Rathausstrum Ingersheim Von der bunten Blume zur Hexe

Von Jörg Palitzsch
Verwandlung gelungen: Ingersheims Bürgermeisterin Simone Lehnert wurde in die Hexenzunft der Holma’le beim Ingersheimer Rathaussturm aufgenommen. Foto: /Martin Kalb

Mit der Besetzung des Rathauses läutet die 1. Fasnetszunft Holma’le den Fasching ein. Bürgermeisterin Simone Lehnert verwandelt sich in eine Hexe.

Über 100 Gäste säumten am Samstagmittag den Platz der Ingersheimer Dorfmitte, als die Fasnetzunft Holma’le zum Rathaussturm ansetzte. Musikalische Unterstützung mit Guggenmusik kam vom Fanfarenkorps Meimsheim und auch eine Abordnung der Cannstätter Nachtwächter war angereist. Erstmals in diesem Jahr war ein großer Stand aufgebaut, an dem Speisen und Getränke angeboten wurden, was durchaus ein Gewinn für die Veranstaltung war.

Allerdings fiel der sonst übliche Rathaussturm aus. So waren auch die Gemeinderäte, die zur Verteidigung der kommunalen Hochburg gekommen waren, wenig gefragt. Jochen Zoller, Zunftmeister der Holma’le, hatte sich, nachdem die Veranstaltung wegen Corona zwei Jahre ausfallen musste, überlegt wie man neue Hexen gewinnen kann – schließlich hatte auch die Zunft Abgänge zu verkraften.

Bürgermeisterin Simone Lehnert wird zur Hexe

So fiel sein Auge auf Bürgermeisterin Simone Lehnert, die sich dem närrischen Volk zunächst als quietschbunte Wasserblume in Grün und Rosa präsentierte und damit gut in den Rathausbrunnen gepasst hätte. Zuerst gab sie sich noch kämpferisch, „was stört ihr meine Ruh, das lass ich nicht zu“. Doch der Zunftmeister hatte sowieso anderes vor und bat die Mannschaft vom Ratssaal herunter.

Für eine Verwandlung zur Hexe musste die Verwaltungschefin dann fünf Aufgaben absolvieren, die mit jedem Schritt schwieriger wurden. Zunächst galt es, den Hexeneinstellungstest zu bestehen. Die Fragen kreisten darum, welche Hexe die Vollständigkeit des Häs kontrolliert und welche alles organisiert. Dann musste sie eine Maske abmalen, auf einem Besen reiten und in einem Eimer zugeworfene Bälle einfangen, Schnürsenkel sowie einen Haargummi suchen, und schließlich auch noch ein T-Shirt und Socken herbeischaffen. Und selbst die schwierigste Aufgabe, einen roten BH vorzulegen, schaffte die angehende Hexe mithilfe eines Narren.

Simone Lehnert fühlte sich sichtlich wohl, kannte sie doch die Abläufe. So war sie schon im Februar 2020 als Bürgermeisterkandidatin eingeladen, den damaligen Bürgermeister Volker Godel sowie die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte bei der Verteidigung des Rathauses zu unterstützen.

Außerdem war Lehnert jahrelange Fasnetsanhängerin in der Narrenzunft Neresheim. Nach allen erledigten Aufgaben war ihre Aufnahme im Häs in die Hexenbrut der Holma’le dann auch ein Leichtes. Aus den Händen des Zunftmeisters erhielt sie die Urkunde als Ehrenmitglied und als Geschenk ein hochprozentiges Desinfektionsmittel. Gekonnt schmetterte die neue Hexe den Schlachtruf über den Platz, der lautstark erwidert wurde. Anschließend zog die Narrenschar ihre Flagge vor dem Rathaus auf. Bis Aschermittwoch habe der Gemeinderat nun nichts mehr zu tun, so Zunftmeister Jochen Zoller, und Hexe Lehnert sowieso nicht.

In Ingersheim geht es närrisch weiter. Am Freitag, 17. Februar, gibt es den „Rock-Fasching“ und einen Tag später den „Ingersheimer Fasching“ in der SKV-Halle, beides Veranstaltungen des Blasorchesters. Der Kinderfasching des Akkordeonvereins findet am Sonntag, 19. Februar, und am Dienstag, 21. Februar, in der SKV-Halle statt. Und auch die Holma’le haben in den nächsten Wochen ein straffes Programm. An Umzügen in Hardthausen und Talheim, Nachtumzügen in Rosswangen sowie Stuttgart-Mühlhausen und beim Rosenmontagszug in Binswangen ist die Ingersheimer Fasnetzunft dabei.

 
 
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