Catharina Geckeler ist sauer. Mit ihren beiden Töchtern steht sie auf dem Sachsenheimer Schlosshof und demonstriert gegen die aus ihrer Sicht viel zu hohen Kita-Gebühren, aber auch für die Einführung einer Kita-App. Mit ihren Anliegen ist die Sachsenheimerin an diesem Donnerstag nicht alleine, rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich vor dem Verwaltungssitz versammelt, um ihren Unmut gegen die Kita-Politik der Stadt kundzutun. Es ist nach Angabe der Organisatoren die erste derartige Elterndemo im Landkreis Ludwigsburg.
Sachsenheim Eltern fordern bessere Kita-Betreuung
Rund 150 Väter, Mütter und Kinder gingen am Donnerstag für niedrigere Kita-Gebühren, mehr Erziehungspersonal und längere Ferienbetreuungszeiten demonstrieren.
Knackpunkt Elternbeiträge
Dass ausgerechnet Sachsenheim in den Fokus gerückt ist, ist kein Zufall. Bereits im vorigen Oktober hatte der Gemeinderat mehrheitlich einem Plan der Stadt zugestimmt, der bis 2026 eine stufenweise Angleichung der Kinderbetreuungskosten an den Landesrichtsatz vorsieht. Dieser strebt eine Elternbeteiligung von 20 Prozent an den Kita-Kosten an.
Der Gesamtelternbeirat hatte bereits damals kritisiert, dass er nicht ausreichend in die Entscheidungsfindung eingebunden worden sei. Ein Vorwurf, den Bürgermeister Holger Albrich im Gespräch mit der BZ am Donnerstag erneut von sich weist.
Für Catharina Geckeler sind die Kita-Kosten schwer zu schultern. Laut Plan werden sie für ihre beiden Töchter im Kindergartenalter von 630 auf etwa 850 Euro steigen, wie sie ausführt. „Da arbeite ich bald nur noch für die Betreuungskosten“, sagt die Lehrerin in Teilzeit.
Familie und Beruf vereinbaren
Nicole Oehler geht es ähnlich: Auch sie arbeitet in Teilzeit als Berufsschullehrerin. Vollzeit sei nicht möglich, da die Betreuung ihrer kleinen Tochter zu teuer sei. Mit diesem Problem, zwischen Beruf und Familie entscheiden zu müssen, stehe sie bei weitem nicht alleine da. Dabei werde die Arbeitskraft der Frauen wegen des Fachkräftemangels doch benötigt.
Der Sachsenheimer Gesamtelternbeirat (GEB) fordert daher eine Deckelung der Kita-Beiträge, wie der GEB-Vorsitzende Sascha Mössner gegenüber der BZ betont. Schon jetzt seien die Sachsenheimer Beiträge die höchsten im Kreis. Zudem fehlten dringend Erzieherinnen und Erzieher, um den Bedarf zu decken.
Forderungen, für die Holger Albrich Verständnis hat, nur: „Unsere Beiträge liegen im Durchschnitt, auch wenn immer wieder etwas anderes behauptet wird.“ An der geplanten Erhöhung könne die Stadt zudem wenig ändern. Die Höhe der Elternbeiträge sei vom Land so gewollt. „Den Kommunen bleibt da wenig bis gar kein Spielraum.“
Der Mangel an Erzieherinnen sei hingegen dem „allgemein bekannten Fachkräftemangel“ geschuldet. Albrich kündigt aber an, dass einige Stellen demnächst besetzt werden würden.
Und auch bei zwei weiteren Kritikpunkten seitens des GEB und der Demonstranten signalisiert der Bürgermeister Entgegenkommen. Die hatten kritisiert, dass sich die Stadt gegen ein Kita-App sperre. Die würde laut Sascha Mössner die Kommunikation zwischen Erzieherinnen und Eltern deutlich vereinfachen, etwa wenn die Betreuung ausfalle: „Statt Dutzende Eltern anzumailen, reicht dann eine Nachricht an alle per App.“
Kita-App und mehr Ferienbetreuung
Die Stadt sei an dem Thema dran, verspricht Albrich. Eine Demoversion der App sei bereits getestet worden; bei dieser gebe es jedoch datenschutzrechtliche Probleme. Die Stadt arbeite an einer Lösung,
Auch die Betreuung außerhalb der Schulzeiten will die Stadt ausbauen. Das Problem: Bisher gibt es laut GEB eine große Betreuungslücke, vor allem in der Übergangszeit zwischen Kita und Schule von bis zu sieben Wochen. Mössner: „So lange kann niemand Urlaub nehmen“ In den Ferien sei das Betreuungsangebot generell zu gering.
Ab dem Schuljahr 2024/25 werde die Stadt auch in den Faschings- und Sommerferien ihr Angebot schrittweise und nach Bedarf um drei Wochen verlängern, so Albrich. Bis 2026/27 soll die betreuungsfreie Zeit für Grundschulkinder auf vier Wochen im Jahr schrumpfen. Bleibt abzuwarten, ob das auch für Kita-Kinder gilt.
Die Kita-Demos sollen jedenfalls weitergehen, wie Christine Moosmann vom Landkreis-Elternverband ankündigt, denn: „Kinderbetreuung ist eine gesamtgesellschaftliches Aufgabe. Sachsenheim war nur der Anfang.“