Seit Jahren kämpft der Backhausverein Kleinsachsenheim darum, das alte Backhaus von 1863 wieder für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Bis es soweit ist, dauert es wohl noch. Kein Problem: Wenn die Leute nicht zum Backhaus kommen können, dann kommt das Backhaus eben zu ihnen. Seit dieser Woche besitzt der Verein nämlich einen mobilen Backofen. An diesem Samstag wird er auf dem Festplatz in Kleinsachsenheim eingeweiht, natürlich zünftig mit Selbstgebackenem und Getränken.
Sachsenheim Jetzt ist der Ofen an
Eine großzügige Mitgliederspende machte den Kauf eines mobilen Backofens möglich.
16 Brote oder 140 Pizzen
Die erste Feuerprobe hat der „Maxi“-Ofen der Firma Ramster aus Pirmasens schon hinter sich. „Wir haben am Mittwoch die Schamottsteine eingesetzt und den Ofen schon einmal probeweise angefeuert“, erzählt Matthias Jauß, Erster Vorsitzender des Backhausvereins. Bis zu 16 ein Kilo schwere Brotlaibe gleichzeitig können in dem 520 Kilo schweren Ofen gebacken werden. Oder alternativ 140 Pizzen oder 180 Flammkuchen pro Stunde, verspricht der Hersteller.
Rund 8000 Euro hat das gute Stück gekostet. Etwa 4000 Euro der eigentliche Ofen, dazu noch ein Untergestell sowie ein Anhänger, um den Ofen zu transportieren. Denn mit dem will der Verein Schulen und Kitas anfahren, um den Kindern und Jugendlichen das alte Handwerk nahe zu bringen. „Jugendarbeit ohne Backhaus ist sonst ja schwierig“, sagt Jauß. Möglich wurde das durch eine Zuweisung von 600 Euro durch die Bürgerstiftung Sachsenheim sowie durch eine großzügige Spende der beiden Vereinsmitglieder Katja und Erika Baumann, erzählt Jauß.
Backhaus als Treffpunkt
Das Engagement der beiden Spenderinnen spricht für den Verein, der seit seiner Gründung 2016 inzwischen laut Jauß etwa 250 Mitglieder hat. Und zwar ohne eigenes, funktionierendes Backhaus. Derzeit behilft sich der Verein durch eine Kooperation mit dem Bietigheim-Bissinger Backhausverein in Metterzimmern. „Außerhalb der Ferienzeit treffen wir uns etwa alle 14 Tage, um dort gemeinsam Brot zu backen“, sagt Jauß.
„Backa und schwätza“ sei das Motto der Backtage. Letzteres sei neben dem Erhalt des historischen Kleinsachsenheimer Backhauses der eigentliche Vereinszweck, so Jauß. „Dass die Leute wie früher beim Backen zusammenkommen und miteinander sprechen.“ Ein Backhaus wie das in Kleinsachsenheim habe früher auch immer eine soziale Funktion gehabt. Es war noch bis 1953 in Betrieb.
Seitdem verfällt das denkmalgeschützte Gebäude langsam, aber stetig. „Der Zustand ist beklagenswert“, sagt Jauß. Dadurch, dass es ins Gebäude regne, seien die Öfen kaputt. Zur Straßenseite hin gebe es starke Korrosionsschäden durch Streusalz an dem aus Sandstein bestehenden Backhaus. Ein Türpfosten sei inzwischen so stark angefressen, dass er zu kippen drohe. Da müsse dringend etwas passieren, so Jauß.
Wer mehr über das Backhaus und den Verein wissen möchte: Der neue „Maxi“-Ofen wird an diesem Samstag ab 15 Uhr offiziell auf dem Kleinsachsenheimer Festplatz in Betrieb genommen. „Es gibt Zwiebelkuchen, Handbrot sowie Selen“, sagt Jauß. Und hoffentlich viele gute Gespräche. John Patrick Mikisch