Eigentlich könnte Cornelia Wirsich aus Kleinsachsenheim ihren Ruhestand in vollen Zügen genießen. Die gelernte Erzieherin wurde im Juli dieses Jahres im Kinderhaus „Domino“ in Bietigheim-Bissingen verabschiedet und könnte sich nun ausgiebig um sich selbst sowie ihre Familie kümmern. Doch die 66-Jährige hat noch weitere Ausbildungen und Fortbildungen in ihrem bewegten Leben absolviert, bei denen sie noch lange nicht im Ruhestand ist.
Sachsenheim Auf Entdeckungstour in der Natur
Cornelia Wirsich aus Kleinsachsenheim erzählt aus ihrem Alltag als Naturpädagogin und Naturparkführerin.
Kindern die Natur näherbringen
Wirsich ist auch ausgebildete Heilpraktikerin, Landwirtin, hat erfolgreich an Fortbildungen zur Naturpädagogik und an Fachseminaren zur Biodiversitäts-Pädagogik teilgenommen und den Fernstudiengang „Natur- und Umweltpädagogik“ abgeschlossen. „Die Naturpädagogik war als Erzieherin im Kindergarten mein Schwerpunkt und am meisten habe ich dabei durch die wissbegierigen Fragen der Kinder gelernt. Die Begeisterung für die Natur schlummert in jedem Kind. Sie muss nur geweckt werden“, sagt Wirsich.
Sie arbeitet inzwischen auch an der Naturschule Stromberg in Ötisheim, wo unter anderem Schulklassen die heimische Flora und Fauna unter fachkundiger Anleitung mit allen Sinnen erfahren können. Zudem engagiert sich die Kleinsachsenheimerin beim Aufbau des neuen Netzwerks von sogenannten „Naturpark-Kindertagesstätten“, eine Zertifizierung, die Kindergärten im Naturparkgebiet „Stromberg-Heuchelberg“ künftig erlangen können. „Es erfüllt mich sehr, den Kindern die Freude an der Natur zu vermitteln, ihnen Zusammenhänge zu erklären und bei ihnen ein besonderes Bewusstsein zu wecken“, betont Wirsich. Neben den Wild- und Heilkräutern gilt der Biodiversität das große Interesse der Kleinsachsenheimerin, die seit 2017 Naturparkführerin ist und den Teilnehmern ihrer rund 20 öffentlichen Führungen pro Jahr vor allem Einblick in die ökologischen Zusammenhänge gewähren will.
Es gehe darum, die eigene Lebensgrundlage zu sichern, „denn die Biodiversität sorgt für sauberes Wasser, fruchtbare Böden und artenreiche Meere“, so Wirsich. An dem stürmischen Nachmittag, an dem die BZ sie begleitet, wandert sie mit ihrer Gruppe von Kleinsachsenheim ins Altenbachtal und weist auf Mulden von Feldhasen hin, auf Höhlen und Rückzugsräume für Steinkauz, Insekten und Co. in Baumstämmen und Totholz, erklärt die Bedeutung der Laubfärbung im Herbst.
Zu viel Glyphosat
„Eine reichstrukturierte Landschaft ist sehr wichtig. Dies liegt auch immer mehr Landwirten am Herzen, was an den zunehmenden blühenden Randstreifen zu erkennen ist. Aber immer noch wird zu viel Glyphosat verwendet, das unter anderem die Anzahl der Amphibien drastisch minimiert“, sagt Wirsich. Diese glyphosathaltigen Mittel schädigen auch die heimischen Siebenschläfer, welche zu den Lieblingstieren der Kleinsachsenheimerin zählen. Bei Wirsich im Gartenhaus hat einer dieser kleinen Gesellen sein Winterquartier bezogen.
„Überhaupt lässt sich im heimischen Garten viel dafür tun, um den Artenreichtum zu fördern“, empfiehlt Wirsich. Es mit dem Unkrautjäten nicht immer so genau zu nehmen, einen Blätterhaufen auch einmal liegen zu lassen oder grüne Hecken zu pflanzen statt Metallzäune zu errichten: Die Naturexpertin möchten die Teilnehmer ihrer Führungen davon überzeugen, dass jeder im Kleinen etwas für den großen Naturschutz tun kann.
Immer beliebter werden auch private Führungen der Naturparkführerin zu Geburtstagen, als Firmenausflüge oder für Familientreffen. Weiterhin gibt Wirsich ihr Wissen auch in mehrtägigen Seminaren, etwa vom 30. Mai bis 1. Juni 2025 in Häfnerhaslach, weiter. Dabei lernen Interessierte, was die Wildkräuter im Stromberggebiet mit der Erhaltung der Artenvielfalt zu tun haben. „Ich erlebe die Natur mit offenen Augen, ich rieche überall hin und gehe mit einem wachsamen Blick spazieren. Dabei gibt es so viel zu entdecken und dies soll auch den kommenden Generationen noch möglich sein“, wünscht sich Wirsich. Michaela Glemser