Rotenacker Wald Drückjagd sorgt für Unmut

Von Uwe Mollenkopf
Ein Reh auf dem Weg ins Dickicht, beobachtet im Landkreis Ludwigsburg. Foto: Uwe Mollenkopf

Dass kurz vor Beginn der Schonzeit im Staatswald noch Wild geschossen wurde, ist auf Kritik gestoßen. Bei Forst BW verteidigt man die Jagd indes. Sie entspreche den geltenden Vorgaben.

An diesem Dienstag, 31. Januar, endet die Jagdzeit für das Rehwild. Eine Woche vorher sind die Jäger dem Wild auf einer Staatswald-Fläche im Rotenacker Wald, die sich über die Gemarkungen von Bietigheim-Bissingen, Tamm und Markgröningen erstreckt, noch einmal zu Leibe gerückt. 15 Rehe wurden bei einer Drückjagd erlegt, bestätigt Samuel Ziegler von Forst BW, der Einrichtung, die die Verantwortung für die Bewirtschaftung des Staatswalds in Baden-Württemberg hat.

Walter Maier (Name geändert), der sich mit dem Jagdwesen auskennt, aber seinen echten Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat sich deswegen an die BZ gewandt. Er verweist darauf, dass die alljährliche Drückjagd des Staates in diesem Jagdrevier bereits im Dezember stattfand. Er sei entsetzt darüber, dass nun, so kurz vor dem Ende der Jagdzeit, eine zweite Jagd des Staates stattfand. Die Zahl der getöteten Rehe auf einem verhältnismäßig kleinen Areal sei weit mehr als jagdlich vorgeschrieben beziehungsweise notwendig.

Dürftiges Ergebnis im Dezember

Das sieht man bei Forst BW indes ganz anders. „Die Frage ist eher, warum sind so viele Rehe in diesem kleinen Areal und welche Auswirkungen hat das durch den Wildverbiss auf den Wald und auch auf die Gesundheit der Rehe?“, so Samuel Ziegler gegenüber der BZ. Erfahrungsgemäß komme bei einer Drückjagd nur ein überschaubarer Teil des vorhandenen Wildes zur Strecke. „Folglich ist nach wie vor von einem ausreichend gutem Wildbestand im Rotenacker Wald auszugehen“, sagt Ziegler. Er verweist auch darauf, dass im Dezember ein eher dürftiges „Streckenergebnis“ erzielt worden sei und dass es in dem Jagdbogen im Jagdjahr 2021/2022 gar keine Drückjagd gegeben habe.

Maier kritisiert darüber hinaus aber auch, dass ausnahmslos alle Tiere für die Jagd freigegeben worden seien, unabhängig von Alter, Zustand und Geschlecht. Die Muttertiere hätten bereits jetzt weit entwickelte Föten im Leib. Diese Form der Jagd habe in seinen Augen nichts mehr mit Hege und Pflege zu tun.

Ziegler weist die heftigen Vorwürfe zurück: Die Freigabe sei entsprechend den geltenden Vorgaben des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes Baden-Württemberg und seiner Durchführungsverordnung erfolgt. „Das heißt, es wurden Wildschweine und Rehe beider Geschlechter freigegeben, wobei erkennbar führende Muttertiere zu schonen waren.“

Bezirk wird neu verpachtet

In dem betroffenen Jagdrevier steht zudem auch ein Pächterwechsel an. Der bisher vom Staat gepachtete Jagdbogen soll zum nächsten Jagdjahr neu vergeben werden. Hierfür konnten sich geeignete Personen bewerben, um per Zufall den Zuschlag zu erhalten. Laut Ziegler geschieht die Neuverpachtung des staatlichen Eigenjagdbezirks im Zuge einer Jagdverpachtungsoffensive von Forst BW zugunsten revierloser Jäger zum 1. April 2023. Den Verdacht, dass deshalb vor der Übergabe nochmals gejagt wurde, lässt er nicht gelten. Die Drückjagd wäre auch durchgeführt worden, wenn es keine Neuverpachtung gebe: „Einen Zusammenhang mit der anstehenden Verpachtung gibt es nicht.“

 
 
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