Sachsenheim „Eine akzeptable Entwicklung, mit der wir leben können“

Von Markus Wirth
Fortbestand gesichert: Markus Linnow von der IG Metall sowie die Betriebsratsmitglieder von Feintool, Cornelia Jahke und Andreas Ivenz, kämpften erfolgreich für den Erhalt des Standorts Foto: /Martin Kalb

Die Restrukturierungsmaßnahmen am Sachsenheimer Standort von Feintool läuft laut Markus Linnow von der IG Metall Ludwigsburg positiv.

Wir sind mit dem aktuellen Verlauf der Entwicklung des Unternehmens zufrieden, der überwiegende Teil der Arbeitnehmer hat einem freiwilligen Verlassen des Unternehmens mit angemessener Abfindung zugestimmt, sodass wir so gut wie keine Kündigungen werden aussprechen müssen“, zieht Gewerkschaftssekretär Markus Linnow von der IG Metall Ludwigsburg eine positive Zwischenbilanz beim Thema Weiterbestand von Feintool. Freilich sei jeder Arbeitsplatz, der hier – wie auch andernorts – verloren gehe, einer zu viel. Doch im Rahmen des Machbaren befinde man sich in einer Lage, mit der man durchaus leben könne.

Beschäftigungsgarantie für fünf Jahre

Bei der Niederlassung in Sachsenheim werden im Endeffekt, das Zweigwerk in Vaihingen mitgerechnet, von bislang 450 nurmehr 240 Arbeitnehmer (die BZ berichtete) übrig bleiben, diese werden zu den Bedingungen des zwischen IG Metall, dem Betriebsrat und der Konzernspitze im August ausgehandelten Sanierungstarifvertrags „die kommenden fünf Jahre, denn so lange gilt zunächst die Beschäftigungsgarantie“, sagt Linnow, weiterarbeiten können.

Was die Abfindungen derjenigen, die die Firma verlassen hätten oder dies noch tun werden, anbelange, so habe man für beide Seiten zufriedenstellende Rahmenbedingungen ausarbeiten und angemessene Summen anbieten können.

Markus Linnow weiter: „Die aktuelle Situation ist im Rahmen unserer Möglichkeiten durchaus als Erfolg zu werten, der bisherige Verlauf geht gänzlich in Ordnung.“ Mit Lars Reich, dem Chef von Feintool, habe man zudem einen Gesprächs- und Verhandlungspartner gehabt, dem man von Anbeginn auf Augenhöhe habe begegnen können und der stets ein offenes Ohr für die Belange des schwäbischen Standorts gehabt und reges Interesse an einer einvernehmlichen Lösung gezeigt hätte. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, zieht Linnow ein positives Fazit aus den Gesprächen mit der Chefetage. Man habe mit den Vorgängern Reichs in den vergangenen Jahren schon ganz andere Erfahrungen gemacht gehabt.

Dabei hatte es Ende vergangenen Jahres zunächst finster ausgesehen, was den Fortbestand des Unternehmens anbelangte, welches als „Kienle + Spiess“ ein fester Begriff in der Region war und, nicht nur in Sachsenheim, als „Blechle“ einen vorzüglichen Ruf als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb genoss. Der neue Besitzer, seit 2021 die schweizerische Unternehmensgruppe Feintool AG mit Sitz in Lyss im Kanton Bern, hatte angekündigt die Produktion von Rotoren und Statoren für Elektromotoren in Europa grundsätzlich neu aufzustellen.

Die Abwicklung war bis 2027 geplant

Begründet wurde dieser Einschnitt mit schwierigen respektive nicht oder nur schlecht kalkulier- und antizipierbaren Entwicklungen im Bereich des Automobilsektors samt, eventuell daraus resultierender Überkapazitäten.

Geplant hatten die neuen Hausherren, die verlustbringende Produktion am Strombergrand in andere Werke zu verlagern und bis 2027 den Standort in Sachsenheims Bahnhofstraße in Schritten ganz zu schließen und abzuwickeln. Auch die rund 60 Arbeitsplätze im Zweigwerk Vaihingen wären von den Plänen betroffen gewesen.

Die Fertigung habe man zur Gänze nach Ungarn – wo die Lohn- und somit im Endeffekt auch die Herstellungskosten wesentlich niedriger gewesen wären als in Deutschlands Südwesten – verlegen wollen.

Begründet wurde dies insbesondere aus betriebswirtschaftlicher Sicht unter anderem mit einem antizipierten Einsparvolumen von rund 20 Millionen Schweizer Franken (das sind umgerechnet rund 22 Millionen Euro) pro Jahr.

 
 
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