Prägende Figur des Bietigheim-Bissinger Unternehmens Ralf W. Dieter verlässt die Dürr AG

Von Claudia Mocek
Ralf W. Dieter.⇥ Foto: Werner Kuhnle

Der Vorsitzende des Vorstands geht Ende 2021. Seinen Weggang werden „bei Dürr viele bedauern“. Auf ihn folgt Jochen Weyrauch.

Wechsel an der Spitze der Dürr AG: Der Vorstandsvorsitzender Ralf W. Dieter (60) verlässt den Konzern zum Jahresende, wie das Unternehmen jetzt bekannt gab. Seine Nachfolge tritt zum 1. Januar 2022 der bisherigen stellvertretenden Vorstandschef Dr. Jochen Weyrauch (55) an.

Dieter habe die Dürr AG seit 2003 erfolgreich geprägt, eine „außergewöhnlich lange Zeit“, sagte Pressesprecher Mathias Christen auf BZ-Anfrage: „Es ist ganz natürlich, dass irgendwann einmal Schluss ist.“ Obwohl Dieters Vertrag noch bis Mitte 2023 gelaufen wäre, habe er gemeinsam mit dem Aufsichtsrat beschlossen, dass nun der richtige Zeitpunkt sei, um das Unternehmen zu verlassen: Der Konzern habe die Corona-Krise solide überstanden, sei beim Auftragseingang auf Rekordkurs und stehe am Anfang einer neuen Phase profitablen Wachstums. „Bei zentralen Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Elektromobilität ist Dürr sehr gut aufgestellt“, sagte Dieter laut Mitteilung. Mit Weyrauch sei seit fünf Jahren ein guter Nachfolger im Unternehmen. Seit 2017 gehört er dem Vorstand an und leitet das Automotive- und Umwelttechnikgeschäft.

Den Weggang Dieters werden „bei Dürr viele bedauern“, sagte Unternehmenssprecher Christen. Das Unternehmen verliere einen „kommunikationsstarken und sympathischen Menschen“. Dieter will dem Konzern bei den Themen Digitalisierung und künstliche Intelligenz in beratender Funktion verbunden bleiben und darüber hinaus eigene neue unternehmerische Projekte verfolgen.

Seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender bei der Homag Group AG werde er ebenfalls zum Jahresende beenden. Auf ihn folgt dort Vorstandskollege Dr. Daniel Schmitt (51).

Der Aufsichtsrat bedauerte Dieters Entschluss. Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Federer bedankte sich bei Dieter für die geleistete Arbeit: „In seiner Amtszeit hat sich das Geschäftsvolumen auf rund 4 Milliarden verdreifacht.“ Dieter habe die Führung in einer schwierigen Situation übernommen, das Unternehmen stabilisiert und zu einem der schlagkräftigsten Maschinen und Anlagenbauer weltweit gemacht. Er übergebe ein finanziell robustes Unternehmen mit außergewöhnlich guten Entwicklungsperspektiven.

Souverän und mutig

Ralf W. Dieter trat im Jahr 2003 in den Dürr Konzern ein und sanierte zunächst die Messtechnik Tochter Carl Schenck. 2005 wurde er Mitglied des Vorstands und 2006 dessen Vorsitzender. Am Anfang seiner Amtszeit stand die Modernisierung von Strukturen, Geschäftsprozessen und IT im Mittelpunkt, hinzu kam der Abbau hoher Schulden.

Während der weltweiten Wirtschaftskrise 2008/2009 baute Dieter die Position von Dürr insbesondere in China sowie in anderen Wachstumsmärkten aus Davon profitierte der Konzern in den Folgejahren durch starke Umsatz steigerungen. 2014 folgte der Erwerb der Homag Group, dem sich weitere Zukäufe in den Bereichen Software, Umwelttechnik und Automatisierung anschlossen. In den vergangenen Jahren lag Dieters Fokus auf der Digitalisierung, in Personalunion übernahm er den Vorstandsvorsitz bei Homag und den Beiratsvorsitz des 2017 gegründeten IoT Joint Ventures Adamos.

„Herr Dieter war genau der richtige Mann für das Unternehmen: Er hat Dürr souverän, mutig und mit Unternehmergeist geführt und hatte die Führungskräfte und Mitarbeiter hinter sich, weil er Glaubwürdigkeit, Zuversicht und Nähe ausstrahlt“, sagte Heinz Dürr, Ankeraktionär und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Dürr AG.

 
 
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