Sachsenheim Ein Künstler als Kulturreferent

Von Mathias Schmid
Sachsenheims neuer Kulturreferent Alexander Sterzel vor sienem Arbeitsplatz, dem Kulturhaus in Großsachsenheim. ⇥ Foto: Martin Kalb

Alexander Sterzel hat zu Jahresbeginn die Nachfolge von Andrea Fink angetreten. Der Tausendsassa hat auch nebenher viel am Laufen.

Bei der Besetzung des neuen Kulturreferenten kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Stadt Sachsenheim ein Glücksgriff gelungen ist: Alexander Sterzel ist seit Jahresbeginn für die Stelle verantwortlich. Der 52-Jährige ist nicht nur in und um Ludwigsburg als Maler und Musiker bekannt. Er betreibt verschiedene Projekte mit anderen Künstlern, sowie Theater- und CD-Produktionen. Zudem ist er bestens vernetzt. Und so dürfen sich die Sachsenheimer wohl in naher Zukunft auf die eine oder andere Überraschung im städtischen Kulturprogramm freuen, die Sterzel aus dem Hut zaubern wird.

„Ich freue mich tierisch auf die Aufgabe“, sagt Sterzel beim Gespräch mit der BZ mit glänzenden Augen, „die Stadt hat unglaublich Potenzial – in ganz vielen Bereichen.“ Zum Beispiel bei der Kultur, obwohl gerade einmal 24 000 Euro Budget pro Jahr zur Verfügung stehen. Der Künstler im Kulturamt berichtet: „Als ich mir das Kulturhaus und das Stadtmuseum angeschaut habe, war mein Eindruck sofort, dass Kultur hier noch einen richtigen Stellenwert besitzt.“

Mit der Personalie Sterzel gibt es in Sachsenheim auch eine Umstrukturierung: Claudia Papp, Museumsleiterin und Archivarin, ist zukünftig auch konzeptionell für das Kulturprogramm verantwortlich. Bereits jetzt zeichne sich aber ab, dass die beiden Hand in Hand arbeiten werden.

"Qualität ist das oberste Kriterium"

Zur zukünftigen Ausrichtung des Kulturprogramms sagt Sterzel: „Frau Fink (Andrea, Vorgängerin, die Red.) hat tolle Arbeit geleistet. Es macht natürlich Spaß, etwas aufzubauen, aber auch, etwas Funktionierendes zu übernehmen“, deutet er an, nicht alles auf den Kopf zu stellen. Positiv bewertet er zum Beispiel die zahlreichen kleinen Konzerte für bestimmte Zielgruppen. Kommunen, die – teils mit privaten Veranstaltern – auf die Sparte „Quatsch-Comedy“ setze, gebe es genügend. „In Sachsenheim hat man das sehr gut erkannt“, lobt er. Dennoch sei natürlich „Qualität das oberste Kriterium“.

Der Neue will auch weiterhin auf kombinierte Veranstaltung zwischen beispielsweise Kunst, Kultur und Kulinarik setzen. Was es nicht mehr geben soll, ist ein Jahresmotto wie in den vergangenen Jahren. „Das hat zwar Vorteile, bringt aber auch Einschränkungen“, meint er. „Zum Beispiel: Da entdeckt man plötzlich zwei ganz tolle Acts, und sie passen aber nicht ins Konzept. Das ist dann blöd.“

Seinen Stempel will Sterzel der Sachsenheimer Kultur in erster Linie mit seinen weltweiten Kontakten in der Kunst- und Kulturszene setzen. Erste Annäherungen gab es beispielsweise mit Kabarettist, Autor, Musiker und Komponist Andrea Rebers oder Schauspielerin, Kabarettistin und Autorin Lisa Fitz. Das Programm werde auf jeden Fall „ganz breit gefächert.“ Ob und wann die Sachsenheimer einen Auftritt oder eine Ausstellung ihres Kulturamtsleiters selbst besuchen dürfen, lässt Sterzel noch offen. „Es wird sich aber wohl eine Gelegenheit finden“, meint er. Auch in Tamm hat er ab und zu selbst hinterm Schlagzeug gesessen.

Ein Anliegen ist es ihm, junge Künstler zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu geben – so wie auch er einst von unterschiedlichster Seite gefördert wurde. Dafür fährt er seit Jahren zur Kulturbörse nach Freiburg – so auch in der kommenden Woche. Zudem läuft bereits die Planung für das Jugendkonzert am Heimatfest-Wochenende im Mai.

„Was wir hoffentlich auch wieder machen dürfen, sind Ausstellungen im Wasserschloss“, freut er sich bereits auf die Fertigstellung in diesem Herbst. Ansonsten will Sterzel noch nicht zu viel verraten, sich auch inspirieren lassen. „Ich will mich auch erst ein wenig herantasten und schauen: Was mögen die Sachsenheimer?“

Ein Leben für Musik und Malerei

Alexander Christoph Sterzel wurde 1967 in Ludwigsburg geboren. Dort lebt er bis heute und hat sich in den Bereichen Musik, Kunst und Kulturmanagement einen Namen gemacht. Zuletzt war er Kulturreferent in Tamm. „Natürlich gab es Gründe“, sagt er zu seinem Abgang dort und deutet damit Unstimmigkeiten innerhalb der Verwaltung an.

Mit zehn begann er, Schlagzeug zu spielen, als Zwölfjähriger war er amtlicher Schlagzeuger bei der Stadtkapelle Asperg. Diesem Instrument ist er bis heute treu geblieben – und das in allen Musikrichtungen. Er ist und war in den unterschiedlichsten Bands aktiv. Aktuell ist er der Chef der Marching Band Stuttgart und spielt bei den Royal Garden Ramblers, einer renommierten Oldtime-Jazz-Band.

Als seinen „besten Freund über mehr als 30 Jahre“ bezeichnet Sterzel den vergangenes Jahr verstorbenen Schauspieler Rüdiger Frank (52) aus Markgröningen. Sie spielten unter anderem gemeinsam bei „Romeo is Bleeding“. Die Band steuerte 2003 den Song „Rain“ zum deutschen Kinofilm „Besser als Schule“ bei. 1993 komponierte Sterzel die Oper „Der Umgestaltete Mißgestaltete“ die vom Süddeutschen Rundfunk aufgezeichnet wurde. In der Hauptrolle: Rüdiger Frank.

Zur Kunst kam Alexander Sterzel 1984, hatte seither zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Seine Kunst bezeichnet er selbst als Surrealismus und gesellschaftskritisch. Im Fokus steht dabei immer der Mensch. „Ich würde mir schwer tun, tote Materie abzubilden. Für mich ist der Mensch das Maß der Dinge“, betont er. Die Bilder berichten von zwischenmenschlichen Beziehungen, Rollenverteilung der Geschlechter oder Religion. Im kommenden Jahr stellt er im Landratsamt aus – gemeinsam mit nur weniger anderen Künstlern. „Das ist schon eine hohe Auszeichnung“, freut er sich.

www.sterzel.com
www.marchingbandstuttgart.com

 

 
 
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