Riesen scheitern an Manresa Ludwigsburger Finaltraum platzt

Von Andreas Eberle
Justin Simon (am Ball) avancierte gegen Manresa mit 18 Punkten zum Riesen-Topscorer. Aber auch das Geburtstagskind konnte die Niederlage im Halbfinale nicht verhindern. ⇥ Foto: Gunnar Rübenach

Offensivschwache Riesen scheitern beim Final Four in Bilbao an Manresa. Nach der 55:63-Niederlage geht es am Sonntag gegen Holon nur noch um Platz drei der Champions League. Von Andreas Eberle

Der 26. Geburtstag wird wohl der traurigste Geburtstag im Leben von Justin Simon sein. Denn an jenem 26. Geburtstag verpasste der US-Amerikaner mit den MHP Riesen Ludwigsburg beim Final Four in Bilbao den Sprung ins Finale der Champions League – und damit einen Karrierehöhepunkt. Die Mannschaft aus der Barockstadt verlor am späten Freitagabend das zweite Halbfinale gegen Baxi Manresa nach einer katastrophalen Offensivleistung mit 55:63. Der Ludwigsburger Traum vom ersten Titel in der 62-jährigen Vereinsgeschichte ist geplatzt. Schon 2018 waren die Riesen im Halbfinale gescheitert, damals in Athen an Monaco.

Der kürzlich als bester Verteidiger der BBL-Saison ausgezeichnete Simon war zwar mit 18 Punkten der Topscorer seines Teams, aber das war für ihn nur ein schwacher Trost. In einem rein spanischen Endspiel wetteifern nun am Sonntag (20 Uhr) Manresa und Lenovo Tenerife um den Titel. Die Riesen müssen sich mit dem Spiel um Platz drei begnügen. Dort ist ab 17 Uhr Hapoel U-NET Holon aus Israel der Gegner. „Wir haben uns angestrengt und gut verteidigt, aber wir haben vorne einfach zu viel liegenlassen“, sagte Jonah Radebaugh unmittelbar nach der Partie im Interview mit Magenta Sport und machte aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Es ist hart, die Enttäuschung ist groß.“

Routinier Darden muss passen

Die Erfahrung eines Tremmell Darden hätte den Schwaben am Freitagabend gut zu Gesicht gestanden. Bis zum Spieltag hatte Trainer John Patrick die Hoffnung, dass der 40-jährige Routinier rechtzeitig fit werden würde. Doch daraus wurde nichts – Dardens Aufgabe beschränkte sich darin, in Zivil seine Teamkollegen von der Bank aus anzufeuern. Dasselbe galt für Rawle Alkins, der es ebenfalls nicht ins Aufgebot schaffte. Auf der Gegenseite lief Manresa mit seinem katalanischen Star Dani Perez auf. Der Point Guard hatte die vergangenen Partien verletzt verpasst, tauchte nun aber pünktlich zum großen Duell in der Startformation der Spanier auf.

Die Riesen mussten nicht nur gegen die zwölf Baxi-Profis ankämpfen, sondern auch gegen das ohrenbetäubende Publikum. Mit so einem Hexenkessel hatten sie zuvor aber schon bei den zwei Viertelfinalduellen im rumänischen Cluj-Napoca ihre Erfahrungen gemacht und auf dem Feld trotzig dagegengehalten.

Zäher Abnutzungskampf

Beide Mannschaften lieferten sich in der Bilbao-Arena vom ersten Sprungball an einen zähen Abnutzungskampf und verteidigten verbissen. Im Angriff klemmte es aber auf beiden Seiten. Die Wurfquoten entsprachen nicht mal ansatzweise europäischem Spitzenniveau. Bei Manresa fielen vor allem die Dreier nicht so wie sonst – nur drei ihrer 15 Distanzwürfe (20 Prozent) saßen. Die Riesen waren da mit 15 Prozent allerdings sogar noch schlechter. Ihre Trefferquote aus dem Feld von knapp 29 Prozent war generell dürftig, hinzu kamen gleich neun vergebene Freiwürfe. Überhaupt nicht auf Touren kam Radebaugh. Ludwigsburgs Spielmacher, der im Oktober noch zum MVP der Champions League gekürt worden war, musste sich diesmal mit sieben Zählern begnügen.

Kein Team konnte sich bis zur Pause mal richtig absetzen. Nach dem ersten Viertel führten die Spanier, die aktuell trotz des zweitkleinsten Etats in der Topliga ACB aktuell Rang sechs belegen, knapp mit 20:17. Zur Pause stand es 35:35. „Wir haben zu viele Korbleger und Freiwürfe vergeben. Eigentlich müssen wir mit zehn Punkten führen. Aber beide Teams spielen extrem hart und schnell. Das ist ein sehr guter Kampf“, analysierte Coach Patrick im Halbzeit-Interview.

Im dritten Durchgang schlug das Pendel dann zum ersten Mal stärker in eine Richtung aus: in die von Manresa. Mit acht Punkten lag die Truppe von Star-Trainer Pedro Martínez vorne, ehe der bis dahin so unglücklich agierende Radebaugh zum Viertelende noch auf 49:55 verkürzte. Im besonders punktarmen Schlussviertel schafften die weiter neben sich stehenden Riesen dann kein Comeback mehr.

MHP Riesen Ludwigsburg: Hulls (4), Jacob Patrick (4), Simon (18), Bähre, Woodard (6), Johannes Patrick, Herzog, Radebaugh (7), Polas Bartolo (6), Wohlfarth-Bottermann, Happ (4), Cotton (6).

Baxi Manresa: Francisco (8), Moneke (13), Steinbergs, Valtonen, Bako (10), Vaulet (2), Maye (3), Thomasson (10), Perez (2), Sima (15).

Lenovo Tenerife gewinnt das erste Halbfinale

Das erste Ticket fürs Champions-League-Endspiel hatte am Freitag Lenovo Tenerife gelöst. Das Team von der Kanareninsel bezwang den israelischen Vertreter Hapoel U-NET Holon im ersten Halbfinale mit 78:71. Schon zur Pause führte der Tabellenvierte der spanischen Eliteklasse ACB mit 42:33. In der zweiten Hälfte blies Holon zur Aufholjagd und kam in der Endphase gar noch auf einen Zähler heran. Der brasilianische Point Guard Marcelinho Huertas war mit 17 Zähler bester Werfer von Tenerife. Der Topscorer des Abends stand allerdings im Team des Verlierers: Der US-Amerikaner Joe Ragland schaffte 22 Zähler.

 
 
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