Sachsenheim Der Wald leidet unter dem Klima

Von Martin Hein
Peter Wolß von der Stadt Sachsenheim begutachtet Fichten, die vom Borkenkäfer befallen sind Foto: /Martin Kalb

Der Forstbetriebsplan 2024 für den Sachsenheimer Stadtwald stand auf der Agenda des Gemeinderats. Auch wenn es gerade viel regnet - der Wald leidet nach wie vor unter der Trockenheit.

Bürgermeister Holger Albrich betonte bei der Sitzung des Gemeinderats, dass Sachsenheim Im Landkreis Ludwigsburg die waldreichste Kommune ist und man sehr stolz auf den Stadtwald sei.

Dr. Simon Boden, Leiter des Fachbereichs Wald beim Landratsamt, erläuterte vor dem Gremium mit eindringlichen Worten, dass die Wälder im Landkreis massiv durch den Klimawandel beeinflusst werden. Anhand zweier Karten veranschaulichte Simon Boden, wie sehr die Temperaturen im Jahresmittel seit den 1960er Jahren gestiegen sind.

Niederschläge anders verteilt

Die Niederschläge seien insgesamt in etwa gleich geblieben, würden sich jedoch inzwischen über das Jahr anders verteilen. So fehle der Niederschlag häufig in der wichtigen Vegetationsphase. „Wir bräuchten im Prinzip fünf schlechte Jahre für die Freibäder, um das Defizit auszugleichen“ veranschaulichte Boden den Wassermangel. Fichten und Buchen geht es schlecht, Eichen, Tannen und Douglasien erholen sich etwas. Zeichen für eine Entspannung sieht Simon Boden jedoch nicht, „die Ampel steht noch nicht auf dunkelrot, aber auf hellrot“ schildert er die Situation drastisch. Die Trockenheit hinterlässt tiefe Spuren im Wald, die Vitalität der Waldbestände hat sehr deutlich abgenommen.

Neben den Wetterextremen setzt das verstärkte Auftreten von Schädlingen und Pilzerkrankungen, den Bäumen zu. Der Anteil der Schadhölzer sei auch deshalb seit 2018 massiv angestiegen und verharre auf hohem Niveau. Als zentrales Ziel der Waldbewirtschaftung nennt Simon Boden die Erhaltung und Sicherstellung des Waldes mit den vielfältigen Funktionen für die Gesellschaft. „Die Aufarbeitung geschädigter Bäume ist arbeitsintensiver und bedingt einen deutlich höheren organisatorischen Aufwand“, so Boden weiter. Wiederbewaldungsmaßnahmen sowie die Pflege und Sicherstellung der neuen Waldgeneration sind nach den Ausführungen des Experten notwendig. Ebenso müsse mit großer Anstrengung der Bestand gepflegt und stabilisiert werden, um diesen „klimafit“zu machen. Bei der Bewältigung der Klimawandelfolgen sei man auf einem guten Weg. „trotzdem liegen noch erhebliche Anstrengungen vor uns, selbst für unsere Laubholz-Mischwälder mit hohen Eichenanteilen geht der Klimawandel viel zu schnell“.

Die Geschäftslage auf dem Holzmarkt habe sich in letzter Zeit, bedingt durch die etwas nachlassende Baukonjunktur, etwas eingetrübt und stehe unter einem deutlich höheren Druck als im vergangenen Jahr. Man stelle auch 2024 die Brennholzversorgung sicher. Boden geht davon aus, dass sich die Preise in etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr einpendeln.

Nach den Ausführungen von Dr. Boden haben fast alle Kommunen einen Antrag auf Förderung gestellt. Für 2024 geht er davon aus, dass sich das Fördervolumen über alle Kommunen auf rund 78 5000 Euro beläuft. Für Sachsenheim rechnen die Fachleute mit Einnahmen in Höhe von 637 300 Euro, demgegenüber stehen Ausgaben in Höhe von 635000 Euro. Somit schließt der Forstbetriebsplan voraussichtlich mit einem Plus von 2300 Euro ab.

Schädlinge setzen Bäumen zu

Revierförster Burkhard Böer wies ebenfalls eindringlich darauf hin, dass der Wald massiv unter der Trockenheit leidet. Es habe bisher noch nicht genug geregnet, „das war kein Ausgleich“, so Böer weiter, man habe immer noch ein riesiges Defizit. Zugleich wies er auf den so genannten Prachtkäfer hin, der ein ähnliches Schädlingspotenzial hat, wie der Borkenkäfer bei den Fichten. Um eine Ausbreitung zu verhindern, dürfe kein bruttaugliches Material im Wald verbleiben. Pflege bedeute Vitalisierung. „Die Jungbestandspflege ist wichtiger denn je!“ so Burkhard Böer, „wir hoffen auf Regen, Regen und vor allem keine 38 Grad“.

„Wälder sind in guten Händen“

Lothar Makkens (FWV) gab im Namen des gesamten Gemeinderats eine Stellungnahme zum Forstbetriebsplan ab und dankte zunächst den Revierförstern: „Unsere Wälder sind bei Ihnen und unseren städtischen Bediensteten in wirklich guten Händen“.

Makkens bedankte sich auch für den jährlichen Waldbegang, kritisierte jedoch, dass dieser wieder nur für Holzkunden und Gemeinderäte durchgeführt wurde und die interessierte Bevölkerung nicht dabei sein konnte. Er wünsche sich, dass der Waldbegang im kommenden Jahr wieder für die Öffentlichkeit angeboten wird.

Makkens bedauerte, dass es den Wäldern nicht besser geht und der Wassermangel nicht nachgelassen habe. Er sei gespannt, wie die neueren Baumsorten mit den Böden und dem hiesigen Klima zurecht kommen. Ein kleines Plus im Ertrag sei sehr erfreulich, zumal fast 900 Festmeter weniger eingeschlagen werden. Man werde dem vorgelegten Forstbetriebsplan mehrheitlich zustimmen. Stadtrat Lothar Makkens danke dem ganzen Team.

Bürgermeister Albrich schloss sich im Namen der Stadtverwaltung dem Dank an. Alle Mitglieder des Gremiums stimmten dem Forstbetriebsplan zu.  

 
 
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