Sachsenheim Der Wald steht unter Druck

Von Walter Christ
Revierförster Burkhard Böer (rechts) erläuterte beim traditionellen Waldbegang, wie es um den Sachsenheimer Stadtwald steht. Besonders am Herzen lag ihm dabei der Eichenbestand. Foto: /Martin Kalb

Sachsenheim
 Revierförster Burkhard Böer informierte über Lage und Zukunft des Stadtwalds. Besonders für den Eichenbestand müsse mehr getan werden.

Zweieinhalb Stunden lang stapften vorige Woche zur Dämmerungszeit rund 80 Personen in den Distrikten Großsachsenheim und Hohenhaslach durch den Stadtwald. Die Quintessenz des traditionellen Waldbegangs reflektiert stark die wachsenden Herausforderungen für die Forstexperten um Burkhard Böer beim Bemühen, den Wald auch für künftige Generationen zu erhalten.

Für Laien ist beim Spaziergang im Wald kaum zu erahnen, dass sich hinter dem herrlichen Grün immer mehr besorgniserregende Probleme verstecken. Erst aus der Luft und durch Fachleute vor Ort wird offensichtlich, was Dürre über Jahre hinweg und in der Folge Käfer- und Pilzbefall, aber auch Frost und andere klimatische Bedingungen nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau anrichten.

Der Klimawandel setzt dem Wald heftig zu

Zu diesen Experten gehört Revierförster Burkhard Böer, der beim Waldbegang an acht Haltestationen auf einer mehrere Kilometer langen Tour im Beisein seines Kollegen Theo Wöhr und von Dr. Simon Boden vom Landratsamt Ludwigsburg Amtsträgern, Brennholzkunden und Jägern erläuterte, wie wichtig es sei, dem Notfallpatienten Wald beizustehen und wie man das tun könne.

Böer, der sich klar als Eichen-Fan zu erkennen gab, stellte dabei grundsätzlich fest, dass die Forstleute nicht die Folgen des Klimawandels lösen, sondern lediglich Korrekturen an den Symptomen vornehmen könnten.

„Dieses komplexen Themas muss sich die ganze Gesellschaft annehmen, denn dem Wald geht es nach wie vor nicht gut“, betonte Böer. „Es war über Jahre hinweg überdurchschnittlich zu warm, herrschten schlechte Bedingungen“, resümierte der Revierförster.

Was konkret darunter zu verstehen ist, verdeutlichte er in den Arealen „Bannhalde“ und „Hardt“ am Beispiel von Fichte und Eiche. Unterstützt wurde er dabei von Demonstrationen mit einer Vollernte-Maschine (Harvester).

Dazu gab es eine launige Unterrichtsstunde in Sachen Stadtwaldhistorie, komplettiert mit Erläuterungen zu Fachbegriffen wie „Kühplattenwald“ und „Rainbiegel“ sowie zu Bodenbeschaffenheiten und Baumkronen sowie grundsätzlichen Zukunftsproblemen der bis zu 200 Jahre alten Bäume.

Eichenbestand für künftige Generationen erhalten

So habe der Stadtwald einst mal aus einem Drittel Fichten bestanden, und davon sei man inzwischen weit weg. Die Mehrheit der Flachwurzler sei durch Stürme, Borkenkäfer, Gipfelbrüche und Spätfroste verloren gegangen. Auch von einer „Lawine Käferholz“ war die Rede.

Bei den Eichen sei Sachsenheim zwar noch landesweit Spitzenreiter, aber die Schäden und Wachstumshemmnisse nähmen auch hier zu. „Gezielte Pflege-Maßnahmen wie Verjüngung dürfen nicht hinausgeschoben werden. Ausreden bezüglich Kosten und Personal sind nicht hinnehmbar, wenn wir nach sieben Generationen auch den folgenden einen gesunden und klimafitten Wald hinterlassen wollen“. mahnte Böer. Setze man die Pflegemaßnahmen aus, sei die empfindliche Lichtbaumart Eiche jedenfalls „in Nullkommanichts passé“.

Mit einer großflächigen Naturverjüngung aus optimal angepassten Alteichen, aufwendiger Pflege der Jungpflanzen und dem Schulterschluss mit dem Jagdpächter, wie konkret am Waldrand mit Blick auf Hohenhaslach der Fall, gibt es demnach zielführende Lösungsmöglichkeiten für die Zukunft der Eiche, wie am Freitag gezeigt wurde. Solche Vorbildflächen finden in Forstkreisen übrigens auch überregional Beachtung.

Dazu gehörten auch regelmäßige Kontrollgänge, den Baumarten-Mix zu erweitern und am besten hin zu Douglasien, Bergahorn, Eiben und Speierling zu tendieren. Und nicht zuletzt mit Fachpersonal, dem die Eichen besonders ans Herz gewachsen seien, lobte Burkhard Böer sein Mitarbeiter-Team.

Lob für Gemeinderat und Stadtverwaltung

Lob gab es auch für Gemeinderat und Verwaltung der Stadt Sachsenheim, die sich ihrer Verantwortung für die Zukunft des Stadtwaldes stets klar verpflichtet fühlten. Das unterstrich eingangs der Waldbegehung auch Bürgermeister Holger Albrich: Beim Kampf mit dem Klimawandel dürfe man eben nicht alles zerreden und aufschieben, sondern müsse standhaft wie Sachsenheim bleiben, das Thema „immer im Kopf und Herzen, im Bewusstsein halten“.

Laut Stadtkämmerer Lars Roller geht der Forstbetrieb für die Stadt auf „eine schwarze Null“ aus. Es gebe unterm Strich eine halbe Million Ausgaben und die gleiche Summe Einnahmen. Allerdings bekomme man 100.000 Euro vom Bund – „sonst hätten wir rote Zahlen“.

 
 
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