Sachsenheim Hits aus dem Studio Fiedler

Von Walter Christ
Zuhause „on air“: Der ehemalige Sachsenheimer Bürgermeister Horst Fiedler hat jetzt eine eigene Radiosendung im Internet. Foto: / Martin Kalb

Vom Rathaus ins Internetradio: Der ehemalige Sachsenheimer Bürgermeister Horst Fiedler moderiert nun bei RadioMatchbox eine Sendung. 

Sonntag. Punkt 18 Uhr. „Grüß Gott. Mein Name ist Horst Fiedler. Heute wird einer Ihrer besten Tage des Lebens“, schallt es aus dem Computer-Lautsprecher mit Bezug auf die Ur-Interpretation von „Best Days“ der Punkrockband „Die Toten Hosen“. So beginnt die jüngste Sternstunde des früheren Rathauschefs von Sachsenheim – beziehungsweise auch die der Zuhörerschaft. Die „Auftritte“ des Kreativ-Rentners lassen bundesweit aufhorchen.

Beatles contra Schifferklavier

Musik – für den gebürtigen Kurpfälzer, der von 2003 bis 2019 die Geschicke Sachsenheims lenkte und dem Ludwigsburger Kreistag angehörte, eine persönliche Bereicherung, Affinität von Jugend an. Die Beatles, die Stones und andere hatten es dem Jungspund bereits in den 1960/70er-Jahren angetan. Und dabei ist es trotz anderer intensiv betriebener Steckenpferde wie professioneller Fotografie, Eisenbahn, US-Boliden und Wandern bis heute geblieben.

Was Wunder also, dass der inzwischen 67-Jährige einst im Raum Heidelberg viel Radio hörte, Lautsprecher selbst baute und besonders dem „Popstop“-Sender verfallen war. Nur zu gerne hätte Horst Fiedler auch Gitarre gelernt, aber sein gestrenger Vater wollte ihm ausschließlich Schifferklavier-Lehrstunden finanzieren. „Schifferklavier zu Zeiten der Beatles.“ Das reizt den Sohnemann heute noch zu ungläubigem Grinsen.

Als der Sender „Popstop“ im November 2023 eingestellt wurde, stieß der Sachsenheimer auf den Internetsender RadioMatchbox (www.radio-matchbox.de). Ein ehrenamtlich tätiger Anbieter von vielseitigen Programmen, nach dessen eigenen Angaben die Einzigartigkeit in Deutschland darin besteht, dass er Club-Mitgliedern die Chance gibt, ihren Traum vom selber Radio machen, zu verwirklichen.

RadioMatchbox wurde 2023 von TV-Moderator und -Regisseur Pit Weyrich („ZDF-Hitparade“, „Feste der Volksmusik“) und Stefan Fuchs gegründet, der unter anderem als Unterhaltungsredakteur beim Bayrischen Rundfunk und Unterhaltungschef bei Sat.1 tätig war. Der Sender ist nicht kommerziell, seine Club-Mitglieder finanzieren mit ihrem Jahresbeitrag von jeweils 50 Euro GEMA-Gebühren und dergleichen. Es gibt bei den Sendungen weder Werbung noch Nachrichten, noch Wetter-, noch Verkehrsberichte.

Die Hits werden von den rund ein Dutzend Moderatoren wie Fiedler nach deren Geschmack besorgt, zusammengestellt und dann von den heimischen Studios öffentlich serviert. Interessant komplettiert werden die Titel durch sehr kurze Hintergrund-Kommentare („Labern ist nicht erwünscht“).

So erfuhr man am Sonntag von Moderator Fiedler, charmant und amüsant gesagt, warum sich die BBC mal weigerte, den legendären Calypso-Song „Rum and Coca Cola“ nur als „Rum and Limonada“ zu senden, oder, was damit gemeint ist, wenn es „Hoch auf dem gelben Wagen“ gesellschaftspolitisch heißt „…aber der Wagen, der rollt“.

„Ich bin sehr stolz darauf, zu diesen zum Teil hochkarätigen Moderatoren in ganz Deutschland zählen zu dürfen“, sagt der leidenschaftliche Sachsenheimer Pop- beziehungsweise vielseitige Musik-Fan über diese seine neuen Herausforderungen.

Akribische Vorbereitungen

Gut fünf Stunden Zeit für die einstündige Sendung nimmt er sich jeweils zur Mix-Auswahl aus seiner 300 Werke umfassenden Playliste, für seine charismatische Text-Recherche und das Einspielen der Sounds in seinem „Studio“.

Dort gehören ein auf einem Stativ fixiertes großes Mikrofon, Lautsprecher, viel Papier und ein Laptop, der gleichzeitig Ideenfinder, Recherchegerät, CD-Spieler und Mischpult ist, zum Equipment. Raumschall-Schluckwand, tondämmender Schaumstoff unterm Tisch und das Schild „Achtung Aufnahme. Bitte Ruhe.“ nicht zu vergessen, „denn das Mikrofon nimmt alles gnadenlos auf“ und die zarten Ohren der Familie dürfen demnach natürlich auch nicht ignoriert werden.

Von Hip-Hop bis Country

Insgesamt 16 Lieder und Begleittexte gehörten jüngstens zu der Radio-Session des gebürtigen Heidelbergers. Das Covermusic-Repertoire reichte dabei vom verjazzten Volkslied über Country-Ohrwürmer wie „City of New Orleans“ und Bluegrass-Charts bis hin zum Hip-Hop-Soul und dem bereits zitierten Calypso-Song. Hüftschwung-Reaktionen beim Publikum waren von „DJ“ Fiedler ausdrücklich angeregt worden.

Am kommenden Sonntag, 26. Januar, Punkt 16 Uhr, tritt der Ex-Schultes wieder in Aktion. Wiederholung um 22 Uhr. Die bisher schon betont positiv reagierende Zuhörerschaft kann sich auf Cover-Versionen von Interpreten wie beispielsweise Eric Clapton, Trompeten-Guru Till Brönner oder auch Elvis Presley freuen.

Horst Fiedler selbst freut sich jedenfalls darauf und auch auf die Handvoll bereits fertigen weiteren Folgen. „Das Ganze macht mir unheimlich viel Spaß. Das Zusammenstellen der Symbiose aus Musikstücken und Text ist so ähnlich wie die Zutaten-Auswahl bei einem besonderen Menü oder das Malen eines Bildes“, lautet Fiedlers Credo.

 
 
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