Bunt, farbenfroh und faszinierend sind sie, die Bilder die der Kleinsachsenheimer Künstler Reiner Thaller malt und die beim Kleinhöflefest im ehemaligen Rathaus zu sehen sind.
Sachsenheim Der Gerhard Richter von Sachsenheim
Der Künstler Reiner Thaller malt Bilder in der Rakeltechnik und stellt seine Kunstwerke beim Kleinhöflefest im ehemaligen Rathaus in Kleinsachsenheim aus. Er regt eine Initiative zur Nutzung des Gebäudes an.
„Colours – Eine Hommage an die Farbe“ heißt die Ausstellung. Der Titel könnte nicht treffender sein. Thaller kam durch besondere Lebensumstände, eine Lebenskrise, wie er sagt, zur Malerei.
Seit 2010 greift der Kleinsachsenheimer zu Pinsel, Kelle und Acrylfarbe. Die Malerei sei Bestandteil einer Therapie gewesen und er habe darin eine Erfüllung gefunden, sagt der Kleinsachsenheimer Künstler, „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht“.
Zunächst hat er nur für sich selbst gemalt. Schließlich haben ihn Freunde ermuntert, eine Ausstellung mit seinen Gemälden zu machen. 2012 hat er mit einer „Haus-Ausstellung“ seine Bilder erstmals öffentlich präsentiert. Die Resonanz sei äußerst positiv gewesen.
Maltechnik weiterentwickelt
Inzwischen hat er seine Maltechnik weiterentwickelt und sich Inspirationen bei Gerhard Richter geholt. Besonders Richters Rakeltechnik hat es seit 2021 dem Kleinsachsenheimer Künstler angetan. Bei dieser Maltechnik werden mehrere Farbschichten mit einer Traufel beziehungsweise einer Kelle aufgetragen und bei einem weiteren Arbeitsschritt teilweise wieder abgekratzt. Dabei entstehen faszinierende und beeindruckende Farbeffekte.
„Das Bild entsteht durch sich selbst“, so Thaller, der Richter-Ausstellungen in Berlin und Dresden besucht hat. Wie lange Reiner Thaller an einem Bild arbeitet, kann er nicht sagen, das sei unterschiedlich. Manchmal daure das drei bis vier Tage, manchmal sei es ein Schaffensprozess, der sich länger hinzieht.
Der ersten Ausstellung 2012 folgte bereits 2013 eine weitere Ausstellung bei der Stadt Sachsenheim, 2015 waren seine Kunstwerke in Bad-Liebenzell zu sehen und 2019 stellte Thaller seine Bilder in der Sachsenheimer Partnerstadt Valréas aus. Die Ausstellungen zogen jeweils viele Besucher an und waren, nach Auskunft des Künstlers allesamt sehr erfolgreich. Etliche Bilder hat er auch schon verkauft.
Früher hatten seine Bilder keine Titel. Inzwischen tragen die farbenfrohen Gemälde Namen wie beispielsweise „Spring“ oder „Run of Life“. Unterschwellig schwingt da die Botschaft mit, die Thaller mit den Bildern vermitteln will: „Ich möchte Lebensfreude nach außen transportieren“. Nun präsentiert Reiner Thaller seine Bilder im ehemaligen Kleinsachsenheimer Rathaus.
Eine außergewöhnliche Location, zumal das Rathaus seit 2005 nicht mehr öffentlich zugänglich war. Das Rathaus als Veranstaltungsort für eine Ausstellung hat Reiner Thaller mit Bedacht gewählt. Er möchte das altehrwürdige Gebäude mit dieser Veranstaltung bewusst wieder in den Fokus der Öffentlichkeit richten.
Gebäude in den Fokus rücken
Zunächst hat er sich an den Bezirksbeirat und schließlich an die Stadt gewandt, und angefragt ob er beim Kleinhöflefest am 29. Juni seine Bilder dort ausstellen darf. Ohne Umschweife habe man ihm das OK erteilt, „was mich riesig freut“ betont Thaller. Er hat das Gebäude bereits in Augenschein genommen.
Es sei ein Jammer, wie dieses alte Gebäude behandelt wird, sagt er. Vor der Ausstellung muss er die Räumlichkeiten erst einmal putzen und Ordnung schaffen, was er gerne mache.
„Es ist mir eine Herzensangelegenheit, diese Ausstellung dort zu machen“, sagt der Künstler. Zugleich hofft er damit, eine Privat-Initiative zu starten, um das Rathaus künftig eventuell regelmäßig für Ausstellungen, Kunsthandwerkermärkte oder Lesungen im kleinen Ramen wieder nutzbar zu machen. Ihm fehle der politische Wille zur Erhaltung des ehemaligen Rathauses, kritisiert er. Das Gebäude werde geradezu schlecht geredet. Thaller ist davon überzeugt, dass sich genügend Kleinsachsenheimer für das historische Gebäude engagieren würden. Er erinnert an viele Ideen, die bereits vor Jahren vorgetragen wurden, um das Rathaus wieder zu nutzen, anstatt es verfallen zu lassen.