Sachsenheim In der „Steingrube“ brodelt es

Von Walter Christ
Die Sportfreunde Großsachsenheim können den Parkplatz vor ihrem Vereinsheim nur teilweise benutzen. Foto: /Martin Kalb

Mit einem Hilferuf wollen die genervten Sportfreunde Großsachsenheim auf widrige Platzverhältnisse vor dem Sportgelände aufmerksam machen.

Der 1931 gegründete Traditionsverein Sportfreunde Großsachsenheim ist in Nöten. Und das seit über 15 Jahren. Die Rede ist weniger davon, dass sich die 1. Fußball-Mannschaft am Tabellenende befindet als viel mehr von der Situation auf dem ehemaligen Festplatz der Stadt, die immer inakzeptabler werde. Mit einer Art Hilferuf wollen die Verantwortlichen des 300-Mitglieder-Klubs nun Rathaus, Gemeinderat und Bevölkerung einmal mehr sensibilisieren.

Rangieren zwischen Bauschutt

Donnerstagabend. Der Platz zwischen der neuen Asylbewerber-Unterkunft, der Ditib-Moschee, Bahngleisen und dem SFG-Sportgelände macht einen chaotischen Eindruck. Genervte Autofahrer rangieren zwischen Bauschutt, diversen Baumaterialien, riesigen Kabeltrommeln und, und, und auf dem mit großen Schlaglöchern übersäten Boden und suchen nach einem Parkplatz. Zum Glück regnet(e) es nicht. Sonst wäre die Misere wohl erst recht ärgerlich.

„Das Gelände ist inzwischen zu einem zweiten Bauhof verkommen.“ „Eine echte Sauerei, was uns hier seit Jahren zugemutet wird“, mäkeln vor Ort Passanten mit Hinweisen darauf, dass es neben der Parkplatz-Not auch etliche Sicherheitsprobleme, wie etwa die Zufahrt von Rettungswagen, sowie Dreck, Staub-Emissionen und die Belastung des unterhalb gelegenen Naturschutzgebietes gebe. Wenn dann die nahegelegene Moschee noch besondere Veranstaltungen habe, sei das Parkplatz-Problem geradezu ein Drama, hieß es gegenüber der BZ.

Einbußen erlitten

Die beiden Vorstandsmitglieder Harald Heberle und Dieter Stuiber, Ausschussmitglied Rudolf Schnitter sowie Schriftführer Klaus Manthey und Vereinsgaststätte-Wirtin Stavroula Iakovidou geben sich etwas moderater. Allerdings sind auch sie oder gerade auch sie sichtlich genervt. Die Wirtin berichtet beispielsweise über etliche Gäste, insbesondere Rollstuhlfahrer, die Besuche absagen, weil der Zutritt kaum noch machbar sei. Sie spricht von „spürbaren Einbußen“. Die Vereinssprecher erinnern daran, dass während der Eisenbahnbrücken-Sperrung 2014 bis 2019 schon rund 25.000 Euro Pachterträge verloren gingen und kaputte Kanäle auf besagtem Areal zu Unterspülungen, riesigen Absenkungen führten, die der Verein durch eigene Betonarbeiten flickte.

„Wir wollen ganz sicher niemanden anprangern, keinesfalls neue Gräben schaffen, wissen auch um die Notlagen der Kommunen und die diffizile Prioritäten-Setzung – aber so können und wollen wir das nach so vielen Jahren und Missständen einfach nicht mehr hinnehmen“, erinnern die engagierten Funktionäre an zahlreiche Appelle, Schreiben an die Bürgermeister Horst Fiedler und Holger Albrich und an Stadträte. Bitten, die freilich im Sande verliefen.

Explizit gemeint ist dabei nur der einstige, inzwischen „verkommene, schmutzige Festplatz“. So sei man auf die Fertigstellung der Asylbewerber-Unterkünfte und anderes mehr vertröstet worden. Nach wie vor argwöhne man aber angesichts der Fakten, dass die Tendenz eher in Richtung weiteren hehren, Hoffnung nur assoziierenden Versprechungen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag abdrifte und dass Alternativen erst gar nicht untersucht würden, obwohl die Verantwortlichen in Rathaus und Kommunalparlament längst genau wüssten, welche Zustände hier vorherrschten.

Neue Hoffnung setzt der Verein mit den 190 Kindern und Jugendlichen sowie neun Teams nun auf den 25. März, wenn es in der „Steingrube“ eine städtische Info-Veranstaltung bezüglich der im April/Mai zu beziehenden nahen Flüchtlings-Herberge gebe.

Schlechter Zustand bekannt

Dass der schlechte Zustand der Fläche und die Situation in der „Steingrube“ der Stadtverwaltung durchaus bekannt seien, versicherte Bürgermeister Holger Albrich auf Anfrage. Grund für den Aufschub bei der genannten Fläche seien insbesondere die Baumaßnahmen, die dort stattfinden. Diese umfassten mehrere Bereiche, etwa die Flüchtlingsunterkunft und die Flutlichtanlagen. „Die Unterkünfte sind kurz vor der Fertigstellung, die Flutlichtanlagen werden noch dieses Jahr fertiggestellt“, so der Bürgermeister. Er betont, dass die Stadt immer so wenig invasiv und so nachhaltig wie möglich bauen wolle. Aus diesem Grund sei für sie klar, dass sie erst die genannten geplanten Vorhaben umsetzen müsse und dann im Anschluss die anderen anstehenden Projekte.

„Zu diesen anderen Projekten gehört eben jene Fläche in der ,Steingrube‘. Hätten wir den Vorgang umgekehrt, das heißt mit der Sanierung der Fläche begonnen, wäre diese durch den Bau der Unterkünfte und die Errichtung der Flutlichtanlagen in Mitleidenschaft gezogen worden, das wollten wir vermeiden“, sagt Albrich. Außerdem würden für die Arbeiten an den Unterkünften Lagerflächen benötigt. Es mache keinen Sinn, dafür eine frisch sanierte Fläche zu nutzen.

Die Stadt als Bauherr sei dazu verpflichtet, für ihre Bauvorhaben Lagermöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Man sei dabei, alternative geeignete Lagerflächen zu untersuchen, auf die ausgewichen werden könne. Erst dann könne die Ertüchtigung der Fläche in der Steingrube angegangen werden.

Holger Albrich: „Wir werden uns im kommenden Jahr mit der Gestaltung und Aufwertung der Fläche befassen.“ Dafür seien bereits Gelder in den Haushalt eingeplant. Letztlich müsse aber der Gemeinderat die zur Sanierung der Fläche erforderlichen Mittel bewilligen. Es handele sich bei diesem Vorgehen also nicht um ein Vertrösten, betont der Rathauschef. „Wir möchten gezielt und verantwortungsbewusst an derart große Bauprojekte herangehen. Aus diesem Grund werden wir das Thema substanziell vorbereiten und dem Gemeinderat zur Abstimmung bringen, erst dann können die nächsten Schritte gegangen werden.“ Mit Maßnahmen könne bei positivem Beschluss frühestens im Jahr 2026 gerechnet werden.

 
 
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