Sachsenheim Drei Jahrzehnte im Dienst der Ortshistorie

Von Helga Spannhake
Ehrungen beim Verein für Heimatgeschichte (von links): Hans Fähnle, Paul Schmid, Gerhard Schweizer, Michael Sobczyk, Erwin Walter, Eugen Müller, Doris Rau, Hermann Albrecht, Vorsitzende Jutta Glöckle und Doris Stein Foto: /Martin Kalb

Die Gründungsmitglieder des Vereins für Heimatgeschichte Sachsenheim wurden am Freitag geehrt. Als besonderes Aushängeschild gilt die, bereits im Dezember 1993 von Dr. Otfried Kies ins Leben gerufene, Schriftenreihe „die mörin“ und als herausragendstes Beispiel der Vereinsarbeit in den letzten zehn Jahren das Projekt „Friedhof für Ausländische Zwangsarbeiter“.

So reger Andrang herrschte im großen Saal, dass spontan weitere Stühle geholt und aufgestellt werden mussten. Jutta Glöckle, die Vorsitzende des Vereins, freute sich über das beträchtliche Interesse. Herzlich begrüßte sie das Publikum. Es folgte ein Grußwort von Bürgermeister Holger Albrich, in dem er darauf verwies, dass seine erste Amtshandlung der Vereinseintritt gewesen sei: „Heimat kann viel bedeuten und jeder kann überall seine Heimat finden“, resümierte er.

Er erinnerte sich daran, dass seine Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg aus Siebenbürgen hierherkamen, so wie viele andere aus Osteuropa. Danach sorgten die Gastarbeiter für weiteren Bevölkerungszuwachs: „Vielfalt ist Reichtum“, konstatierte Holger Albrich und lobte die ebenfalls vielfältige Arbeit des Vereins für Heimatgeschichte Sachsenheim. Viel geleistet wurde im Bereich Stadtgeschichte, aber auch in der Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und Stadtmuseum. Auf die wichtige Kooperation mit Schulen ging er ebenfalls ein, denn erst so werde Geschichte lebendig.

Rückblick auf Vereinsgeschichte

Anschließend entsann sich Jutta Glöckle der Vereinsanfänge: „Begonnen hat alles mit einer Anzeige in der Sachsenheimer Zeitung“. Das war im Jahr 1993 und am 3. März erfolgte die Gründungsversammlung. Aus den zunächst 30 Personen sind heute 111 Mitglieder geworden, die sich unermüdlich der Pflege und Erforschung der Heimatgeschichte widmen. Vorträge, Ausstellungen, Publikationen, die Mithilfe bei der Bewahrung historischer Zeugnisse, die Förderung des städtischen Museums und historische Rundgänge für die Stadtteile nannte Jutta Glöckle in dem Zusammenhang. Als besonderes Aushängeschild gilt die, bereits im Dezember 1993 von Dr. Otfried Kies ins Leben gerufene, Schriftenreihe „die mörin“ und als herausragendstes Beispiel der Vereinsarbeit in den letzten zehn Jahren muss das Projekt „Friedhof für Ausländische Zwangsarbeiter“ genannt werden. Durch das Auffinden eines Totenbuches konnten alle 667 dort Begrabenen aus der Anonymität geholt werden und es stellte sich heraus, dass über die Hälfte von ihnen aus der heutigen Ukraine stammten.

Gründungsmitglieder geehrt

Einen Verein prägen seine aktiven und engagierten Mitglieder. Leider sind inzwischen viele der 30 Gründungsmitglieder verstorben. In alphabetischer Reihenfolge wurden sie von Jutta Glöckle gewürdigt. Zwölf der Gründungsmitglieder sind noch am Leben und fest ins Vereinsleben integriert. Sie wurden mit jeweils einer Urkunde und einem edlen Tropfen ausgezeichnet. Geschenke erhielten auch die Ausschussmitglieder, denen ebenfalls ein herzliches Dankeschön ausgesprochen wurde für ihre ehrenamtliche Arbeit, Mithilfe und Unterstützung.

Ein Herzstück des Abends war der informative Vortrag von Diana Finkele, ehemalige Leiterin des Stadtmuseums. Sie entführte das Publikum ins 14. Jahrhundert, erzählte aus dem Leben des stolzen und gut gebildeten Ritters Hermann von Sachsenheim, der als spätberufener Dichter sehr unterschiedliche Werke geschrieben hat. Fast 90 Jahre war Hermann bereits alt als er sein Hauptwerk „Die Mörin“ verfasste. Es ist mit über 6000 Versen zugleich sein umfangreichstes und eine der längsten Minnereden des späten Mittelalters  Helga Spannhake

 
 
- Anzeige -