Reparaturcafé in Sachsenheim Neues Leben für defekte Geräte

Von Michaela Glemser
Im Reparaturcafé wird getüftelt (von links): Lena Palmbach, Martin Schöneck und Hans Häcker. Foto: /Richard Dannenmann

Das Reparaturcafé im Sachsenheimer „Tender“ erfreut sich großer Beliebtheit bei den Besuchern. Auch am vergangenen Wochenende kamen wieder viele mit defekten Gerätschaften.

Interessiert schaut Michael Hess aus Sachsenheim auf den Lötkolben und hält die Stecker fest, damit Ralf Kronenberger ungestört arbeiten kann. „Der Verstärker für meine Musikanlage aus dem Jahr 1993 ist defekt. Das ist schade, denn die Anlage steht bei mir im Wohnzimmer und hat noch einen Plattenspieler, auf dem ich meine Vinyl- Plattensammlung anhören kann“, erzählt Hess.

Zum zweiten Mal da

Er hat im Internet vom monatlich stattfindenden Reparaturcafé des Vereins „Ibisa“ e.V. im ehemaligen Bahnhofsgebäude „Tender“ erfahren und war bereits im Dezember vor Ort. „Ich habe inzwischen die notwendigen Ersatzteile bestellt und heute mitgebracht. „Jetzt hoffe ich, dass meine Anlage bald wieder funktioniert“, schildert Hess. Diese Hoffnung hat auch Reparateur Kronenberger, dem die Initiative für das Reparaturcafé im „Tender“ zu verdanken ist. „Ich habe schon in den entsprechenden Einrichtungen in Mühlacker und Vaihingen mitgearbeitet. Die Musikanlage lässt sich sehr gut auseinanderbauen, denn sie ist noch verschraubt, während die modernen Geräte heute nahezu alle geklippt sind“, sagt Kronenberger, der sich als Hobby-Elektriker im Reparaturcafé betätigt. Neben ihm sind weitere Elektriker, Mechaniker, Ingenieure und Techniker an diesem Nachmittag im „Tender“ im Einsatz.

Das Reparaturcafé ist gut besucht und am Eingang trägt zunächst jeder Gast seinen Namen und seinen Reparaturgegenstand auf einem Anmeldezettel ein, auf dem er auch die Veranstaltungsregeln bestätigt. „Wir übernehmen keine Haftung, was jeder Besucher wissen muss. 85 bis 90 Prozent der Gegenstände, die ins Reparaturcafé gebracht werden, sind elektrische Haushaltsgeräte wie Staubsauger oder Mixer“, erklärt Herbert Deumelhuber von „Ibisa“. Aber auch größere Geräte wie Motorsägen, Fernseher oder Fahrräder werden im Reparaturcafé wieder instandgesetzt.

„Vieles ist einfach zu schade zum Wegwerfen, und manches Gerät hat auch eine lange Geschichte, von der wir als Reparateure erfahren“, berichtet Deumelhuber. Die Besucher der Veranstaltung, die immer am letzten Samstag im Monat im Sachsenheimer „Tender“ stattfindet, kommen nicht nur aus der Stadt selbst, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden. An diesem Nachmittag ist beispielsweise Joachim Lindenberger aus Ludwigsburg mit seiner defekten Säbelsäge nach Sachsenheim gekommen. Er hat sich zunächst die Wartezeit bei Kaffee und Kuchen verkürzt, bevor Reparateur Daniel Palmbach die Säge mit Elektroantrieb auseinanderschraubt. „Ich benutze die Säge zur Brennholz-Aufbereitung. Sie ist erst acht Monate alt und ich wollte das gute Angebot des Reparaturcafés nutzen“, sagt Lindenberger.

Vertrauen in die Arbeit

Auch Lena Palmbach aus Sachsenheim, die Tochter des Reparateurs, der sich mit der Säge beschäftigt, hat in das Angebot des ehrenamtlich tätigen Teams Vertrauen. „Mein Akku-Staubsauger funktioniert nicht mehr. Ihn beim Hersteller einzuschicken ist sehr kostspielig. Daher nutze ich die Chance, lokal Hilfe zu finden.“ Das Angebot im Reparaturcafé kostet nichts. „Wer möchte, kann unserem Verein oder seinem Reparateur eine Spende zukommen lassen. Im Augenblick suchen wir noch Mitstreiter im Bereich Schreiner- und Holzarbeiten oder für Näharbeiten“, sagt Deumelhuber. Denn auch wer eine Naht an einer Hose ausgebessert haben möchte, soll im Sachsenheimer Reparaturcafé künftig sein Glück versuchen können.  

Michaela Glemser

 
 
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