Rhythmische Sportgymnastik „Ich finde, ich bin mutig, weil ich der einzige Junge bin“

Von Niklas Braiger
Julian Deutsch beherrscht nicht nur die Wettkämpfe am Reifen, sondern auch mit der Keule und dem Band. Foto: /Karin Geske

Nachwuchsturner Julian Deutsch ist der einzige Junge in der Rhythmischen Sportgymnastik.

Sie war der Shooting-Star der Olympischen Spiele. Darja Varfolomeev brachte die Turnwelt mit ihrem Einzel-Auftritt bei der Rhythmischen Sportgymnastik zum staunen, die Deutsche holte mit ihren 17 Jahren die Goldmedaille im Mehrkampf. Sie ist ein Vorbild für viele, auch für Julian Deutsch. Der Zwölfjährige ist beim TV Sersheim der einzige Junge, der in der Rhythmischen Sportgymnastik aktiv ist und dort Wettkämpfe bestreitet. So war er beim diesjährigen Deutschland-Cup dabei – dem höchsten nationalen Wettbewerb – und wurde dort in seiner Altersklasse von elf bis 15 Jahren stolzer 18.

Häufig der einzige Junge

Beim Deutschland-Cup war tatsächlich noch ein weiterer männlicher Teilnehmer in der Altersklasse 25+, doch meist ist er bei Wettkämpfen der einzige Junge. Inzwischen hat er sich zwar einigermaßen dran gewöhnt, ganz aus seinem Kopf ist aber noch nicht: „Es ist immer noch ein bisschen komisch, immer nur Mädchen um einen rum zu haben. Aber es ist trotzdem cool.“ Bei den Wettkämpfen mitzumachen erfordert einiges an Mumm: „Ich finde, ich bin mutig, weil ich der einzige Junge bin und sonst nur Mädchen da sind“, sagt Julian selbst. Glücklich ist er auch über seine Freunde, die ihn immer unterstützen. „Die finden das richtig cool, das ich das mache“, erzählt er.

Bei Wettkämpfen teilt er sich die Kabine meist mit seinen Mannschaftskameradinnen, Probleme hierbei gibt es keine. „Einmal hatte ich eine eigene Kabine, da war ich mit einem anderen Jungen drin. Aber sonst teile ich die Kabine mit den anderen vom TVS“, Am Wohlsten fühlt er sich bei den Wettkämpfen am Reifen. „Ich mag die Wurf-Figuren und da Drehungen und Rollen drunter zu machen“, erklärt er. Doch auch zum Beispiel die Keule oder das Band beherrscht er gut. Das liegt auch an seinem Training. „Ich trainiere drei Mal in der Woche, montags in der Gruppe, mittwochs und freitags einzeln“, so Julian. Inzwischen ist er seit sechs Jahren Teil des TVS. „Ich war lange davor in der Leichtathletik und habe kurz Fußball gespielt. Aber ich habe mit beidem aufgehört, um mich voll hier zu konzentrieren.“ Zur Rhythmischen Sportgymnastik ist der Schüler vom Helene-Lange-Gymnasium in Markgröningen damals durch eine Freundin gekommen: „Meine beste Freundin war hier beim TV und sie hat gefragt, ob ich mal Lust habe, mitzukommen. Dann hat es mir so viel Spaß gemacht, dass ich weiter dageblieben bin.“

Ans Aufhören denkt er noch lange nicht, auch, weil es wirklich gut für den jungen Turner läuft: Nicht nur beim Deutschland-Cup war der Sersheimer dabei, auch bei der Turngala des Landesturnfests durfte er sich präsentieren. Auch seine nächsten Ziele sind klar: „Ich will immer besser werden und noch mal zu einem Deutschland-Cup kommen“, richtet er den Blick nach vorne.

 
 
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