Prozess am Landgericht Stuttgart Fatale Folgen nach Flaschenwurf

Von Henning Maak
Der Prozess wird am Landgericht Stuttgart verhandelt. Foto: IMAGO/Dirk Sattler/IMAGO/Dirk Sattler

Im Prozess um versuchten Mord am Bahnhof Ludwigsburg gegen einen 19-Jährigen hat sich das Opfer vom Angriff vollkommen überrascht gezeigt. „Wegen der Blutungen im Gehirn hatte ich Angst, dass ich sterben werde“, sagt das Opfer. Noch heute hat er mit den Folgen des Angriffs zu kämpfen.

Am zweiten Tag im Prozess am Landgericht Stuttgart um einen versuchten Mord durch einen 19-jährigen Ludwigsburger hat das 26-jährige Opfer der Flaschenattacke seine Version der Geschehnisse berichtet und die lang schweren Folgen geschildert.

Er sei mit Freunden am 20. August 2022 auf dem Fest Ludwigsburger Weinlaube gewesen. Sie hätten noch einen Döner gegessen, seien dann Richtung Bahnhof gelaufen. Auf einmal sei er mit „Was willst du? Warum guckst du so?“ angesprochen worden. Er habe sich mit dem Angeklagten auf eine Diskussion eingelassen, dann habe ihn ein Kumpel weggezogen mit den Worten „Scheiß auf den, wir gehen“. Im nächsten Augenblick sei er auf dem Boden gelegen. Er sei unaufmerksam gewesen, die Weinflasche in der Hand des Angeklagten habe er nicht gesehen. „Gerade eben bin ich noch gelaufen, dann lag ich auf dem Boden und habe versucht zu überleben“, führte er aus. Die folgenden sieben Tage im Krankenhaus seien „die Hölle“ gewesen.

Sprachzentrum wurde getroffen

Er habe anfangs kaum sprechen können, das Sprachzentrum im Gehirn sei getroffen worden. Zu Beginn sei seine gesamte rechte Körperseite weitgehend gelähmt gewesen, er habe nicht schlucken können, an Schlaf sei kaum zu denken gewesen. „Wegen der Blutungen im Gehirn hatte ich Angst, dass ich sterben werde.“

Sein Studium habe er unterbrochen wegen der regelmäßigen Arzttermine und weil er mit der rechten Hand nicht mehr schreiben könne. „Ich kann noch grob zugreifen, aber nicht mehr gezielt einzelne Finger ansprechen.“ Drei Tage sei er zu Hause von seiner Mutter gepflegt worden. Daran habe sich eine fünfwöchige Rehabilitation angeschlossen, in der seine rechte Hand langsam wieder mobilisiert worden sei. Psychisch leide er bis heute unter den Folgen. Er drehe sich regelmäßig um und schaue, was in seinem Rücken passiert.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem angeklagten 19-Jährigen versuchten Mord aus Heimtücke vor. Nach dessen Version sei das spätere Opfer direkt vor ihm gestanden und habe die rechte Hand erhoben. Er habe mit der Weinflasche nach dem 26-Jährigen geworfen, um fliehen zu können. Es sei eine Kurzschlussreaktion gewesen, die er sehr bedauere, sagte der Angeklagte, der sich bei seinem Opfer entschuldigte.

Der Prozess wird am 16. März fortgesetzt, das Urteil soll am 11. Mai verkündet werden. Henning Maak

 
 
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