Auf Karten werden Wahlgewinne gerne in den Farben der stärksten Partei eingefärbt. Das sieht in der Regel mehr oder weniger bunt aus. Außer im Kirbachtal. Dort dominiert bei der jüngsten Wahl der Ortschaftsräte nur eine Farbe und zwar das Orange von „Wir – mit Herz fürs Kirbachtal“ (WIR). Die neue Wahlliste hat flächendeckend fast alle anderen Bewerber aus dem Feld geschlagen. Besonders bitter ist dies für die Freien Wähler (FW), die noch bei der vorigen Wahl besonders stark abschnitten.
Sachsenheim Das Kirbachtal ist orange
Die WIR-Liste hat im ersten Anlauf gleich in mehrere Ortschaftsräten die absolute Mehrheit gewonnen. Große Verlierer sind die Freien Wähler.
In Ochsenbach holte die WIR-Liste aus dem Stand mit 76,2 Prozent ihr bestes Ergebnis. Dabei pulverisierte sie nicht nur die Grüne Liste Sachsenheim (2,6 Prozent) und die SPD (5,2), die im neuen Ortschaftsrat nicht mehr vertreten sind. Auch die Freien Wähler büßten stark an Zustimmung ein und sackten von 44,97 auf 16,1 Prozent ab. Sie verloren vier von bislang fünf Sitzen; lediglich der bisherige Ortsvorsteher Dieter Otto Baum konnte sein Mandat verteidigen. Er erhielt 299 Stimmen.
Alle übrigen sieben Plätze gingen an WIR. Die größte Zustimmung erzielte mit 505 Stimmen Martin Dürr. Es folgen Alexander Weiß (316), Fabian Feucht (262), Maik Sulzer (253), Birgit Wahlers (209), Peter Leucht (204), und Eveline Thudt (175), die zudem bei der Gemeinderatswahl in Sachsenheim ein Mandat für WIR holte.
Die Wahlbeteiligung lag mit 65,5 Prozent leicht über der von 2019 (63,14 Prozent).
Ihr zweitstärkstes Ergebnis fuhr WIR in Häfnerhaslach ein. Hier holte die Liste 74,1 Prozent der gültigen Stimmen. Gleichzeitig müssen die Freien Wähler in dem Ort ihre schwersten Verluste verkraften: Sie stürzten von 88,29 auf 16,1 Prozent, minus 72,19 Prozentpunkte.
SPD, CDU und GLS waren jeweils mit einer einzelnen Person angetreten. Die SPD, die bei der Wahl 2019 noch auf 11,71 Prozent kam, fiel auf 3,6 Prozent. CDU und GLS waren 2019 nicht dabei und erzielten diesmal 4,6 und 3,5 Prozent der Stimmen. Für keine der drei Parteien reichte das zum Einzug in den Häfnerhaslacher Ortschaftsrat.
Stimmkönigin ist demnach Larissa Weißschuh mit 447 Stimmen. Sie ist die letzte verbliebene FW-Politikerin im Häfnerhaslacher Ortschaftsrat und vertritt die Freien Wähler auch erneut im Gemeinderat.
Alle übrigen sieben Sitze im Ortschaftsrat Häfnerhaslach gingen an WIR, vorneweg an die bisherige Ortsvorsteherin Claudia Volk (440 Stimmen). Sie war erst voriges Jahr als Nachrückerin in den bisherigen Ortschaftsrat gewählt worden, damals noch für die Freien Wähler.
Mathias Werhan erhielt 407 Stimmen, Marc Lorch 341, Martin Hirsch 280, Wolfgang Möbus 264, Jörg Schante 222 und Alfred Koch 157.
Die Wahlbeteiligung stieg von 66,86 auf 76,9 Prozent.
Auch in Spielberg etablierte sich WIR aus dem Stand als stärkste Kraft. 56 Prozent der Wähler sprachen sich für die neue Liste aus, für die aber auch die bisherige Ortsvorsteherin Viola Lepp antrat. Bei der vorigen Wahl hatte sie noch für die CDU kandidiert. Diese landete bei 18,1 Prozent und hatte gegenüber 2019 (45,4 Prozent) die größten Verluste in der Wählergunst zu verzeichnen: minus 27,3 Prozentpunkte. Die Freien Wähler fielen von 47,22 Prozent auf jetzt 25,9 Prozent (minus 21,32 Prozentpunkte).
