Projekt des Landkreises Ludwigsburg An der Schule im Sand ist „blindes“ Vertrauen gefragt

Von Heidi Vogelhuber
Optik Weber aus Bietigheim-Bissingen führte an den 33 anwesenden Kinder kostenlose Sehtests durch. Foto: /Martin Kalb

Dass Kinder ein Verständnis für Blindheit bekommen, möchte das Gesundheitsdezernat des Landratsamts Ludwigsburg mit dem Projekt „Blindheit verstehen und Sehtests für Vorbereitungsklassen (VKL)“ erreichen, dessen Premiere am Mittwoch in der Gemeinschaftsschule im Sand stattfand.

Das Kind hat keine Lust zu malen, auszuschneiden, zu lesen. Das Verhalten wirkt ängstlich, oft ungeschickt. Seine Konzentration ist nicht lange da, auch quälen es häufig Kopf- oder Nackenschmerzen. „Man denkt, dass das Kind nichts kapiert, es sieht aber möglicherweise einfach nur schlecht“, sagt Dr. Uschi Traub, Leiterin der Gesundheitsförderung im Gesundheitsdezernat des Landratsamts Ludwigsburg. Noch schwieriger ist es, eine Sehschwäche festzustellen, wenn das Kind nicht deutsch sprechen kann, wie es beispielsweise bei Geflüchteten der Fall ist.

Blindheit verstehen und Sehtests

Dagegen möchte der Landkreis etwas unternehmen, und das Gesundheitsdezernat stellte ein Projekt auf die Beine, das am Mittwoch in der Schule im Sand in Bietigheim-Bissingen Premiere hatte: „Blindheit verstehen und Sehtests für Vorbereitungsklassen (VKL)“.

Bei der Primär- und Sekundarstufe der VKL-Klassen der Gemeinschaftsschule wurde von Petra Gries und Annemie Rommel von Optik Weber aus Bietigheim-Bissingen kostenlos ein Sehtest durchgeführt. Die 33 Kinder schauten dafür nacheinander durch die Apparatur und zeigten mit ausgestreckten Armen, in welche Richtung die Symbole zeigten.

Im Nebenraum gab es noch ein anderes Angebot. Die Schüler und Schülerinnen durften ausprobieren, wie sich ein blinder Mensch durch einen unbekannten Raum bewegt. Bevor die Kinder einzeln den Raum betraten, wurden ihnen die Augen verbunden. Dann durchliefen sie einen Parcours, geführt wurde die Primärstufe durch ihre Lehrerin oder Uschi Traub, die Sekundarstufe führte sich gegenseitig durch den Raum. Die Kinder hangelten sich an einem Seil entlang, stiegen auf Stühle, krochen unter Tischen hindurch und balancierten auf Balance-Boards – alles mit verbundenen Augen. „Auch das ‚blinde’ Vertrauen, das das Kind mit den verbundenen Augen der anderen Person entgegenbringen muss, spielt eine große Rolle für das Verständnis von Blindheit“, erklärt Traub.

In Bietigheim fand die Projektpremiere statt, insgesamt haben sich zwölf Schulen aus dem Kreis dafür angemeldet. Im Laufe des Jahres werden auch die anderen Schulbesuche durchgeführt – jeweils in Kooperation mit einem lokalen Optiker. Anlass für das Projekt war, dass Lehrkräfte bemerkten, dass mehrere Kinder der VKL eine nicht erkannte oder korrigierte Sehschwäche haben. Heidi Vogelhuber

 
 
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