Pleidelsheimer Bürgermeister Ralf Trettner an seinem Schreibtisch im Rathaus. Im Juni wird sein Nachfolger gewählt. Foto: /Martin Kalb

Der Pleidelsheimer Bürgermeister Ralf Trettner tritt nach 24 Jahren nicht mehr an. Auf was er sich in seiner letzten Zeit im Rathaus besonders freut und wie es der Gemeinde 2024 ergangen ist, erzählt er im BZ-Jahresgespräch.

Sein letztes Amtsjahr hat nun begonnen, ganz große Projekte werde man seiner Aussage nach deswegen nicht mehr anfangen. Nach drei Amtsperioden wird der Pleidelsheimer Bürgermeister Ralf Trettner bei der Wahl im Juni nicht noch einmal antreten. Es sind dann genau 24 Jahre, die er Rathauschef von Pleidelsheim war. „Es ist sicherlich eine Vielzahl von Gründen, die dazu führt, dass ich diese Entscheidung treffe. Ich sage immer, dass Politik auch von Veränderungen lebt – und nach 24 Jahren als Bürgermeister ist dann auch gut, wenn mal jemand anderes mit anderen Ideen die Aufgabe übernimmt“, sagt er.

Ein Jahr des Umbruchs

Im Jahresgespräch mit der BZ erklärt er, wie das Jahr 2024 für Pleidelsheim war. Durch die Kommunalwahlen sei es ein Jahr des Umbruchs gewesen. „In solchen Jahren hat man davor keine großen Entscheidungen getroffen und trifft danach auch keine großen Entscheidungen mehr“, sagt Trettner.

Zum Ende des Jahres sei trotzdem ein großes Projekt fertig gebracht worden, nämlich der neue Bewegungspark am Ortsrand in der Nähe des Jugendhauses. Er habe etwa 500.000 Euro gekostet. Weiterhin habe auch der Neubau des Kindergartens Neckarbande 2024 im Fokus gestanden, die Planungen konnten fertiggestellt werden. Der Kostenpunkt habe sich hier auf acht bis neun Millionen Euro belaufen. „Das waren die zwei Hauptprojekte, die wir 2024 verfolgt haben“, sagt der Bürgermeister.

Nachdem Ralf Trettner Ende 2023 noch gesagt hat, dass das folgende Jahr finanziell schwierig werden könnte, sei die Gemeinde seiner Aussage nach letztendlich doch „ganz gut durchgekommen“. Neben der Einkommenssteuer seien die Gewerbesteuereinnahmen mit die größten Einnahmequellen für die Gemeinde, im vergangenen Jahr konnten auf diese Weise über fünf Millionen Euro eingenommen werden. „Es war ein gutes Jahr für uns. Am Jahresende 2024 werden wir auch eher eine schwarze Zahl und keine rote schreiben“, sagt er.

2025 werde jedoch mit einem Defizit von 1,7 Millionen Euro geplant. „Das zeigt schon, dass das Jahr noch einmal schwierig wird“, so Trettner.

Gesamtpaket, um einzusparen

Um einzusparen, brauche es seiner Ansicht nach ein Gesamtpaket, welches an verschiedenen Stellen justiert. „Grund- und Gewerbesteuer haben wir für 2025 schon erhöht. Wir werden uns sicherlich noch einmal das Thema Friedhofsgebühren und die Personalgebühren anschauen“, erklärt er. An freiwilligen Leistungen wolle der Bürgermeister nicht Hand anlegen.

Wer ab Juni 2024 an der Anschlussstelle Pleidelsheim auf die Autobahn wollte, hatte es nicht leicht. Die Umbauarbeiten an der Verlängerung des Linksabbiegerstreifens sowie die Brückensanierung nahmen etwa ein halbes Jahr in Anspruch. Haben diese Arbeiten Pleidelsheim in irgendeiner Weise belastet? „Die meisten Pleidelsheimer hat es nicht so sehr tangiert“, sagt Trettner, „wir haben aber zum Beispiel eine Gärtnerei auf Pleidelsheimer Gemarkung, die Richtung Murr liegt. Die hat es sehr stark tangiert und da tut es dann richtig weh, wenn einfach die Kunden ausbleiben.“

Trettner zeigt sich bedrückt, denn 2024 gab es das zweite Jahr in Folge eine Sperrung dieser Größe. „2023 hatten wir die Sperrung der Brücke nach Ingersheim, nun die Sperrung der Brücke nach Murr. Leider muss ich schon jetzt ankündigen, dass wir auch 2025 die nächsten Brückensperrungen haben, nämlich in Richtung Freiberg.“ Ab Pfingsten werde man in diese Richtung nicht fahren können, da dort zwei Brücken saniert werden müssen.

2024 hat die Kommune gemeinsam mit der Gemeinde Murr einen Klimaschutzmanager für die klimaneutrale Kommunalverwaltung eingestellt. „Nach einem dreiviertel Jahr hat er uns leider verlassen, deswegen sind wir immer noch nicht ganz so weit gekommen, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Ralf Trettner. Zum 1. Januar konnte die Stelle neu besetzt werden.

Klimaschutz in Pleidelsheim

Klimatechnisch hat sich in Pleidelsheim aber trotzdem etwas getan: Neben einer neuen Energiesoftware konnten auch auf den Dächern der kommunalen Gebäude mehrere PV-Anlagen installiert werden. Und auch bei den Planungen des Kindergarten-Neubaus habe die Verwaltung darauf geachtet, dass die Heizung über eine Grundwasser-Wärmepumpe betrieben wird. „Es geht alles nur Step-by-Step. Wir sind aber schon gut vorangekommen.“

2024 konnte auch ein neues Gewerbegebiet mit sechs Bauplätzen erschlossen werden. „Die Bauplätze sind alle verkauft. Das Gewerbegebiet wird auf absehbarer Zeit erst einmal das Letzte sein“, sagt Trettner. Der Schultes zeigt sich zufrieden: Für die Größenordnung der Gemeinde sei der Gewerbebetrieb mit mehr als 2000 Arbeitsplätzen gut ausgestattet.

Auch das Thema Flüchtlingsunterkünfte spielt in vielen Kommunen eine Rolle. 2025 soll der ehemalige Pleidelsheimer Hof an den Landkreis zurückgegeben werden. In der Spitze waren dort bis zu 45 Asylbewerber untergebracht. Im Gegenzug zieht die Gemeinde in die Marbacher Straße, dort hat der Landkreis Container gebaut. Dass Pleidelsheim somit nicht selbst bauen muss, sei ein Vorteil, so Trettner.

Supermarkt und Kindergarten

Wie er schon angekündigt hat, werden 2025 aufgrund seines Amtsaustritts keine großen Projekte mehr begonnen. Ein Thema, das unter anderem im Fokus stehen wird, sei ein Supermarkt, der gegenüber vom Rathaus entstehen soll. „Wir haben hier eine größere Fläche, die zur Hälfte in einer Insolvenzmasse liegt“, sagt Trettner. Hier könnte es zum Ziel werden, einen Investor zu finden. Ob das aber angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage gelingt, bleibe abzuwarten. Weiterhin könnte der Neubau des Kindergartens Neckarbande das Jahr prägen.

Für Ralf Trettner war in 24 Jahren als Bürgermeister eines immer ganz besonders wichtig: Die Begegnungen mit den Menschen. Deswegen freut er sich in seinen letzten acht Monaten in Pleidelsheim auch darauf wieder ganz besonders: „Die Begegnungen mit den Menschen sind für mich einfach das A und O.“

 
 
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