Politik Ein „Reigschmeckter“ wird zum echten Ochsenbacher

Von Mathias Schmid
Dieter Baum vor der Verwaltungsstelle. Er vertritt zukünftig als Ortsvorsteher die Interessen der Ochsenbacher Bürger. ⇥ Foto: Martin Kalb

Dieter Baum ist der neue Ortsvorsteher. Im BZ-Porträt erzählt er, was er mit dem Stadtteil, der mit seiner Ortsdurchfahrt bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat, vorhat.

Irgendwie sei es „die logische Folge“ gewesen, dass er neuer Ortsvorsteher in Ochsenbach wird, meint Dieter Baum hinter dem Schreibtisch an seinem neuen Arbeitsplatz sitzend. Viermal sei er bei der Wahl des Ortschaftsrats gescheitert. Vergangene Periode klappte es endlich – auf der Liste der SPD. Und Baum wurde prompt zum Stellvertreter des damaligen Ortsvorstehers Reiner Weiß. In dieser Amtsperiode kandidierte Baum für die Freien Wähler. „Die haben mich zuerst gefragt, da habe ich mich einfach entschieden.“

Das Amt des Ortsvorstehers sei dann „aus dem Kreise des Ortschaftsrats an mich herangetragen“ worden. So entschied sich letztlich auch die klare Mehrheit für ihn und nicht für GLS-Kandidatin Birgit Wahlers. Stellvertreterin ist Martina Feucht.

Für den 66-Jährigen kam das Amt zur rechten Zeit: Denn im Januar ist er in Ruhestand gegangen. Mehr als 48 Jahre arbeitete er beim Regierungspräsidium im Landesversorgungsamt, beschäftigte sich mit Sozialstreitigkeiten vor dem Sozialgericht.  Jetzt wolle er die „vitalen Interessen Ochsenbachs vertreten“, wohl wissend, dass er sich in Zukunft in einer Sandwich-Situation befindet, als Statthalter des Bürgermeisters vor Ort, der gleichzeitig die Interessen der Bürger an die Stadtverwaltung herantragen muss“. „Aber genau das finde ich spannend.“

Zunächst einmal möchte er zeitnah mit seinen Kollegen im Ortschaftsrat in Klausur gehen. „Wir wollen erarbeiten, wie wir in fünf Jahren dastehen“, sagt Baum. Denn eine Ein-Mann-Show solle diese Zeit nicht werden. „Mein Motto: Wir – gemeinsam für Ochsenbach“, betont der neue Ortsvorsteher.

Auf die Frage, was unter ihm im Ort geschehen soll, äußert er zunächst einen Wunsch: „Ich möchte unbedingt, dass die Verkehrssituation dieses Jahr abgeschlossen wird“, sagt er mit Blick auf das anstehende Park- und Pollerkonzept in Dorf- und Güglinger Straße (die BZ berichtete). „Das ist ein großer Brocken, der den Ort belastet.“ Und er stellt mit Blick auf den kommenden Zebrastreifen an der Kelter und Tempo 30 noch mal klar: „Ohne die Verkehrsinitiative stünden wir nicht da, wo wir jetzt sind.“

Außerdem betont er: „Was mir ganz arg am Herzen liegt, ist das Rathaus. Das muss bewahrt und nicht seinem Schicksal überlassen werden“, meint er über das sanierungsbedürftige und denkmalgeschützte Gebäude. „Da müssen wir uns vielleicht auch ein paar private Ideen einfallen lassen, überlegen, ob wir das auch über eine Trägerschaft lösen können“, meint er.

Positiv hervor hebt er in diesem Zusammenhang die Pfarrscheuer und die Dorfmitte, die vom Trägerverein Dorfmitte Ochsenbach hergerichtet wurden. „Die Dorfmitte ist richtig heimelig und Feste sind dort viel schöner.“ Laut Satzung wird er wohl auch den Vorsitz des Trägervereins übernehmen. „Ich bin eigentlich gegen Ämterhäufung, aber das hat schon was für sich, wenn dieser Verein in den Händen des Ortschaftsrats liegt.“

Wie auch andere Sachsenheimer Mandatsträger will sich Baum für die Stärkung des Wir-Gefühls einsetzen. Noch immer existiere „das Gefühl, dass da eine unsichtbare Mauer ist, wenn man aus Großsachsenheim rausfährt.“ Sein Appell: „Die Interessen der Ortsteile sind natürlich unterschiedlich. Aber wir sind alle aufgerufen, an unserer Stadt zu bauen. Diese Herausforderung besteht nach wie vor.“

In Ochsenbach will er dafür verstärkt auf die Einwohner setzen, zum Beispiel mit einer Bürgersprechstunde, zu der ihn Leute vor Ort einladen können. Oder mit weitgehend öffentlichen Sitzungen des Ortschaftsrats. Auch eine Stärkung der Ortschaftsräte ginge aus seiner Sicht in die richtige Richtung. „Das würde in meinen Augen heißen: Ein kleines Budget, über das das Gremium vor Ort selbst entscheiden kann. Dann wären wir nicht immer die Bittsteller.“

 
 
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