Sachsenheim Das Hobby zum Beruf gemacht

Von Michaela Glemser
Die Büchereileiterin Elke Ehrler-Berg in ihrem Element. Gebannt hören die Jugendlichen ihr beim öffentlichen Vorlesen zu. Foto: /Oliver Bürkle

Die Leiterin der Stadtbibliothek Sachsenheim Elke Ehrler-Berg geht nach 38 Jahren in den Ruhestand. Die Digitalisierung hat zu einem veränderten Mediennutzungsverhalten geführt. 

Insgesamt 155 medienpädagogische Angebote haben die Mitarbeiter der Stadtbibliothek Sachsenheim im vergangenen Jahr durchgeführt.

Der Großteil davon war auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet. „Diese erfolgreiche Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten war mir von Anfang an sehr wichtig, als ich zu Beginn meiner Tätigkeit als Leiterin der Stadtbücherei Sachsenheim eine umfassende Bibliothekskonzeption ausgearbeitet habe“, erklärt Elke Ehrler-Berg. Im Jahr 1985 trat die Diplom-Bibliothekarin, die gerade ihr Hochschulstudium absolviert hatte, ihre Aufgabe in Sachsenheim an. Die Stadtbücherei war damals schon in ihrem heutigen Gebäude in der Lammstraße untergebracht, jedoch in sehr beengten Verhältnissen auf einer Etage. „Dass sich an diesen Räumlichkeiten etwas ändern musste, war mir sofort klar.

Erweiterung entscheidend geprägt

Unter Bürgermeister Karl-Heinz Lüth begann die sukzessive Erweiterung, die vor allem 2001 unter Bürgermeister Andreas Stein in einem großen Umbau ihren Höhepunkt hatte“, erinnert sich Ehrler-Berg.

Sie empfindet es heute noch als großes Glück, dass sie in dieser Zeit durch ihre intensive Mitarbeit bei den Erweiterungsplänen die heutige Optik der Stadtbücherei entscheidend mitprägen konnte. „Dies war eine sehr interessante Zeit, und damit hatte die Stadtbücherei auch ihre maximale räumliche Größe auf zwei Stockwerke erreicht. Mehr geht an diesem Standort nicht und ist aber auch nicht nötig“, unterstreicht Ehrler-Berg. Sie wollte eigentlich Psychologie studieren und hat sich letztlich wegen der kürzeren Studienzeit für das Bibliothekswesen entschieden. „Bereut habe ich es keinen einzigen Tag“, betont die Büchereileiterin.

Sie genießt vor allem den Kontakt mit den kleinen Leserinnen und Lesern, die ihr beim öffentlichen Vorlesen lauschen, die mit ihren Klassen und Kindergartengruppen in den Räumen der Bibliothek auf Schnuppertour gehen oder die an einem der jährlich 150 Bücherkoffer ihren Spaß haben, welche das Team der Bücherei an die Schulen und Kindergärten ausliefert. „Auf dieser Arbeit lag mein Schwerpunkt. Dies hat sich auch ausgezahlt“, erklärt Ehrler-Berg.

Jugendliche nutzen Bücherei kaum

Mehr Kopfzerbrechen bereiten ihr da schon die Jugendlichen von 13 bis 17 Jahren, die gerade einmal noch zehn Prozent der Nutzer der Sachsenheimer Bücherei ausmachen. „Die Digitalisierung unserer Gesellschaft hat auch zu einem veränderten Mediennutzungsverhalten geführt. Früher haben die Jugendlichen unter anderem für Referate oder Hausarbeiten unsere Medien genutzt. Heute suchen sie sich die Informationen im Internet“, erläutert Ehrler-Berg.

Ausleihzahlen gehen zurück

Dies macht sich auch beim Rückgang der Ausleihzahlen bemerkbar, die im Jahr 2016 noch bei 205 097 lagen und sich 2022 auf 139 888 reduzierten. „Ursache dafür ist auch die Pandemie, nach deren Ende die Besucher erst einmal wieder davon überzeugt werden mussten, in die Bücherei zu kommen“, so Ehrler-Berg.

Dies wird die große Herausforderung für ihre Nachfolgerin oder ihren Nachfolger sein, der den gesellschaftlichen Änderungen mit einer neuen Konzeption für die Stadtbibliothek Sachsenheim begegnen muss. Ehrler-Berg geht am 1. Oktober in den Ruhestand und wird lernen müssen loszulassen, auch wenn dies mit einem weinenden Auge verbunden ist. „Es ist so, wie wenn Kinder flügge werden und aus dem Haus gehen. Man muss sie loslassen und darauf vertrauen, dass alles gut wird“, erläutert die Leiterin der Sachsenheimer Stadtbücherei.

Ihre Kollegin, Medienpädagogin Sarah Simon-Burger, wird dafür Sorge tragen, dass die Kooperation mit den Schulen und Kindergärten nahtlos fortgesetzt werden kann. Auch die „Bücherleiter-Aktion“ wird weiterhin als Publikumsrenner in der Stadtbücherei durchgeführt.

Lesekompetenz fördern

„Die Lesekompetenz vor allem im Grundschulalter zu fördern ist auch in Zukunft eine große Aufgabe der Bibliotheken“, macht Ehrler-Berg deutlich. Sie wird als Nutzerin der Stadtbibliothek weiterhin verbunden bleiben, denn schließlich hat sie ihr liebstes Hobby, das Lesen, zum Beruf gemacht. Einer ihrer Lieblingsautoren ist beispielsweise der amerikanische Schriftsteller T.C. Boyle.

Seinen Werken wird sich Ehrler-Berg in ihrem Ruhestand verstärkt widmen, auch wenn sie sonst keine Pläne für die kommende ruhigere Zeit in ihrem Leben hat. „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, dann erzähl ihm von deinen Plänen. An dieses Zitat des Philosophen Blaise Pascal werde ich mich halten“, stellt Ehrler-Berg klar.  

 
 
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