RKH Kliniken im Kreis Ludwigsburg 11,6 Millionen Euro Zuschuss vom Kreis

Von Jörg Palitzsch
Das Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen. Die RKH Kliniken im Kreis brauchen eine Finanzspritze vom Landkreis. Foto: /Foto: Helmut Pangerl

Erstmals muss der Landkreis Ludwigsburg Geld in den laufenden Betrieb der Kliniken stecken. Hinzu kommen ein Defizit, hohe Investitionen und die Reform des Bundesgesundheitsministers.

Die Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH und die Orthopädische Klinik Markgröningen gGmbH leiden an einer akuten Finanzschwäche. Der Landkreis muss in die kommunal betriebene Häuser allein 2023 insgesamt 11,6 Millionen Euro in den laufenden Betrieb stecken, bislang konnten die Kliniken ihr operatives Geschäft selbst finanzieren. Hinzu kommt ein Defizit aus 2022 in Höhe von sieben Millionen, das ebenfalls der Kreis übernimmt. Außerdem stehen Investitionen an, die angesichts der Preissteigerungen bis 2030 auf eine Summe von gut 500 Millionen Euro hinauslaufen könnten, so Axel Hechenberger, Finanzchef der Kliniken.

Wegfall der Fallpauschalen

Und dies in Zeiten des Umbruchs, nachdem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine Revolution in Form einer Krankenhausreform ausgerufen hat, die Bund und Länder stemmen sollen.

Grund genug für Professor Jörg Martin, Geschäftsführer der Regionalen Kliniken Holding RKH, im Kreistag auf die geplanten Änderungen einzugehen, die bis zum Sommer in einen Gesetzesentwurf gegossen werden sollen. Zum einen zeigte sich Martin erleichtert, dass die Länder nun „mit im Boot sind“, gleichzeitig stehe die Kliniken-Landschaft im Kreis vor großen Umbrüchen. So werde es nach dem Wegfall der Fallpauschalen – bei denen möglichst viele Behandlungen auf möglichst kostengünstige Art durchgeführt werden – künftig eine bevölkerungsbezogene Finanzierung und weniger stationäre Patienten geben. Stichwort ist die „Ambulantisierung“, ein Prozess der Auslagerung sozialer und gesundheitlicher Versorgungsleistungen aus dem stationären in den ambulanten Sektor. Gestärkt werden soll vor allem die Telemedizin. Hier wolle man der größte Anbieter im Land werden.

In der Aussprache zur Unternehmensplanung für 2023 wurde im Kreistag unisono ein Bekenntnis für die Kliniken abgegeben. 2009 sei man in die Holding eingestiegen, was einen Mehrwert und Gewinn gebracht hätte, sagte Ralf Trettner (CDU). Gleichwohl habe der schwere Frachter „Kliniken“ als Premiumprodukt Kratzer bekommen. Hin und wieder würde man sich wünschen, dass der Kapitän sich zu den wesentlichen Themen mit der Reederei, also dem Kreistag, abstimme, so Trettner. Das System sei krank, man befinde sich in einem Dauer-Hurrikan. Martin meinte, man sei ständig auf hoher See, sicherte aber zu, die Frequenz der Funksprüche zu erhöhen.

Dr. Uwe Stoll (Grüne) bezeichnete den Unternehmensplan als Papier mit vielen Unsicherheiten, das System der Fallpauschalen habe zu einer Kommerzialisierung geführt. Am Ende könnten noch mehr Kosten auf den Kreis zukommen, trotzdem stünden die Grünen hinter der kommunalen Trägerschaft. Ramona Schröder (SPD) wies darauf hin, nur mit ausreichend Personal seien Veränderungen möglich. Komme es nicht dazu, würden die Patienten mit den Füßen abstimmen und in andere Kliniken gehen.

Während Dr. Horst Ludewig (FDP) eine bessere Anbindung der niedergelassenen Ärzte an die Kliniken einforderte, stellte Wolfram Scheffbuch (Linke) einen Forderungskatalog für die Beschäftigten auf. Diese müssten Lob und Anerkennung erhalten, „sie sind nicht nur Verschiebemasse“. Neue Pflegekräfte müssten eingearbeitet werden, „da ist der Arbeitgeber in der Pflicht“.

Der Kreisrat forderte eine Entlastung von Bürokratie und Dokumentation, selbst durch die elektronische Krankenakte sei der Aufwand nicht geringer geworden. In den Kliniken sollten ältere Beschäftigte stärker eingebunden werden. „Jeder und jede ist gleich viel wert, egal ob in der Küche oder in Reinigungsservice“, so Scheffbuch, zudem müsse man über eine übertarifliche Bezahlung nachdenken.

Geschäftsführer Martin räumte ein, dass die Personalgewinnung die größte Herausforderung sei. 30 bis 35 Prozent ihrer Zeit müssten Ärzte und Pflegekräfte für die Dokumentation aufbringen. Die Unternehmensplanung der Regionalen Kliniken Holding als auch der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbh wurde einstimmig beschlossen.  

 
 
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