Kultureller Austausch in Sachsenheim Ein Blick über den Tellerrand

Von Michaela Glemser
Arabische und deutsche Frauen kochen in der Sachsenheimer Eichwald-Realschule. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Arabische und deutsche Frauen kochen in Sachsenheim gemeinsam traditionelle Gerichte.

Gemeinsames Kochen verbindet. Dies zeigte sich auch  in der Küche der Eichwald-Realschule in Sachsenheim, als acht arabische und acht deutsche Frauen sprichwörtlich „über den Tellerrand“ blickten und Gerichte aus ihren Heimatländern zusammen zubereiteten.

Auf Augenhöhe begegnen

Bashira Einuz aus Palästina legte die Hähnchenflügel gemeinsam mit Elke Blum aus Sachsenheim auf das Backblech und erklärte ihr dabei, dass das Fleisch später noch mit Granatapfelöl verfeinert werden wird. Nebenan bot Kloud aus Syrien der Kleinsachsenheimerin Verena Gebre ihr mitgebrachtes Gebäck „Kaik“ an, das in ihrem Heimatland zu besonderen Anlässen salzig oder süß in den Familien gegessen wird. „Durch unsere kulinarische Begegnung sollen sich Frauen aus unterschiedlichen Kulturen kennenlernen und auf Augenhöhe begegnen. Es ist toll, dass dabei so viele junge Frauen mitmachen“, betonte Verena Gebre vom Arbeitskreis Asyl in Sachsenheim, die gemeinsam mit Regina Weiß den besonderen Kochkurs aus der Taufe gehoben hat.

Im April vergangenen Jahres begann dieses Angebot, das inzwischen einmal im Monat stattfindet und bei dem auch die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin Margarete Büttner mit dabei ist. „Es ist interessant zu sehen, was in anderen Ländern traditionell auf den Tisch kommt. Ich habe auch schon einige Gerichte zuhause nachgekocht. Einmal haben die Frauen aus Syrien beispielsweise ein Rezept vorgestellt, bei dem unter anderem Hähnchen, Auberginen, Karotten und Reis in einen großen Topf kamen und nach dem Kochen auf eine Platte umgestürzt wurden. Das hat schon so lecker gerochen, dass mir nur von dem Duft das Wasser im Mund zusammengelaufen ist“, erzählte Büttner.

Schwarzwaldcreme und Pfannkuchen

Aber auch die Frauen aus anderen Kulturen blicken gerne in die schwäbische Küche. So schlagen Syrerinnen an diesem Samstag Sahne für eine Schwarzwaldcreme steif oder backen Pfannkuchen für die beliebte Flädlesuppe. „Ich habe zuhause für meine Familie schon Kartoffelsalat nach einem deutschen Rezept zubereitet und Semmelknödel gemacht. Meine Töchter fanden es toll und haben gerne probiert, mein Mann und meine Söhne waren eher skeptisch“, berichtete Bashira Einuz. Für Männer aus unterschiedlichen Kulturen gibt es ebenfalls ein spezielles Kochkursangebot, das wieder am Samstag, 7. März dieses Jahres stattfindet.

„Natürlich war es zu Beginn nicht einfach an die geflüchteten Menschen heranzukommen, um sie zu unserem gemeinsamen Kochen einzuladen. Wir haben uns dafür Hilfe von der Studentin Nele Matthies geholt, die in den Schulen und Kindergärten entsprechende Flyer verteilt hat, um die Mütter, aber auch Väter einzuladen“, schilderte Gebre.

Für ein Gericht sind meist vier Frauen zuständig, von denen zwei aus anderen Nationen und zwei aus Deutschland kommen. „Wir versuchen nur in der deutschen Sprache zu sprechen, damit die Frauen auch ihre Sprachkenntnisse verbessern. Dabei gibt es über das Kochen hinaus immer wieder viele gemeinsame Anknüpfungspunkte aus dem Alltag, sei es wegen ähnlicher Probleme mit den Kindern oder anderen Dingen“, so Gebre.

Wunsch der Organisatorinnen ist es künftig, die Nationen noch mehr zu mischen. „Unser nächster Kochkurs für Frauen im Februar richtet sich speziell an Frauen aus Eritrea, die in Sachsenheim leben. Es ist uns noch nicht gelungen, die Frauen davon zu überzeugen, dass es toll ist, wenn einige Frauen aus Eritrea und einige arabische Köchinnen gemeinsam mit uns Deutschen in der Küche werkeln. Wenn dies in diesem Jahr noch klappen würde, wären wir sehr glücklich“, macht Regina Weiß deutlich.

Ein Kalender mit internationalen Gerichten

Auch einen Kalender soll es geben, bei dem einige der zubereiteten internationalen Gerichte mit den Rezepten abgebildet werden. Dass dabei auf die Käufer ein echtes Gaumenfest wartet, wurde beim gemeinsamen Abschlussessen am Samstag deutlich. Am festlich gedeckten Tisch nahmen alle Teilnehmerinnen Platz und ließen sich Flädlesuppe, Zitronenhähnchen mit einer Beilage, die auf Deutsch „Feuer auf die Finger“ hieß, und zum Dessert Schwarzwaldcreme schmecken.

Info Rezepttipp „Feuer auf die Finger“ aus Syrien: Mehl, Wasser und Salz zu einem Teig mischen und ruhen lassen; Mangold und Linsen in kochendes Wasser geben und kochen, anschließend mit Granatapfelsirup, Salz und Pfeffer abschmecken; den Teig in kleine Streifen schneiden und in den Topf geben; alles noch einmal kochen lassen; mit angebratenem Knoblauch, Zwiebeln und Koriander verfeinern.

 
 
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