Es gibt kaum Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen des Lichtenstern- Gymnasiums, die noch nicht selbst ausprobiert haben, was Künstliche Intelligenz (KI) zu leisten vermag. Viele nutzen das bekannte Programm „ChatGPT“ bereits. „Als ChatGPT auf den Markt kam, hat die Künstliche Intelligenz eine Art Boom erfahren. Daher ist es so wichtig, die Jugendlichen darüber aufzuklären, was KI kann, in welchen Bereichen aber auch aufgepasst werden muss“, betonte Kerstin Rau, die an der Universität Tübingen promoviert und Mitglied von „KI macht Schule“ ist. Die Gruppe veranstaltet deutschlandweit Workshops an Schulen, um die jungen Menschen über Fakten, die Chancen, aber auch über die Risiken der KI aufzuklären.
Sachsenheim Künstliche Intelligenz verstehen lernen
Fachleute der Universität Tübingen untersuchen mit Schülern des Lichtenstern Gymnasiums Möglichkeiten maschinellen Lernens.
KI ist nichts Magisches
Am Lichtenstern-Gymnasium bot Rau am Montagvormittag mit vier ihrer Kollegen von der Uni Tübingen eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen „KI in der Medizin“ und „KI in der Kunst“ an. „Zunächst einmal geht es darum, den Schülerinnen und Schülern zu erklären, was KI überhaupt ist. Es ist nämlich etwas Greifbares und nichts Magisches, wie es aus Science-Fiction-Filmen bekannt ist“, sagte Rau. Unter dem Oberbegriff „Maschinelles Lernen“ stellten die Mitarbeiter der Uni Tübingen den Jugendlichen verschiedene Bereiche der KI vor, von der Sprachbearbeitung über die Robotik bis zur Computer Vision. Gerade im letztgenannten Bereich ist es möglich mit Programmen wie DALL-E die unterschiedlichsten Bilder zu generieren.
Dies konnten die Schülerinnen und Schüler auch gleich selbst ausprobieren und ließen das Programm beispielsweise ein Foto eines Delfins mit einem Donut entwerfen oder ein Gemälde mit einer Person, die einen Kaffee trinkt, im impressionistischen Stil.
Sind KI-Bilder Kunst?
„Dabei muss sich jeder die Frage stellen, ist dies tatsächlich noch Kunst oder brauchen wir dafür eine neue Klassifikation? Auch der Schutz der Bilder, die es vielleicht schon irgendwo im Internet gibt, ist wichtig“, betonte Expertin Rau. Zudem sei zu klären, wer der eigentliche Künstler ist, derjenige, der das KI-Programm geschaffen hat oder derjenige, der es entsprechend anwendet.
Dass auch die Nutzung von ChatGPT bestimmte Grenzen hat, machte Rau den Jugendlichen ebenfalls an praktischen Beispielen deutlich, denn nicht immer enthalten die Texte und Informationen der KI tatsächlich die richtigen Details. Wer sich selbst auf einem Gebiet nicht gut auskennt und kein Vorwissen hat, dem fällt es schwer, diese falschen Fakten aus den von der KI entworfenen Texten herauszufiltern.
Probleme bewusst machen
„Auch im Bereich der Medizin ist KI wichtig und wird beispielsweise bei der Hautkrebserkennung eingesetzt. Die Robotik wiederum kommt bei Operationen zum Einsatz“, erläuterte Rau. Allerdings gibt es auch in dieser Sparte noch wichtige, gesamtgesellschaftliche Fragen zu klären, die beispielsweise die adäquate Sicherung der großen personenbezogenen Datenmengen betreffen. „Dabei sind künftig noch entsprechende Reglementierungen notwendig. Auch dies wollen wir den jungen Menschen bewusst machen“, unterstrich Rau.
Gefragte Workshops
Ein- bis zweimal pro Monat ist sie mit ihren Kollegen an Schulen im Land unterwegs, um über die KI und ihre Möglichkeiten aufzuklären. „Die Nachfrage nach unseren Workshops ist gerade enorm. Auch Fortbildungen der Lehrer in diesem Bereich sind sehr gefragt“, stellte Rau fest.
Am Lichtenstern-Gymnasium registrierte die Expertin zufrieden, dass vielen Schülerinnen und Schülern bereits bewusst ist, dass KI und ihre Nutzung auch gewisse Risiken und Probleme bergen. „Alle sind natürlich zunächst von der Vielfältigkeit der möglichen Anwendungen der KI begeistert, aber jeder sollte dabei auch im Hinterkopf behalten, dass es noch einige ungeklärte Aspekte gibt“, unterstrich Rau.
Nach den theoretischen Einführungen konnten die Schülerinnen und Schüler selbst Programme der KI ausprobieren und praktische Erfahrungen sammeln, die anschließend mit den Fachleuten der Uni Tübingen nochmals ausführlich diskutiert wurden. „Neue Technologien sollten selbst ausprobiert werden, um sie wirklich verstehen und um bewusst damit umgehen zu können“, so Rau.