Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl am Beruflichen Schulzentrum Bietigheim-Bissingen Kritische Fragen zum Klimaschutz

Von Uwe Mollenkopf
Auf dem Podium im Berufsschulzentrum in Bietigheim-Bissingen (von links): Marc Jongen (AfD), Emma Weber (Linke), Thomas Utz (SPD), Fabian Gramling (CDU), Marcel Distl (FDP) und Lars Schweizer (Grüne).⇥ Foto: Helmut Pangerl

Die Bewerber zur Bundestagswahl im Wahlkreis Neckar-Zaber standen im Beruflichen Schulzentrum Bietigheim-Bissingen den Schülern Rede und Antwort.

Im Fernsehen gab es am Sonntag das letzte „Triell“ der Spitzenkandidaten von CDU, SPD und Grünen. Auf Kreisebene wurde den Bewerbern aller größeren Parteien am Montag noch einmal auf den Zahn gefühlt. Die Frager: Schüler des Beruflichen Schulzentrums Bietigheim-Bissingen. Vor rund 350 Schülern der Oberstufe – 200 in der Sporthalle, 150 zugeschaltet in anderen Räumen – standen Lars Schweizer (Grüne), Marcel Distl (FDP), Fabian Gramling (CDU), Thomas Utz (SPD), Emma Weber (Linke) und Marc Jongen (AfD) Rede und Antwort. Das Schwerpunktthema der von Lehrer Murat Tigli moderierten Wahlveranstaltung stand von Anfang an fest: Es sollte vor allem um Klima- und Umweltpolitik gehen.

Bei der fünfminütigen Vorstellungszeit, die jeder Kandidat erhielt, wurden bereits die Unterschiede zwischen den Parteien in dieser Frage deutlich. Thomas Utz betonte das SPD-Ziel, Wirtschaft und Verkehr bis 2045 klimaneutral zu machen und den Kapitalismus nach Gemeinwohlkritierien umzubauen. Für Lars Schweizer ist die Klimafrage eine Existenzfrage. Der Temperaturanstieg müsse auf 1,5 Grad begrenzt werden, es gehe darum, „ob es uns weiter geben wird“. Emma Weber forderte nachhaltige Projekte über den Klimaschutz hinaus. Marcel Distel wollte beim Klimaschutz „die ganze Welt mitnehmen“, was mit dem FDP-Modell eines europäischen Emissionshandls geschehen solle. Motto: „Wer mehr CO2 ausstößt, zahlt auch mehr Geld.“

Gramling: schon viel erreicht

Fabian Gramling hob hervor, dass in Sachen Klimaschutz während der Amtszeit von Kanzlerin Merkel schon viel erreicht worden sei. Der CO2-Ausstoß sei um 42 Prozent gesunken. Er wandte ein, dass China Deutschlands Einsparungen in kurzer Zeit wieder wett machen würde. Nötig seien neue Technologien.

Marc Jongen kritisierte, dass vieles, was in Richtung Klimapolitik unternommen werde, für die Umwelt nicht gut sei. Er nannte die Windkraft, durch die Vögel geschreddert würden, und die „gewaltigen Schäden“, die bei der Batterieproduktion entstünden. Er forderte eine Politik mit Augenmaß und weitere Forschungen in umweltfreundliche Technologien.

Wie denn eine Abwanderung von Firmen aufgrund von Klimaschutzauflagen gestoppt werden könne, wollte ein Schüler wissen. Schweizers Antwort waren Klimazölle, die die EU erheben solle, um die Industrie zu schützen, und staatliche Zuschüsse für den Umbau der Unternehmen. Auch Weber sah die EU in der Pflicht. Utz erklärte, die Firmen könnten sich dem „Megatrend“ Klimaschutz nicht entziehen. Dagegen sagte Gramling, dass Ökonomie und Ökologie im Einklang bleiben müssten. Er bezweifelte, dass Deutschland als Klimaschutzvorreiter alle anderen Länder folgen würden. Jongen empfahl mehr Realismus und weniger Wunschdenken.

Der AfD-Kandidat wurde auch gefragt, wie er sich einen Ausbau der erneuerbaren Energien vorstelle. Er empfahl stattdessen die Kernenergie, die in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht habe.

Von SPD-Kandidat Utz wollte ein Schüler wissen, wie er den ÖPNV rentabler machen wolle. Utz antworte mit seinen Zielen für Bus und Bahn: preisgünstiger, moderner und mit einer „Verbindungsgarantie“. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Firmen bei der Batteriefertigung, trieb einen anderen Schüler um. Gramling antwortete darauf, man müsse auf synthetische Kraftstoffe, die sogenannten E-Fuels, setzen. Distl meinte, der Staat solle durch Steuerentlastungen Unternehmen die Grundlagenforschung erleichtern.

Bei der Frage nach der Antriebstechnologie der Zukunft nannte Schweizer für Pkw die Elektrobatterie, da bei synthetischen Kraftstoffen und Wasserstoff zu viel Energie verloren gehe. Utz stimmte ihm darin zu. Nötig sei dazu mehr erneuerbare Energie. Ansonsten solle die Brennstoffzelle für Busse und Lkw verwendet werden.

Gramling sah gute Chancen, Wasserstoff für Flugzeuge und Lkw zu nutzen, sprach sich aber insgesamt dafür aus, energieoffen zu bleiben. Die Mobilität dürfe nicht eingeschränkt werden, so seine Aussage.

Satzergänzung zum Abschluss

Den Abschluss der Podiumsdiskussion machte ein Schlussplädoyer, bei dem die Kandidaten den Satz „für die kommenden Abiturjahrgänge wünsche ich mir“ vervollständigen sollten. Sie erhielten von den Kandidaten gleich einen ganzen Strauß von Wünschen.

Gramling nannte unter anderem eine gute Ausstattung der Schulen und eine gute Bildung, um sich verwirklichen zu können. Schweizer waren neben einer lebenswerten Erde Chancengerechtigkeit und Fortschritte bei der Digitalisierung wichtig, Utz sprach von einer „Gesellschaft des Respekts“ und vom Ergreifen des Wunschberufs. Distl führte die Aktienrente an, Weber wünschte, dass jeder seinen Abschluss bestehe, und Jongen war ein humanistisch motivierter Unterricht wichtig.

 
 
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