Rathaussturm in Bietigheim Narren rücken mit schwerem Gerät an

Von Uwe Mollenkopf  
Die Wobachspatzen stellten den Narrenbaum auf – mit Kranunterstützung. Foto: Martin Kalb

Am Donnerstag traten die Wobachspatzen und Buchfinken mit Verstärkung zum Rathausturm an.

Der Kampf ums Rathaus spielte sich in Bietigheim am Donnerstagabend zur Abwechslung einmal nicht im Rahmen des OB-Wahlkampfs ab, sondern war närrischer Natur. Traditionsgemäß rückten gegen 18.31 Uhr die Fasnetsvereine an, um den Narrenbaum aufzurichten und den Verwaltungssitz unter ihre Kontrolle zu bringen. Zahlreiche Anspielungen auf die bevorstehende Wahl fehlten gleichwohl nicht.

„Wenn ihr glaubt, ihr könnt’s besser, warum habt ihr euch dann nicht als OB beworben?“, rief Oberbürgermeister Jürgen Kessing dem närrischen Zug zu, der unter lautstarker Guggenmusikbegleitung vor das Rathaus zog, um ihn zur Herausgabe der Schlüssel zu zwingen. Kendra Kroll-Kunz, die stellvertretende Sitzungspräsidentin des CVB Wobachspatzen, und Sonja Winter, die Pressereferentin der KG Buchfinken, erwiderten, bei den Narren halte man nicht so viel vom Wählen. Schließlich werden diese auch von einem Prinzenpaar regiert. Und wenn doch, dann hätten sie heute Abend viel mehr Stimmen als die im Rathaus, so die Sprecherinnen.

Kessing, der sich als Bauarbeiter verkleidet hatte und von dem Bundestagsabgeordneten Eberhard Gienger (CDU) sowie dem Landtagsabgeordneten Daniel Renkonen (Grüne) unterstützt wurde, hielt dagegen, es komme weniger auf die Quantität als auf die Qualität an.

Unterstützt wurden die Wobachspatzen und die Buchfinken von verschiedenen Gastvereinen, darunter die Würmlesbader, der Fasnetsverein Steinheim und die Zabergäunarren aus Güglingen. Musikalisch waren fünf Guggenmusikgruppen mit von der Partie, darunter „Immortalis“ von den Wobachspatzen. Diese heizten musikalisch ein, was der Rathauschef jedoch geschickt konterte. Das eben gespielte „Alles, was ich will, bist Du“ sei das Lieblingslied seiner Wähler.

Kessing machte sich auch über das schwere Gerät lustig, das die Narren diesmal aufgefahren hatten: Ein Kran der Firma Wiesbauer half, den Narrenbaum vor dem Rathaus in Position zu bringen. Offenbar fehle es dem närrischen Volk an Muskelkraft, scherzte der OB. Oder wolle ihn gar Wiesbauer aus dem Rathaus abschleppen, so Kessing in Anspielung auf den Firmenchef und CDU-Fraktionsvorsitzenden Thomas Wiesbauer?

Kendra Kroll-Kunz und Sonja Winter hatten indes eine Begründung für den Kraneinsatz parat: Sie müssten ihre Kräfte schonen für die Regierungsübernahme. Den Kran hätten die Narren von einer der Baustellen in der Stadt mitgehen lassen. Dort werde er nicht vermisst werden, denn: „Da wird eh nichts geschafft.“

OB Kessing wertete den Rathaussturm schließlich als „klassische Bürgerbeteiligung“ und rückte den symbolischen Rathausschlüssel heraus, während Eberhard Gienger die weiße Fahne zeigte. Wenn die Narren regierten, könne er endlich Wahlkampf machen, so der OB.

Vor dem Rathaus war jedoch erst einmal Fasching angesagt. Mit Guggenmusik, einem „Monsterkonzert“ und Gesangseinlagen der diesjährigen Faschingsprinzessin der Wobachspatzen, Kessy Blue I., ging es auf dem Marktplatz närrisch weiter.

 
 
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