Porsche Consulting berät 15 Schulen Was Schulen von modernen Unternehmen lernen können

Von Heidi Vogelhuber
Hybrid-Unterricht in der Mathilde-Planck-Schule in Ludwigsburg. Für Schulleitung und Schüler ist ein Remote-Tag in der Woche denkbar – auch nach der Pandemie. Die Technik dazu ist nun jedenfalls zum Teil da. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Porsche Consultig berät 15 ausgewählte Schulen, auch in Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen. Es geht um modernes Lernen unter Technikeinsatz.

Von Mindmap, Breakout-session und Spirit ist die Rede. Was klingt als sitze man im Firmenmeeting, ist die Vorstellung des Zukunftsprogramms der Mathilde-Planck-Schule in Ludwigsburg. Porsche Consulting, mit Hauptsitz in Bietigheim-Bissingen, hat die Pro-Bono-Initiative „Digitalturbo für Schulen“ ins Leben gerufen und Bildungsstätten eingeladen, sich auf eine Teilnahme zu bewerben.

Entsprechend der Firmenstandorte konnten sich Schulen aus Baden-Württemberg und Sachsen bewerben. Aus 185 Einsendungen wurden 15 ausgewählt, „dabei war uns ein repräsentativer Querschnitt wichtig“, erklärt Marc Ziegler, der sich bei Porsche Consulting mit digitaler Transformation befasst. Grund-, Real- und Berufschulen wurden ausgewählt. Auch ihr Status quo, was Digitalisierung angeht, sollte unterschiedlich sein; von Anfängern bis Fortgeschrittenen. Das Ziel: einen mittel- und langfristigen Plan für die nächsten fünf Jahre aufzustellen, wie Digitalisierung in den Schulalltag einfließen kann. Dass eine Modernisierung im Bildungsbereich längst überfällig war, zeigte die Pandemie. „Eine Mammutaufgabe“, resümiert Judith Woerner, die im Landratsamt für Schulträgeraufgaben zuständig ist. Eine der ausgewählten Schulen ist die Mathilde-Planck-Schule (MPS) in Ludwigsburg. Ein berufliches Gymnasium, das bereits vor der Pandemie kein unbeschriebenes Blatt war, was Digitalisierung angeht, wie Schulleiter Kai Rosum-Kunzelmann berichtet.

Hybrid-Unterricht an der MPS

Bei einem Pressetermin gab es die Möglichkeit, in den Hybrid-Unterricht des Lehrers Nico Winter hineinzuschnuppern. Zehn Schüler der zwölften Klasse saßen im Klassenraum, die andere Hälfte arbeitete von zu Hause aus mit. Thematisch ging es um die Weimarer Republik. Wer nun an trockenen Frontalunterricht denkt, liegt falsch. Vor Ort sowie in Breakout-sessions am PC (kleine Gruppen in virtuellen Räumen) wurde gearbeitet, Lehrer Winter schaltete sich dazu. Die Ergebnisse werden in der Cloud gespeichert. „Es ist schon anstrengender als normaler Unterricht“, so der Lehrer. Denn er müsse jonglieren mit den präsenten Schülern, der Remote-Klasse sowie dem Stoff und der Technik. Alle Jugendlichen müssten ja so motiviert und integriert werden, dass sie bei der Sache bleiben. Gerade zu Beginn der Homeschooling-Zeit war das ein Problem. Denn: Es gab zwar schon Medientische mit integriertem PC für die Lehrer und schnellem Internet sowie „MPS Intern“, die eigene Kommunikationsplattform, jedoch waren Beamer und Lautsprecher nicht gut genug. „Es war sehr schwer von zu Hause aus zu folgen. Die Schüler in den hinteren Reihen hat man nicht verstanden“, erinnert sich die 20-jährige Schülerin Zilli Haas. „Man fühlt sich jetzt mehr wie in der Schule. Die Motivation ist größer“, ergänzt die 18-jährige Carla Rusch.

Die Technik dafür sponserte die Ferry-Porsche-Stiftung, aber das Wichtigste, was der Schule mitgegeben wurde, sind Tipps. „Wir haben Lehrer geschult und Schulungskonzepte erarbeitet“, erklärt Ziegler. Die neuen Erkenntnisse sollen nicht nur während Corona als Lösung dienen, sondern mit Blick auf die Zukunft gesehen werden.

Das klingt wie Unternehmensberatung? Ist es auch. Bis zu zehn Tage nahm und nimmt sich Porsche Consulting Zeit, zu schulen, zu erarbeiten, zu trainieren. Ein Beratungstag zur Verbesserung von Unternehmensprozessen kostet sonst um die 2400 Euro.

Jonas Naumann, stellvertretender Schulleiter der MPS, spricht von „smart education“. „Wir versuchen nicht, die Krise zu moderieren, sondern konstruktive Veränderungen für die Zukunft anzustoßen.“ Letztendlich sei auch der enge Austausch mit dem Landratsamt als Schulträger wichtig. Nicht nur, um Fördergelder aus dem Digitalpakt generieren zu können. Auch, um einen Medienentwicklungsplan aufzustellen, der auch auf andere Schulen übertragen werden kann. „In jeder Schule muss individuell entschieden werden, was nötig ist. Technik folgt Pädagogik“, sagt Wörner.

 
 
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