Sachsenheim Eine Kirbe erfindet sich neu

Von Susanne Yvette Walter
Mit den Musikerinnen und Musikern der „Bläser-Schmiede“ bewiesen die Gastgeber vom Musikverein eine glückliche Hand, denn die Kirbe fand heuer an zwei Tagen und mit einem erweiterten Repertoire statt. Den Besuchern hat es gefallen. Foto: Oliver Bürkle

Beim Traditionsfest in der Hohenhaslacher Kelter lädt der Musikverein erstmals die „Bläser-Schmiede“ ein, die schmissige Weisen aus Böhmen präsentiert – die Rechnung geht auf.

Traditionen wollen immer wieder neu belebt werden. Deshalb kooperieren der Musikverein Hohenhaslach und die „Bläser-Schmiede“ in diesem Herbst erstmals, um die Kirbe neu aufzustellen. In den Vorjahren war es so, dass der Musikverein erst am Sonntagnachmittag zu geselligen Stunden mit Blasmusik in die Kelter hoch oben auf dem Berg eingeladen hatte. Der Musikverein Großachsenheim gestaltete das Programm zusammen mit dem Bläserzusammenschluss „Die kleine Besetzung“.

Kirbe schon ab Samstag

Dieses Mal startete das Fest schon am Samstagabend mit einem Konzert der „Bläser-Schmiede“, einem Zusammenschluss von Musikern aus dem Heilbronner und dem Ludwigsburger Landkreis. Die engagierte Truppe unter der Leitung von Christian Konnerth servierte gekonnt Traditionsmusik aus Böhmen und Mähren.

Besonders schwungvolle Märsche und Polkas sind das Aushängeschild der Musik aus Böhmen. Dazu gesellen sich lyrische Walzer, die die Leichtigkeit des Lebens feiern. Für die „Bläser-Schmiede“ bieten die Klänge aus alter Zeit eine Fundgrube an Interpretationsmöglichkeiten.

Zwischen bekannten Weisen wie „Blumengrüße“ oder „Böhmischer Wald“ erzählte Dirigent Christian Konnerth so manchen Schwank aus seinem Musikerleben. Er schwingt übrigens auch den Taktstock beim Musikverein Großsachsenheim. Die „Bläser-Schmiede“ ist auch in einzelnen Instrumentengruppen solistisch stark. Das erlebte ein Saal voller Neugieriger besonders intensiv bei einem Traditionsstück mit dem Titel „Die lustigen Trompeter“. Gelegenheit zum Mitsummen und Mitschunkeln boten Klassiker wie die „Südböhmische Polka“ oder „Blaue Augen“.

Die „Bläser-Schmiede“ wäre nicht die „Bläser-Schmiede“, wenn sie es damit auf sich beruhen lassen würde. Besonders spannend machte diese Neuauflage böhmischer Musik die Begegnung mit modernem Bläserrepertoire. Mit dem „Marsch der Galaxien“ setzten die Musiker einen erfrischenden Kontrast. Das Stück von Markus Nentwisch wurde bekannt durch die österreichische Blasmusikgruppe „Viera Blech“.

Ein Blick nach vorn statt zurück

Heroische und sanfte Passagen wechseln sich hierbei ab. Der Titel bezieht sich auf die Galaxien-Saison im Frühjahr. Da nämlich entsteht auf der Erde die Gelegenheit, tief in ferne Galaxien zu schauen, weil die Milchstraße nicht die Sicht dorthin versperrt – sie gestattet einen Blick nach vorne statt zurück. Einen Blick – in diesem Fall auf die Geschichte der Hohenhaslacher Kirbe – warf Alfred Xander am Festabend. Er gehört zu den Urgesteinen des Musikvereins und erinnert sich noch genau daran, wie er und seine Kollegen in den 1970er-Jahren zum Kirbetanz in der Kirbachtalhalle aufgespielt haben.

„Als 1990 die Kelter hier oben fertig wurde, luden wir im Folgejahr gleich zur ersten Kirbe in der Kelter ein“, weiß Alfred Xander noch genau. Damals hatte der Musikverein noch ausreichend Musiker, um zum Tanz aufzuspielen und zu bewirten. Heute laden die Musiker Gastkapellen wie „Die kleine Besetzung“ und die „Bläser-Schmiede“ ein und übernehmen nur noch die Bewirtung der Gäste selbst. „Wir haben lange überlegt, ob wir das personell stemmen können, die Kirbe zwei Tage zu feiern“, erzählt Xander.

Doch da das traditionelle Fest im Herbst für den Verein die Haupteinnahmequelle im Jahr zur Deckung der Kosten bedeutet, ließ sich der Verein darauf ein. Mit Erfolg – der Saal war bestens gefüllt. Böhmen hielt Einzug in Hohenhaslach, und das ganze Dorf war dabei.

 
 
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