Eben war sie noch da, dann war sie plötzlich weg: Die Rede ist von einer Hecke im Sachsenheimer Ortsteil Ochsenbach. Die stand seit Jahren auf einem schmalen Landstreifen am Ortseingang zwischen Liebenbergstraße und Baiselsbegstraße, vielleicht 100 Meter lang und einige Meter hoch. Mitte Januar rückte eine Firma mit schwerem Gerät an und verarbeitete den Grünstreifen in wenigen Stunden zu Kleinholz – offenbar sehr zum Ärger vieler Ochsenbacher.
Sachsenheim Großer Ärger um kleines Gehölz
In Ochsenbach wurde eine jahrzehntealte Baumreihe gerodet. Im Ort gibt es dafür wenig Verständnis.
Ein Refugium für die Tiere
„Die Baumreihe soll aus dem Bestand einer Friedhofsgärtnerei oder Baumschule stammen“, erzählt Volker Schoch „Ich kenne die schon seit meiner Kindheit und an dem Gehölz hat sich seit 25 Jahren nichts verändert“, berichtet der Unternehmer und ehemalige Geschäftsführer der Bietigheim Steelers. Von seinem Zuhause aus konnte er direkt auf das Gehölz schauen. „Das war wie ein kleines Refugium für die Tiere und hat niemanden gestört.“ Das gelte auch für die künftigen Bewohner des angrenzenden Neubaugebiets. Dass das kleine Grünstück plötzlich abgeholzt wurde, habe viele überrascht. „Niemand wusste etwas“, so Schoch. Vermutlich schossen deshalb auch wilde Spekulationen ins Kraut. Ein Leserbriefschreiber vermutete hinter der Aktion die Stadt Sachsenheim. Doch die hatte mit der Aktion gar nichts zu tun. „Über die Hintergründe liegen uns keine Informationen vor“, sagt Stadtsprecher Arved Oestringer. Bei dem Areal handele es sich zudem um ein privates Grundstück, das als Ackerland eingetragen sei. „Dem Anschein nach wird es wieder in diesen Zustand zurückgeführt.“
Das Landratsamt prüft
Für die Stadt Sachsenheim habe weder eine rechtliche Eingriffsgrundlage noch ein Anlass dazu bestanden. Denn nach dem vorliegenden Umweltbericht lagen dort keine besonders schützenswerte Biotope oder ähnliches vor, sodass nach Paragraf 30 Bundesnaturschutzgesetz und Paragraf 33 Landesnaturschutzgesetz keine Einschränkungen für die Maßnahmen bestanden hätten, so der Stadtsprecher. Zudem habe sich die Stadt beim Landratsamt Ludwigsburg über den naturrechtlichen Status rückversichert. Das hat eine entsprechende Anfrage der BZ bislang nicht bestätigt. Aber: „Der Fall wurde uns bereits bekannt gemacht“, so Dr. Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts. „Wir prüfen derzeit, ob es sich um einen naturschutzrechtlichen Verstoß handelt – insbesondere, ob hier ein gesetzlich geschütztes Biotop vorliegt.“
Doch egal, was die Prüfung ergibt: Die Baumreihe ist weg und wächst vermutlich auch nicht mehr so schnell nach. Einziger Trost: Im Kartendienst Google Maps ist sie in der Satellitenansicht noch zu sehen, wenn auch nur in der Aufsicht.