Für die Sitzverteilung bedeutet das: Fünf Sitze gehen an WIR, zwei Sitze an die Freien Wähler und einer an die CDU. Letzteren verteidigte Michael Stierle. 236 Stimmen entfielen auf ihn. Gerhard Wenzelburger (245 Stimmen) und Wolfgang Ott (161) sind die beiden FW-Vertreter.
Die fünf Plätze der WIR-Listen nehmen ein: Viola Lepp (286 Stimmen), Daniel Ott (210), Arnold Fischer (156), die künftige Sersheimer Hauptamtsleiterin Deborah Weiß (131) und Melanie Ott (106).
In Spielberg gaben diesmal 78,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab; 2019 waren es 66,77 Prozent.
Politisch am buntesten gemischt ist der neue Ortschaftsrat in Hohenhaslach. Hier gelang WIR zwar auch der Einzug in das Gremium; mit 27,1 Prozent ist Ochsenbach die einzige Gemeinde, in der die Liste nicht stärkste Kraft ist. Das ist mit 40,7 Prozent die CDU, die gegenüber 2019 (38,06 Prozent) sogar leicht zulegen konnte. Bei den Freien Wählern halbierten sich die Zustimmungswerte fast von 34,98 auf 22,2 Prozent.
Auch die GLS verlor von 17,04 auf 6,8 Prozent deutlich; ebenso die SPD, die von 9,92 auf 3,1 Prozent fiel und damit auch ihren einzigen Sitz verlor.
Die bislang elf vergebenen Sitze des Ortschaftsrats teilen sich auf wie folgt: CDU fünf Sitze, WIR drei, FW zwei und GLS einer. Eigentlich wäre der Ortschaftsrat sogar zwölf Sitze groß. Drei davon wären an die Freien Wähler gegangen. Da sie jedoch nur zwei Kandidaten aufgestellt hatten, bleibt ein Mandat unbesetzt, wie Sachsenheims Stadtsprecher Arbed Oestringer erklärt. Eine Nachwahl oder Nachbesetzung aus einer anderen Partei wird es nicht geben.
Für die CDU ziehen ins Gremium ein: Hans-Günther Neumann (1689 Stimmen), Jonas Hauber (1319), Bianca Schütz (1067), Lars Weydt (603) und Erwin Muth (550). Philipp Notz (1713) und Dr. Matthias Ulmer (1280) sind die FW-Vertreter, Peter Brosi (924) der der GLS. Die WIR-Fraktion besteht aus Nico Mollenkopf (1471), Claudia Tenzer (982) und Peter Nissan (735).
Jonas Hauber, Lars Weydt, Hans-Günther Neumann sitzen ebenfalls für die CDU im Sachsenheimer Gemeinderat.
Die Wahlbeteiligung lag diesmal mit 71,5 Prozent etwa auf dem Niveau von 2019 mit 72,64 Prozent.
Eine Premiere gab es in Kleinsachsenheim. Der Stadtteil wählte zum ersten Mal überhaupt einen Ortschaftsrat. Bislang gab es lediglich einen Bezirksbeirat. Noch eine Besonderheit: Statt in verschiedenen Parteien anzutreten, einigten sich alle Bewerber auf eine gemeinsame Kleinsachsenheimer Bürgerliste (KBL). Sie erzielte 99,7 Prozent der Stimmen und stellt daher alle zehn Mandate im Ortschaftsrat.
Diese nehmen wahr: Andrea Hanstein (1590 Stimmen), Pia Paul (1433), Anja Esen (1408), André Lux (1346), Brani Gebre, (1279), Laurin Schmid (1267), Bernd Lieb (1262), Thomas Wörner (1249), Christl Rauch, (1182) und Jonathan Lieb (1113). Die Wahlbeteiligung lag bei 65,3 Prozent.
Sämtliche Ortschaftsräte treten erstmals am 17. September zur konstituierenden Sitzung zusammen, bei der auch die neuen Ortsvorsteher gewählt werden.