Sachsenheim Bäckerei Clement feiert 75-jähriges Jubiläum

Von Michaela Glemser
Sie feiern 75 Jahre Bäckerei Clement: Der Seniorchef Manfred Clement erinnert sich an seinen Einstieg in den Betrieb der Eltern. Sohn Frank Clement leitet heute rund zehn Filialen im Kreis Ludwigsburg. Foto: /Martin Kalb

Manfred und Frank Clement erzählen von den Herausforderungen des Bäckerhandwerks früher und heute.

Sie sind beide Bäckermeister aus Leidenschaft, denen bei der Verarbeitung von Mehl, Hefe und anderer Zutaten mit den eigenen Händen die Herzen höherschlagen. Beide haben die Wahl ihres Berufs bisher keinen Moment bereut, auch wenn Manfred Clement sich zunächst mit dem Bäckereihandwerk anfreunden musste. „Eigentlich hätte ich lieber den Beruf des Schornsteinfegers oder auch des Elektrikers ergriffen. Aber damals war es keine Frage, dass ich in den elterlichen Betrieb einsteige“, erinnert sich der heute 85-jährige Seniorchef der Bäckerei Clement.

Eltern übernahmen die Bäckerei

Seine Eltern Karl und Gertrud hatten 1950 die Bäckerei mit der angeschlossenen Gaststätte „Zur Linde“ in der Großsachsenheimer Brunnenstraße übernommen. „Ich habe schon von Jugend an in der Bäckerei mitgearbeitet. Wir waren ein reiner Familienbetrieb. Um drei Uhr standen wir auf und gingen in die Backstube. Bis spätabends war Betrieb in der Gaststätte“, sagt Manfred Clement über seinen oftmals beschwerlichen Arbeitsalltag, den er jedoch deutlich veränderte, als er im Jahr 1972 mit seiner Frau Sofia die Bäckerei von den Eltern übernahm, um sich fortan nur noch darauf zu konzentrieren.

Die angegliederte Gaststätte hat er geschlossen. „Ich hatte zu Beginn einige schlaflose Nächte, weil ich mit der Bäckerei meine Familie ernähren musste, und die Konkurrenz in Sachsenheim groß war.“ Doch auf der Suche nach Ideen, wie er den Umsatz steigern konnte, wurde er bei einem Kollegen fündig, der seine Zuckerhasen-Produktion auflösen wollte. Vor allem die Butter-Karamell-Hasen entwickelten sich zu einem echten Publikumsrenner auch weit über die Sachsenheimer Stadtgrenzen hinaus, denn Clement belieferte mit seinen Zuckerhasen Bäckereien im gesamten Kreisgebiet. Noch heute steht der Seniorchef einmal im Jahr mit Sohn Frank stundenlang in der Backstube, um das Naschwerk herzustellen.

Frank Clement ist im Jahr 2000 in den Bäckereibetrieb seines Vaters eingestiegen, nachdem er seine Ausbildung und einige Schnupperjahre in anderen Bäckerunternehmen verbracht hatte. „Es war wichtig, Erfahrungen zu sammeln und neue Ideen zu entwickeln. Natürlich war es zunächst schwierig, wenn Senior- und Juniorchef in einer Backstube arbeiten, aber mein Vater hat sich meinen Vorschlägen gegenüber immer aufgeschlossen gezeigt und unsere Diskussionen waren sehr fruchtbar“, sagt Frank Clement. Ihm ist es innerhalb weniger Jahre gelungen, den Betrieb mit 30 Mitarbeitern und drei Filialen auf 50 Mitarbeiter mit sechs Filialen auszubauen.

Neubau in Großsachsenheim

2010 übernahm er die Bäckerei ganz und begann 2013 mit dem Neubau des neuen Stammhauses und einer modernen Backstube mit Verwaltungsräumlichkeiten in der Ludwigsburger Straße. „Mir war es immer wichtig, mich von der großen Backindustrie mit ihren Vormischungen abzugrenzen. Bei uns wird alles mit Ressourcen aus der Region hergestellt. Zudem haben wir erkannt, dass es sich beim Teig wie mit einem guten Wein oder Käse verhält. Je länger er reift und gärt, umso besser entfalten sich die Geschmacksaromen“, sagt Clement.

Gab es früher zu Zeiten von Seniorchef Manfred Clement bis zu acht Brotsorten im Angebot, sind es inzwischen über 25 Brotarten. „Es gibt im Prinzip vier Kundengruppen: die Anhänger von Weizen- und Mischbroten, die Liebhaber von Spezialbroten mit Saaten und die Freunde von Vollkornprodukten. Schließlich bevorzugen davon noch manche Dinkelprodukte, die bekömmlicher sind“, so Frank Clement. An der Entwicklung der Verkaufszahlen erkennt er, ob er im Geschmack etwas verändern muss.

„Wir pflegen einen offenen und sehr transparenten Kundendialog und beziehen dabei auch die sozialen Medien ein. Die Kunden sollen beispielsweise bei der ‚Gläsernen Backstube‘ sehen, wie wir produzieren. Auch die Menschen in unserem Unternehmen stellen wir vor“, sagt Geschäftsleiter Kevin Fazler. Die zunehmende Digitalisierung stellt aber auch das alteingesessene Familienunternehmen mit heute insgesamt 170 Mitarbeitern und rund zehn Filialen im Kreis vor neue Herausforderungen. So befindet sich derzeit ein Online-Shop-System in der Entwicklung, bei dem Bestellungen per App möglich sein sollen.

Wunsch nach mehr Wertschätzung

„Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Menschen dem Bäckerhandwerk wieder mehr Wertschätzung entgegenbringen und es anerkennen, was mitten in der Nacht und auch sonntags von Hand geschaffen wird“, sagt Frank Clement. Dass sein Bäckereihandwerksbetrieb in Sachsenheim ansässig ist und bleibt, steht für ihn außer Frage. Daher engagiert er sich auch für die Stadt im Ortsverband des Bundes der Selbstständigen, beim Sponsoring örtlicher Sportvereine oder bei kostenlosen Frühstücksangeboten in den Kindergärten. „Wir sind und bleiben ein Teil der Stadt Sachsenheim“, sagt Clement, der sich übrigens am liebsten bei einem frisch aufgebrühten Kaffee und einer guten Butterbrezel erholt und dafür auch alle modernen Tortenkreationen stehen lässt.

 
 
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