Pop-Up-Maßnahme Einbahnstraße hält in Großsachsenheim Kunden ab

Von Martin Hein
Apothekerin Regina Schoch-Grimm undBäcker Frank Clement haben wegen der Pop-Up-Maßnahme weniger Kunden. Beide haben an den Gemeinderat und Bürgermeister geschrieben und appellieren, die Maßnahme nicht dauerhaft einzuführen. Foto: /Oliver Bürkle

Gewerbetreibende in Großsachsenheim kritisieren die Pop-Up-Maßnahme und bemängeln ungenutzte Fahrradständer, den Wegfall von Parkplätzen im Bereich der Von-Koenig-Straße /Brunnenstraße und klagen über weniger Kunden.

So richtig können sich die Gewerbetreibenden im Städtle mit der seit Anfang September umgesetzten Pop-Up-Maßnahme nicht anfreunden.

„Die Kunden regen sich jedesmal über die Pop-Up-Maßnahme auf“, berichtet Tülin Puglisi vom Friseursalon „Instyle Hair & Lashdesign“ in der Von-Koenig-Straße. Viele Kunden kommen zu spät, weil sie keinen Parkplatz finden, klagt Puglisi, neulich habe eine Kundin 30 Minuten einen Parkplatz gesucht. „Die neuen Fahrradständer werden kaum genutzt“, stellt Puglisi fest, der Verkehr habe in der Von-Koenig-Straße eher zugenommen und es werde seither mehr wild geparkt. Als der Wochenmarkt noch in der Lammstraße stattfand, sei mehr Leben in der Innenstadt gewesen.

Weniger Laufkundschaft

Regina Schoch-Grimm von der Schloß-Apotheke berichtet, dass die Laufkundschaft zurückgegangen ist, „der Gschwind-Umsatz ist weg“ resümiert Schoch-Grimm. Eine Umfrage, die die Inhaberin der Schloß-Apotheke unter ihren Kunden durchgeführt hat, brachte folgendes Ergebnis: Von rund 300 Rückmeldungen, fanden 80 Prozent die derzeitige Regelung schlecht, lediglich 20 Prozent haben Gefallen an der Pop-Up-Maßnahme bekundet.

Hauptkritikpunkt ist nach Auskunft von Schoch-Grimm, die Einbahnstraßenregelung und der Wegfall von Parkplätzen für Fahrradständer, die man nicht brauche. Das Argument, das die Stadt anführt, wonach genügend Parkplätze beispielsweise in der Tiefgarage an der Hauptstraße vorhanden sind, lässt Regina Schoch-Grimm nicht gelten. „Unsere Kunden sind oft ältere Leute, die höchst ungern die Tiefgarage benutzen“, häufig seien die Kunden der Apotheke zudem nicht mehr sehr mobil und schlecht zu Fuß. Drei Parkplätze hat Schoch-Grimm inzwischen auf ihrem Privatgrundstück für ihre Kunden bereitgestellt, die Kunden würden davon regen Gebrauch machen. Dass der Verkehr abgenommen hat, was Ziel der Maßnahme ist, kann Schoch-Grimm nicht bestätigen, „in der Von-Koenig-Straße ist seither definitiv mehr Verkehr“, so die Apothekerin. Die Ergebnisse der Umfrage hat sie an Bürgermeister Holger Albrich und die Gemeinderäte weitergeleitet.

„Ich appeliere an den Gemeinderat, dem Wunsch der Mehrheit nachzukommen und die Einbahnstraßenregelung nicht dauerhaft einzuführen“, so Schoch-Grimm.

Dr. Tillmann Wertz von der Bahnhofapotheke in der Von-Koenig-Straße, kann sich ebenfalls nicht so richtig mit der Pop-Up-Maßnahme anfreunden. Er kritisiert den Wegfall der Pkw-Stellplätze vor der Apotheke. Bei der Bahnhof-Apotheke sind nun Fahrradständer installiert, die nach Auskunft von Wertz jedoch kaum benutzt werden. Er gibt ebenfalls zu bedenken, dass seine Kunden oft nicht mehr so mobil sind und möglichst nah bei der Apotheke parken möchten, um Medikamente abzuholen. Wertz sieht vielmehr ein Problem mit Dauerparkern in der Innenstadt.

20 Prozent weniger Kunden

Ebenfalls Kritik äußert auch Geschäftsführer Frank Clement von der Bäckerei Clement. Er verzeichnet seit Einführung der Pop-Up-Maßnahme einen deutlichen Kundenrückgang in seiner Filiale in der Brunnenstraße. Seither sind die Kundenzahlen dort um etwa 20 Prozent zurückgegangen. In Zahlen ausgedrückt fehlen zwischen 1300 und 1500 Kunden pro Monat, so Clement.

Fortbestand der Filiale in Gefahr

„Sollte der Gemeinderat die Pop-Up-Maßnahme zu einer Dauerlösung machen, sehen wir uns gezwungen, im ersten Schritt Personal abzubauen“ äußert sich Clement in einem Schreiben an den Bürgermeister und die Gemeinderäte, „sollten sich die Umsätze nicht weiter erholen, wäre der Fortbestand der Filiale in Frage gestellt“.

Clement appelliert an den Gemeinderat, nach der Evaluierung, die Einbahnstraßenregelung abzulehnen. Etwas Positives kann Clement der Pop-Up-Maßnahme dennoch abgewinnen: „Die Pflanzenkübel und auch die Bänke haben etwas Gemütlichkeit in die Stadtmitte gebracht“.

Die negativen Auswirkungen auf die Gewerbetreibenden in diesem Bereich seien jedoch vorhersehbar gewesen so Clement weiter, in Sachsenheim sollte man darauf bedacht sein, die im Städtevergleich doch recht hohe Diversität an Gewerbetreibenden zu erhalten und nicht durch „Kundenfrequenz-Verhinderungmaßnahmen“ zu torpedieren. 

 
 
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