Sachsenheim Die ganz große Liebe zum kleinen Maßstab

Von John Patrick Mikisch
Stephan Krzok mit dem Modell eines italienischen Riva-Motorboots: Der Sachsenheimer hat zu Hause mehrere Tausend Schiffs- und Automodelle. Das Riva-Boot erinnert ihn an einen Urlaub am Lago Maggiore. Foto: /Martin Kalb

Das Haus von Stephan Krzok ist voll mit Autos und Schiffen: Der 61-Jährige hat mehrere Tausend Modelle gesammelt.

Manche Leute haben Pokale, Bücher oder dekorative Vasen im Wohnzimmerschrank. Bei Stephan Krzok steht der Schaufelraddampfer „Ludwig Fessler“ – im Kleinformat. Der echte pflügt sich durch den Chiemsee in Bayern. Ein Regal weiter parkt eine Flotte von Schweizer Postbussen, daneben ein Adenauer-Mercedes in Cabrio-Ausführung. Etwa 2000 bis 3000 Auto- und Schiffsmodelle hat Stephan Krzok in seinem Haus gesammelt, wie er selbst schätzt. „Gezählt habe ich die nie.“

Leben in der Modell-Wohnung

Das dürfte auch reichlich aufwendig sein, denn in seinem Haus in Sachsenheim gibt es praktisch kaum einen Raum ohne Modelle: Sie stapeln sich in Vitrinen, Schränke, Regalen, im Treppenaufgang, neben dem Arbeitstisch, unterm Dach und im Keller.

Früher, als die Kinder noch im Haus waren, erzählt Krzok, sei auch mal das eine oder andere Modell beschädigt worden. Was halt so passiert, wenn sich Menschen etwas ungestümer zwischen filigranen Modellen bewegen.

Nicht weiter schlimm, denn auch wenn seine Sammlung in die Tausende gehe, seien nur wenige Modelle dabei, die mehr als 100 Euro kosten. „Das ist keine Geldanlage“, sagt Krzok. „Der Spaß an der Sache steht im Vordergrund. Dieser ideelle Wert ist aber umso höher. Ich hole mir damit ein bisschen Kindheit zurück“, sagt der 61-Jährige. „Ein wenig heile Welt.“

Vielleicht hängt es auch ein wenig mit Krzoks Geburtsstadt zusammen: Er kommt aus der Spielzeugmetropole Nürnberg. Als Kind spielte er zusammen mit dem Sohn eines Spielwarenhändlers mit Wiking-Autos. „Wir sind heute noch befreundet“, erzählt Krzok, der in der Personalabteilung eines internationalen Unternehmens aus der Region arbeitet. Dieses hat nur bedingt mit Autos zu tun, die Faszination für Fahrzeuge hat Stephan Krzok aber nie losgelassen.

Manches Traumauto steht daher im Maßstab 1:87 oder 1:12 bei ihm in der Vitrine. „Dass ich mir selbst einmal so ein Auto leisten könnte wie meinen Mercedes-Benz 280 SE, hätte ich früher nie gedacht“, sagt Krzok.

Der größte Traum: ein Museum

Wichtig sind bei allen Modellen, egal ob land- oder seegängig, zwei Faktoren: die Detailtreue und der persönliche Bezug. Zum Beispiel bei der „Rickmer Rickmers“. Der Dreimaster ankert im Hamburger Museumshafen und als Miniaturversion bei Krzok in der Vitrine. „Man kann jede Planke sehen, die komplette Takelage “, sagt Krzok. „Das kann ich stundenlang anschauen und in eine andere Welt abtauchen.“

Der persönliche Bezug zu dem Schiff: Seine Lebensgefährtin kommt aus dem Norden. „Die hat mich auch auf die Schiffsmodelle gebracht.“ Auch seine Sammelleidenschaft toleriert sie, so Krzok. „Vermutlich liegt das daran, dass ihr Vater schon Märklin-Loks gesammelt hat“, meint er. Ein paar davon finden sich nun in seiner eigenen Sammlung. Und was ist der größte Traum des Sammlers?

Ganz klar: „Ein eigenes Museum, um alle Modelle zeigen zu können“, sagt Krzok. Außerdem wird es in der Wohnung langsam wirklich ein wenig eng.

 
 
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