Die Zahl der Kirchenaustritte steigt kontinuierlich und wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Auch von denjenigen Gläubigen, die noch zu einer Kirche gehören, nennen sich viel nicht mehr religiös. Es waren erschreckende Zahlen und Fakten, die der Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Vaihingen-Ditzingen, Prof. Dr. Johannes Zimmermann, auf der Herbstsynode im Lichtenstern Gymnasium am Freitagabend vorstellte.
Sachsenheim „Kirchenbindung der Menschen sinkt“
Die Herbstsynode des Kirchenbezirks Vaihingen-Ditzingen behandelt Einschränkungen des Pfarrplans 2030, dann wird eine Pfarrstelle durchschnittlich auf 2000 Gemeindemitglieder kommen.
Laut der aktuellen Mitgliederbefragung der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) bezeichneten sich 32 Prozent der Befragten als uneingeschränkt nicht religiös und nur 13 Prozent sagten von sich, dass sie religiös seien. Lediglich 12 Prozent der evangelischen Christen in Deutschland erachten den Gottesdienstbesuch noch als wichtig für ihr Christsein.
„Kirchenbindung der Menschen sinkt rapide“
„Die Kirchenbindung der Menschen sinkt rapide und in dieser Situation müssen wir unseren Auftrag als Kirche ausüben“, mahnte Dekan Zimmermann. Er forderte dazu auf, den Blick über den Tellerrand zu werfen und den Kontakt zur weltweiten Christenheit zu verstärken. Zudem sei es wichtig, wieder verstärkt auf Kirchengemeinden in Aufbruchstimmung zu blicken und nicht nur im eigenen Umfeld und Klein-Klein des Alltags zu verharren. „Wir müssen uns zudem beim Bild der Pfarrer fragen, ob wir einen Verwaltungsfachmann möchten oder einen ‚Diener am Wort‘. Es wird auch bei den Pfarrstellen eine hohe Fluktuation in den kommenden Jahren geben, der wir begegnen müssen“, erläuterte Zimmermann. Er empfahl, das Ehrenamt in den Kirchengemeinden zu stärken und nicht als Notnagel aufzufassen, sondern als echte Bereicherung. Zudem sollten die Gottesdienste nicht als Dienstleistung der Pfarrer betrachtet werden, sondern als Aufgabe der gesamten Kirchengemeinde. Weiterhin forderte der Dekan des Kirchenbezirks Vaihingen-Ditzingen dazu auf, tragfähige und zukunftsorientierte Gemeindestrukturen zu finden und regional verstärkt zusammenzuarbeiten.
Dies wird auch nötig sein, denn der Pfarrplan 2030, der seit Ende April dieses Jahres von einem Sonderausschuss beraten und auf Distriktkonferenz detailliert diskutiert wurde, reduziert die Zahl der Stellen im Gemeindepfarrdienst von 31 im Jahr 2023 auf 20,5 im Jahr 2030. „Ende 2022 hatten wir in unserem Kirchenbezirk insgesamt 52 000 Gemeindemitglieder. Ende 2030 sollen es nur noch 40 519 sein. Durchschnittlich kommt dann eine Pfarrstelle auf 2000 Gemeindemitglieder, wobei es hier und dort auch einmal mehr sein können“, erklärte Dekan Zimmermann. Er stellte die Anzahl der Pfarrstellen pro Distrikt vor, die auf der Frühjahrssynode 2024 endgültig beschlossen und verabschiedet werden sollen.
Danach wird es im Distrikt „Süd“ noch 200 Prozent-Pfarrstellen in Gerlingen und jeweils 100 Prozent in Korntal und Münchingen geben. Ditzingen und seine unterschiedlichen Teilorte kommen auf 300 Prozent Stellenumfang bei den Pfarrstellen. Im Distrikt „Mitte“ verteilen sich je 100 Prozent auf Schwieberdingen und Hemmingen, wobei beide Kirchengemeinden in Zukunft verstärkt zusammenarbeiten sollen. Dies wird auch bei Markgröningen, Unterriexingen und Oberriexingen notwendig sein, die insgesamt noch über 250 Prozent-Pfarrstellen verfügen sollen. Je 100 Prozent sind in Enzweihingen mit Aurich und Roßwag sowie in Eberdingen mit Nussdorf und Hochdorf vorgesehen. Weitere 50 Prozent für Hochdorf-Riet, Enzweihingen und Eberdingen.
Sitz der Pfarrstelle im Kirbachtal noch offen gelassen
Im Distrikt „Nord“ soll Sachsenheim insgesamt über 300 Prozent-Pfarrstellen verfügen, wobei 100 Prozent in Großsachsenheim, 100 Prozent in Kleinsachsenheim und 100 Prozent im Kirbachtal angedacht sind. „Der Sitz des Pfarramts im Kirbachtal wurde vorläufig noch offengelassen. Dabei muss aber noch nachgearbeitet und bis zum Frühjahr eine Entscheidung getroffen werden“, betonte der Dekan. 100 Prozent-Pfarrstellen werden in Vaihingen, 100 Prozent in Kleinglattbach und Ensingen sowie 150 Prozent in Sersheim, Horrheim und Gündelbach zu finden sein, wobei Sersheim eine 100 Prozent-Pfarrstelle behält und Horrheim mit Gündelbach eine 50 Prozent-Stelle.
„Anordnungen mit kräftigen Einschnitten verbunden“
„Ich bin mir bewusst, dass die Anordnungen dieses Pfarrplans mit kräftigen Einschnitten an manchen Stellen verbunden sind, und nicht alle gefundenen Lösungen sind optimal. Aber die Bereitschaft zur Kooperation ist überall vorhanden“, machte der Dekan deutlich. Daher gab es von den 82 gewählten Mitgliedern, die auf der Herbstsynode anwesend waren, auch keine größeren Nachfragen zum Pfarrplan 2030.
„Die grundsätzliche Richtung war allen bereits bekannt und der gefundene Vorschlag ist relativ ausgewogen“, erläuterte Dr. Frank Dettinger, der als Pfarrer aus Markgröningen für die Pressearbeit im Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen zuständig ist. Zeitgleich fand am Freitag auch im Kirchenbezirk Besigheim die Herbstsynode statt, bei der es unter anderem ebenfalls um den Pfarrplan 2030 und seine Auswirkungen ging.