Regionaler Krimi Peter Struve schillert durch den Landkreis

Von Gabriele Szczegulski
Oliver von Schaewens vierter Krimi ist nicht so dunkel und düster wie dieses Foto vermittelt.⇥ Foto: Dominik Thewes

Schillers „Kabale und Liebe“ spielt eine nicht unbedeutende Rolle im neuesten Krimi „Liebestrug“ des Marbacher Journalisten Oliver von Schaewen.

Peter Struve durfte schon dreimal im Auftrag des Marbacher Journalisten und Autors  Oliver von Schaewen als Kommissar ermitteln.

Und immer hatte Friedrich Schiller seine Hände im Spiel. Denn vom in Marbach geborenen Dichter ist Lokaljournalist von Schaewen fasziniert. Doch in seinem vierten Kriminalroman ist Peter Struve suspendiert und dümpelt als Ladendetektiv in einem großen Ludwigsburger Einkaufszentrum dahin. Ortskundige wissen genau, um welches es sich da handelt. Nicht um das Marstallcenter, in dem Struve im 17. Stock wohnt.

Voller Lokalkolorit

Auch von Schaewens vierter Fall ist voller Lokalkolorit und könnte Anlass zu einer „Struve-Tour“ werden, wie es im schwedischen Ystad Bus-, Boot- und Fußtouren auf den Spuren des Kommissars Wallander gibt. Die schwäbische Variante solch einer Tour beginnt wohl im Marstallcenter, führt aufs Tammerfeld über den Bietigheimer Forst, Marbach, der Ludwigsburger Karlskaserne über Ingersheim und Freiberg nach Kornwestheim. Unzählige Spuren hinterlässt Peter Struve im Landkreis, so viele wie in keinem Buch von Oliver von Schaewen zuvor.

Es ist aber nicht nur der Lokalkolorit, der „Liebestrug“ zum bisher besten von Oliver von Schaewens Büchern macht, sondern auch, weil viele – auch vom Autor persönlich beeinflusste – Versatzstücke das Buch bereichern und damit einen aktuellen Bezug schaffen, in einer ausgereiften Sprache, die dem Leser Spannung und Komik sowie philosophische Gedanken zur romantischen Liebe zugleich verschafft.

Von Schaewens Kommissar nämlich erinnert sich und trifft nach Jahren seine große Liebe. Verstärkt durch die Eindrücke, die Struve durch sein Mitwirken bei dem von Flüchtlingen und einer neuen weiblichen Bekanntschaft inszenierten Schiller-Stück „Kabale und Liebe“ bekommt, sinniert er über die große Liebe und warum oft nicht zusammenkommen kann, wer zusammenkommen will. Und wie Oliver von Schaewen ist sein Protagonist Peter Struve ein passionierter Schachspieler.

Mord ist nur Nebensache

Von Schaewens Verdienst ist, dass dieses Buch, so traurig und tragisch die Umstände der Protagonisten oft sind, nicht ins Dramatisch-Kitschige abrutscht. Und im Falle von „Liebestrug“ ist der Plot nicht einfach nur ein weiterer regionaler Krimi, sondern ein Roman mit weitreichendem Inhalt, der aus dem Gros dieser Sparte wie ein Elfenbeinturm herausragt. Es geht um Flüchtlinge, um Privilegien, um Korruption, um die Liebe, die Sehnsucht und unerfüllte Träume. All diese Themen, die auch im alltäglichen Plot, in dem ein Lokalredakteur fischt, enthalten sind.

Der Mord ist in Oliver von Schaewens viertem Roman scheinbar nur Nebensache, das Besondere ist der Stil, dessen er sich bedient.

Sprache wird literarischer

Bemerkbar ist auch, dass die Sprache, die der Autor verwendet, von Roman zu Roman brillanter wird, weg vom Tagesjournalismus-Deutsch hin zu einer literarischen Variante, die sich manchmal liest wie ein Schiller-Text und durch Beschreibungen, Zitate und Ironie glänzt. Die Balance der sprachlichen Darstellung zwischen Umgangssprache und literarischem Ton ist gelungen und so stehen Krimifans und Literaturfreaks gleichermaßen vor einem Lesevergnügen.

 
 
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