Rote Robotorwürfel mit großen LED-Anzeigen flitzen über ein Gittersystem. Manchmal bleiben sie abrupt stehen, sausen im rechten Winkel surrend weiter, eine graue Plastikkiste im Schlepptau. Das sieht ein wenig aus wie eine Kulisse einer Science-Fiction-Serie, ist aber ziemlich gegenwärtig: Es handelt sich um das neue Autostore-Lagersystem im Sachsenheimer Waren- und Dienstleistungszentrum (WDZ) des Modeunternehmens Breuninger. Am Montag stellte es die Firma im Beisein von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) der Presse vor.
Sachsenheim Breuninger setzt auf Automation
3,5 Millionen Artikel und 230.000 Plastikkisten in 16 Lagen: Bei Breuninger soll ein automatisiertes Lagersystem für mehr Effizienz bei der Logistik sorgen.
Wie ein Drei-D-Puzzle
Das Autostore-System ist das Herzstück der neuen 40.000 Quadratmeter großen Halle West des WDZ, das damit auf 116.000 Quadratmeter Logistikfläche wächst. Das entspricht nach Unternehmensangaben etwa der Fläche der Stuttgarter Messehallen am Flughafen.
Während von diesem voriges Jahr 8,3 Millionen Passagiere abhoben oder dort landeten, schickt Breuninger mit seinem Autostore Millionen Kleidungsstücke auf die Reise. 3,5 Millionen Teile lagern dort in rund 230.000 Plastikkisten, wie WDZ-Leiter Oliver Peters ausführte.
Die sind 16 Lagen tief gestapelt und enthalten pro Kiste mehrere Artikel. Bei einer Bestellung schiebt das System die passende Kiste automatisch Lage für Lage nach oben, wie bei einem dreidimensionalen Puzzlespiel in XXXXL.
Über der obersten Kistenlage liegt das „Grid“, ein Gitternetz aus Schienen, auf denen die roten Transportroboter die Kiste abholen und zum Weitertransport befördern. Und das sehr schnell. „Die sind mit fünf bis sechs Metern pro Sekunde unterwegs“, sagt Peters. Umgerechnet also etwa 18 bis 21 Stundenkilometer. Und damit sehr viel schneller als jeder menschliche Mitarbeiter in einem herkömmlichen Logistiksystem.
Verpackt wird per Hand
Das gibt es zwar auch im Breuninger-WDZ, mit kilometerlangen Gängen, langen Förderbändern, die Hängeware wie Kleider, Jacken und Hemden auf Bügeln durch riesige Hallen zu Packstationen schweben lassen. Liegeware wie Socken, Schuhe und Ähnliches wird in großen Taschen befördert.
Auch hier sind Logistikroboter zwischen gelben Markierungen unterwegs; das im Vergleich zu ihren neuen Kollegen in der Halle West aber eher gemächlich, denn hier sind auch Menschen zu Fuß und gelegentlich mit dem Kickboard unterwegs.
Im neuen Autostore-System kommen die erst am Schluss des Sortiervorgangs ins Spiel. Nachdem die Transportroboter die jeweilige Kiste an ein Fördersystem weitergeben hat, landet sie an einer Sortierstation. Dort nimmt eine Mitarbeiterin das bestellte Teil aus der Kiste und schickt es weiter. Die Kiste selbst fährt über einen Schacht zurück ins Autostore-System. Über lange Förderbänder, die wie eine Achterbahn mal auf, mal ab führen, kommt die Warenbestellung in einer Nebenhalle an einer Packstation an und wird versandfertig gemacht.
Autostore kann erweitert werden
Der Vorteil dieses neuen Systems: weniger Laufwege und mehr Geschwindigkeit beim Versand, wie Oliver Peters sagt. Denn der Online-Handel gewinnt bei Breuninger immer mehr an Bedeutung: Von den 1,5 Milliarden Umsatz, die das Unternehmen 2023 erwirtschaftetet (plus sieben Prozent) geht die Hälfte inzwischen auf Internetbestellungen zurück.
Wahrscheinlich wird dieses Segment weiter wachsen. Die Firma ist jedenfalls darauf eingestellt: Das Autostore-System kann um 30 Prozent erweitert werden und auch für Konfektionierung und Versand gibt es entsprechend viele Flächen. Nebeneffekt: Der Ausbau des automatisierten Lagers hat laut Breuninger für 200 zusätzliche Arbeitsplätze gesorgt. Die WDZ-Belegschaft wächst damit auf 1700 Personen.
Auch das dürfte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut gefreut haben. Das Autostore-System zeige, dass „Baden-Württemberg sehr gut in der digitalen Welt aufgestellt“ sei.