Quartiersmanagerin Anika Haas in Besigheim Netzwerk des Ehrenamts

Von Michael Soltys
Drei Jahre lang hat Anika Haas als Quartiersmanagerin gearbeitet.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Die Aufgabe von Quartiersmanagerin Anika Haas in Besigheim endet. Eine 50-prozentige Stelle ist neu ausgeschrieben.

Fünf Jahre lang haben sich zwei Frauen in Besigheim darum bemüht, ein Quartiersmanagement in der Stadt aufzubauen: Kontakte zwischen den Besigheimern herzustellen, Treffen und gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren und ein Netzwerk von Ehrenamtlichen zu stricken.

Ende März ist diese Aufgabe für Anika Haas beendet. Die Sozialarbeiterin und Gerontologin hatte das Quartiersmanagement vor drei Jahren von Bettina Ongerth übernommen, der früheren Hausleiterin des Robert-Brenuning-Stifts. „Dieses Netzwerk aufzubauen hat sich gelohnt“, lautet das Fazit von Haas, die sich neu orientiert und aus Besigheim wegziehen wird. Für die Stadt sei ein Mehrwert entstanden.

Fünf Arbeitsgruppen

Im Besigheimer Verwaltungsausschuss machte Haas vor kurzem deutlich, was sie darunter versteht: Nach einer Haushaltsbefragung im Juli 2020 haben sich in Besigheim fünf Arbeitsgruppen von Ehrenamtlichen gebildet. Eine davon kümmert sich beispielsweise um das Thema Infrastruktur. Die Mitglieder haben Erhebungen um die Altersstruktur in den Stadtteilen gemacht, um etwa herauszufinden, wo viele alte Menschen wohnen und deshalb weitere Sitzgelegenheiten notwendig sind. Sie haben zusammengestellt, welche Stadtteile wann und wie mobil mit Lebensmitteln versorgt werden. Lage und Öffnungszeiten öffentlicher Toiletten waren ebenso Gegenstand von Erhebungen wie die Bewertung der Barrierefreiheit von Einzelhandels-Geschäften.

Eine andere Arbeitsgruppe unter dem Stichwort Begegnungen bietet Veranstaltungen in der Begegnungsstätte an, nachdem eine Regelung mit dem Verein dort gefunden wurde. Adventsspaziergänge wurden organisiert, der Boule-Spielplatz im Bülzen reaktiviert. Für junge Erwachsene wurden Spaziergänge ins Leben gerufen, die als eine Art Neubürgerempfang für Jüngere gedacht sind. Die englische Telefonzelle nahe dem Rathaus wurde mit Büchern ausgestattet. Trotz Corona gelang es in der ersten Oktoberwoche sogar, eine Aktionswoche auf die Beine zu stellen.

„Bürger sind Gold wert“

Haas freut sich über die Zusammenarbeit mit den Helferinnen und Helfern. „Diese Bürger sind Gold wert“, sagt sie. Trotzdem sieht sie sich als Einzelkämpferin. In ihrem Büro im Robert-Breuning-Stift sei sie ohne direkten Ansprechpartner gewesen. Dabei ist Quartiersarbeit ihrer Ansicht nach eine kommunale Aufgabe. „Es braucht die Wertschätzung und den bewussten Willen der Stadt, sie voranzutreiben“, sagt Haas. In dieser Hinsicht ist in Besigheim durchaus noch Luft nach oben, lässt sie durchblicken. Die Stadt fühle sich „noch nicht zu 100 Prozent verantwortlich“.

Dass die räumliche Entfernung zum Rathaus nicht immer förderlich war, räumt auch Bürgermeister Steffen Bühler ein. Das Quartiersmanagement sei für alle Beteiligten eine neue Aufgabe gewesen. Es stelle sich die Frage, ob alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

Mit dem Ergebnis der bisherigen Arbeit ist Bühler aber zufrieden. Mit Aktionen wie der „Woche der Demenz“ oder der Buch-Telefonzelle seien Dinge ins Leben gerufen worden, die sich für Besigheim lohnen. Nach dem Weggang von Haas ist die Stelle zum 1. April neu ausgeschrieben worden, nicht in Vollzeit, sondern lediglich zu 50 Prozent, das Büro des Quartiersmanagement soll dann im Rathaus angesiedelt sein. Doch Bewerbungen gibt es bisher nicht. Personal mit den notwendigen Qualifizierungen sei rar, so Bühler.

 
 
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