Sachsenheim Das Dach der Pfarrkirche im Blick

Von Martin Hein
Dachstuhl der evangelischen Stadtkirche: Erik Tittel, Hausmeister und Mesner der Stadtkirche, zeigt marode, vom Holzwurm befallene Dachstuhlbalken. Foto: /Martin Kalb

Nachdem die Fassade an der Großsachsenheimer Stadtkirche saniert wurde, steht voraussichtlich im nächsten Jahr die Sanierung des Kirchendaches an.

Knapp zwei Jahre, nachdem die Arbeiten an der Fassade der Großsachsenheimer Pfarrkirche Sankt Fabian abgeschlossen sind, steht nun die Sanierung des Kirchendaches an. Bei der Außenrenovierung wurden Schäden an Dachstuhl-Balken festgestellt (die BZ berichtete).

Früher haben die Großsachsenheimer den Dachboden als Speicher genutzt. Dort wurde beispielsweise Getreide eingelagert. Für die Unterteilung wurden dabei Mauern eingezogen. Diese Mauern wurden bei der Außensanierung entfernt. Bei einer Begehung des Dachstuhls stellte sich bei der Fassadensanierung heraus, dass die Holzauflagen des Kirchenschiffes durch die Nutzung als Speicher und die eingezogenen Mauern teils stark gelitten haben und marode sind.

Balken müssen erneuert werden

Ein Sicherheitsrisiko besteht nicht. Rasch war jedoch klar, dass diese Balken in absehbarer Zeit ersetzt werden müssen. Statiker haben den Dachstuhl in Augenschein genommen und schätzen die Kosten auf rund 600.000 Euro. Was den zeitlichen Rahmen angeht, könne man derzeit noch keine konkreten Aussagen treffen.

Nach Auskunft von Pfarrer Dieter Hofmann sollen die Arbeiten voraussichtlich im nächsten Jahr beginnen. Es gibt, so Hofmann weiter, die Vorgabe des Landesdenkmalamtes, dass altes Holz, das erhalten werden kann, erhalten werden muss. Dies werde zwangsläufig zu Verzögerungen führen. Letztendlich geht der Pfarrer davon aus, dass im Zuge der Dachsanierung, das Kirchendach komplett abgedeckt und nach dem Austausch der maroden Balken neu eingedeckt werden muss.

Angebote für PV-Anlage einholen

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2040 die Netto-Treibhausgasneutralität zu erreichen. Mit Blick auf dieses Ziel, bietet es sich an, auf der Südseite eine Photovoltaik-Anlage zu installieren. Zumal man die Stadtkirche nicht dämmen könne, sagt Hofmann. Der Kirchengemeinderat habe beschlossen, die Installation einer Photovoltaik-Anlage zu prüfen und Angebote einzuholen.

Was den Start der Bauarbeiten angeht, hält Hofmann den Herbst 2025 für wahrscheinlich. Mit ein Grund für diesen Termin, seien die seinerzeit zum Schutz vor Pilzen und Insekten mit giftigen Chemikalien wie PCB oder PCP behandelten Holzbalken. Dies habe zur Folge, dass die Arbeiten, an diesen Balken aus Sicherheitsgründen mit Schutzmasken durchgeführt werden müssen. Ein Arbeitsschritt, der in heißen Sommermonaten nicht zumutbar ist.

Hofmann weist darauf hin, dass im Zuge der Arbeiten auch das Gemeindehaus mit geprüft wird. Dort könnte eine energetische Sanierung anstehen. Die Landeskirche wird die Baumaßnahmen bezuschussen. Des Weiteren hofft Hofmann, dass die Stadt sich ebenfalls daran beteiligt. Das Spendenkonto, das für die Außenrenovierung eingerichtet wurde, wird für die Arbeiten am Kirchendach weitergeführt. Der aktuelle Kontostand beläuft sich nach Auskunft von des Pfarrers auf rund 14.000 Euro. Der Erlös beim Gemeindefest am Sonntag, 29. September, fließt ebenfalls auf dieses Konto. Die Kirchengemeinde freut sich über weitere Spenden.

Kriegsschäden beseitigt

Kurzer Rückblick: Vor 75 Jahren, im August 1949, mussten Handwerker den Großsachsenheimer Kirchturm reparieren. Zwei Wochen waren die Dachdecker der Ludwigsburger Firma Otto Diezel damit beschäftigt, den Kirchturm zu ertüchtigen. Konkret haben die Dachdecker damals Kriegsschäden beseitigt. Der Kirchturm wurde im April 1945 von Artillerie beschossen und erhielt zahlreiche Treffer. Ein Balken war komplett durchschossen, ein anderer völlig verfault und musste erneuert werden. „Ohne den Beschuss wäre es noch nicht Zeit gewesen, den Schiefer zu erneuern“, berichtete der Enz- und Metter-Bote vom 18. August 1949 weiter, „Eine bange Frage an die Zukunft aber ist es, wann einmal das Kirchendach, das schwerste Schäden aufweist, erneuert werden kann. Unsere Vorfahren haben diese schönen Kirchenbauten unter großen Opfern erstellt, da müssten die Nachkommen sie wenigstens erhalten können“, hieß es 1949.  

 
 
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