Sachsenheim Gedenktafeln im Eichwald erinnern an dunkle Zeiten

Von Walter Christ
Eine kleine Gruppe hatte sich zur öffentlichen Einweihung der Tafeln im Eichwald Sachsenheim eingefunden. Foto: /Martin Kalb

Mitglieder des Vereins für Heimatgeschichte Sachsenheim und der Zweckverband haben die Tafeln eingeweiht. 

In seinem jahrzehntelangen Bemühen, örtliche Geschichte wieder lebendig werden zu lassen, hat der Verein für Heimatgeschichte Sachsenheim im Schulterschluss mit dem Zweckverband Eichwald ein weiteres Zeichen gesetzt. Auf geschichtsträchtigem Boden wurden westlich des „Porsche-Hügels“ am Flugplatzweg nahe der Carrera-Straße drei 50 mal 75 Zentimeter große Tafeln aufgestellt und am Donnerstag eingeweiht. Die Kosten in Höhe von 3394,50 Euro trägt der Zweckverband.

Thematik zeitlich aufgegliedert

Vereinsmitglied Herbert Ade-Thurow ist der Hauptinitiator und Gestalter von Text und Grafik der Schilder. Insbesondere er hat sich mit seiner Historien-Gemeinschaft über Jahre hinweg für das Vorhaben stark gemacht und die Thematik in die Zeitspannen 1939 bis 1945 auf Tafel 1, 1939 bis 1957 auf Tafel 2 und 1958 bis 1994 auf Tafel 3 aufgegliedert. Der Betrachter begibt sich somit auf die Spuren der Nazis und erfährt vor allem Informatives über das ehemalige Krankenlager für ausländische Zwangsarbeiter, den nahen Friedhof mit 667 Gräbern und über den einstigen Militärflugplatz, der sich dort von 1942 bis 1945 befand. Der Bogen wird dann von der mitunter hoch umstrittenen Nike-Raketen-Basis der US Army beziehungsweise dem vorgesehenen Nato-Fahrzeuge-Depot („Pomms“) der Jahre 1958 bis 1985 schließlich bis hin zur Gründung des Zweckverbands und Gewerbeparks Eichwald gespannt.

Bis es zur Aufstellung der drei Tafeln kam, musste laut Ade-Thurow eine holprige Strecke gemeistert werden. Begonnen hatte alles zu Zeiten des damaligen Hauptamtsleiters Gerhard Müller, der sich mit der Idee des Eichwald-Experten anfreunden konnte. Er kannte die beiden „mörinnen“-Hefte, die der Pädagoge Ade-Thurow als Aufarbeitung und Erweiterung seines mit Schülern 2002 durchgeführten Projektes zum „Militärstandort Sachsenheim“ 2013 geschrieben hatte.

Förderer des Projekts verstarb

Ursprünglich waren sechs Tafeln entlang einer größeren Wegstrecke geplant. „Die von mir in Text und Grafik gestalteten Tafeln sollten zum Anlass des zehnjährigen Jubiläums des Zweckverbandes Eichwald im Jahr 2014 verwirklicht werden. Leider verstarb kurz zuvor Gerhard Müller und das Projekt hatte damit seinen Förderer verloren. Es bedurfte vieler Anstöße, es wiederzubeleben“, sagt der Initiator.

Mittlerweile habe der Verein für Heimatgeschichte Sachsenheim durch die 2019 eingeweihten Namenstafeln auf dem Friedhof ausländischer Zwangsarbeiter bereits einen Beitrag für eine geschichtliche Aufarbeitung des Eichwaldgebietes geleistet. Obwohl von der auf dem einstigen Nachtjäger-Flugplatz folgenden Nike-Raketen-Basis nur noch der „Radar-Hügel“ vorhanden sei, kämen immer wieder ehemalige US-Soldaten zu Besuch. Endlich seien ab 2023 das Projekt „Historischer Pfad Eichwald“ beziehungsweise die nur noch drei Tafeln dann wieder in die städtische Planung aufgenommen worden.

Am Donnerstagvormittag hatte sich eine kleine Gruppe vor Ort eingefunden – darunter Ade-Thurow, Mitglieder des Geschichtsvereins mit seiner Vorsitzenden Jutta Glöckle, die Stadträte Helga Niehues und Lothar Makkens sowie die stellvertretende Zweckverbands-Geschäftsführerin Tanja Ewald – um die Tafeln öffentlich einzuweihen.

Dabei erinnerten alle Redner an das komplexe Verfahren, bis es zur Lösung kam. Einig waren sich alle auch in ihrem Dank und Lob für die professionelle Arbeit von Herbert Ade-Thurow. Ebenso freute man sich darüber, dass man jetzt endlich doch noch einen guten Standort gefunden habe, zumal viele Fußgänger und Wanderer diesen Bereich frequentierten. Walter Christ

 
 
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