Psychiatrische Betreuung Mehr psychiatrische Zentren im Kreis

Von Gabriele Szczegulski
Das gemeinde-psychiatrische Zentrum des Landkreises in der Diakonischen Bezirksstelle in Vaihingen hat erst vor Kurzem eröffnet. Weitere solcher Zentren sollen im Landkreis entstehen.⇥ Foto: Martin Kalb

In Vaihingen wurde ein gemeinde-psychiatrisches Zentrum eröffnet. Weitere zwei sollen im Kreis entstehen, damit die steigende Zahl der Patienten versorgt werden kann.

Fünf sogenannte gemeinde-psychatrische Zentren mit Tagespflege soll es in Bälde im Landkreis Ludwigsburg laut dem Leiter des sozial-psychiatrischen Dienstes des Landratsamts Ludwigsburg, Armin Pflugfelder, geben. In Vaihingen wurde vor Kurzem eines in der diakonischen Bezirksstelle in der Heilbronner Straße 19 eröffnet. Zwei Weitere gibt es in Ditzingen und Ludwigsburg. Zwei weitere gemeinde-psychiatrische Zentren sind geplant. Mit kirchlichen Institutionen in Bietigheim-Bissingen sei man im Gespräch, so Pflugfelder, man könne sich für den nördlichen Landkreis, aber auch Besigheim als Standort vorstellen. Ein weiteres Zentrum mit Tagespflege soll in Steinheim oder Marbach entstehen.

Grund für diese Zentren, so Pflugfelder, sei das Bestreben, die immer mehr werdenden Patienten vor Ort zu betreuen. Für die Behandlung und Therapie der Psychisch-Erkrankten aus dem Landkreis Ludwigsburg und seinen Kommunen sind bisher die Kliniken in Ludwigsburg (südlicher Landkreis), Weinsberg (nördlicher Landkreis) und Winnenden (westlicher Landkreis) zuständig. „Das ist für manche Patienten ein weiter Weg, um ihre Nachsorge zu bekommen“, sagt Pflugfelder.

Fünf gemeinde-psychiatrische Zentren seien, so Pflugfelder, bei der stetig steigenden Zahl an Psychisch-Kranken jedoch immer noch zu wenig. Die AOK hat psychische Erkrankungen für das Jahr 2019 als den am häufigsten genannten Grund für Krankschreibungen ermittelt. Und auch im sozial-psychiatrischen Dienst des Kreises Ludwigsburg, sagt Pflugfelder, habe sich das Blatt gedreht: Im Jahr 2010 seien es noch die schizophrenen Erkrankungen gewesen, die den größten Teil der psychischen Erkrankungen ausgemacht habe, heute sind 50 Prozent der insgesamt 1611 Patienten jährlich an Depressionen erkrankt. Von den 287 Patienten in Dauerbetreuung sind es sogar mehr als 50 Prozent. Und Armin Pflugfelder kann seit des Corona-Lockdowns „ständig steigende Fallzahlen erkennen“. „Die Leute haben Zukunftsängste, Burn-out, fühlen sich in der Gesellschaft nicht mehr willkommen“, sagt der Experte.

Die gemeinde-psychiatrischen Zentren sollen diese Menschen betreuen, vor allem nach einem Klinikaufenthalt. Hier werden alltägliche Probleme bewältigt und praxisnah Hilfen angeboten. „Therapeutische Gespräche oder gar medizinische können wir nicht leisten, dazu sind wir nicht berechtigt“, so Pflugfelder und spricht ein seiner Meinung nach viel größeres Problem an: Der Mangel im Landkreis an psychiatrischem Fachpersonal. In Ludwigsburg oder Bietigheim-Bissingen gebe es Psychiater und auch Therapeuten, aber „der Rest des Landkreises ist mau besetzt“, sagt er. Die Wartezeiten belaufen sich auf bis zu einem halben Jahr, bei Psychotherapeuten sehe es noch schlimmer aus.

 
 
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