Sachsenheim „Menschenschlag minder ansehlich“

Von Martin Hein
Der Großsachsenheimer Bahnhof. 1853 wurde die Bahnstrecke der „Württembergisch - Badischen Verbindungsbahn“ eröffnet. Damit war das Städtle an das Schienennetz angeschlossen.⇥ Foto: BZ-Archiv

In der aktuellen Ausgabe der Mörin befasst sich Martine Strobel mit den Oberamtsbeschreibungen von 1856 in denen Großsachsenheim, Kleinsachsenheim und Hohenhaslach beschrieben werden.

Die Beschreibungen aus dem Jahr 1856 des Oberamts Vaihingen, zu dem Großsachsenheim, Kleinsachsenheim und Hohenhaslach bis 1938 gehörten, hat Dr. Martine Strobel für die aktuelle Ausgabe der Mörin auszugsweise aufbereitet.

Der Blick zurück in das Jahr 1856 zeigt eine interessante Momentaufnahme aus längst vergangenen Tagen. So ist beispielsweise zu lesen, dass im Bezirk damals die Hohenhaslacher ihr Trinkwasser nur aus Schöpfbrunnen und Pumpbrunnen bezogen. In ganz trockenen Jahrgängen trat in Kleinsachsenheim Wassermangel ein, so dass das Wasser von auswärts bezogen werden musste. Das Hohenhaslacher Wasser wurde als so schlecht und ungesund beschrieben, dass die Einwohner lieber das Wasser aus dem Tal holten.

Immerhin wurde der Gegend eine sehr milde und gesunde Luft bescheinigt. Groß- und Kleinsachsenheim waren bedeutenderen Luftströmungen ausgesetzt und hatten, so der Chronist, deshalb eine etwas rauhere und sehr gesunde Luft.

Kaum katholische Christen

23 961 Christen, davon 23 852 evangelische-lutherische und 103 römisch-katholische Christen wurden damals im Bezirk gezählt.

Die meisten über 70-jährige Personen wurden nach der Volkszählung von 1846 in Großsachsenheim festgestellt, „Die wenigsten Personen diesen Alters fanden sich zu Hohenhaslach und Kleinsachsenheim“. Was die Einwohner anging, kam der Chronist zu dem Schluss, dass der hiesige Menschenschlag im allgemeinen minder ansehlich und in Folge der harten Arbeit ziemlich klein und gedrungen war. Einfache Sitten bei großer Emsigkeit und Sparsamkeit notierte der Berichterstatter, sowie eine nicht selten zu den strengen Formen des Pietismus, zuweilen auch des Separatismus neigende Religiosität.

Eigenen Wein selbst getrunken

Auch der Weinbau wird in der Oberamtsbeschreibung erwähnt. Auf sämtlichen Markungen wurde seinerzeit Weinbau betrieben. Teils wurde der Wein im Schwarzwald, nach Stuttgart oder in der nächsten Umgebung abgesetzt und in den Orten selbst verbraucht.

Die von Bietigheim nach Bruchsal führende Staatsbahn zieht über die Gemarkungen der Bezirks-Orte Großsachsenheim, Sersheim und Ensingen, notierte der Chronist und erwähnt als weiteres wichtiges Verkehrsmittel die Wasserstraße der Enz, auf welcher vom Schwarzwald her viele Flöße mit Stammholz und Schnittwaren in den Neckar bei Besigheim und von da an nach Heilbronn und Mannheim geführt wurden.

Blick in die Ortschaften um 1856

Auch die einzelnen Ortschaften werden samt geschichtlichen Details aufgeführt. Großsachsenheim zählte 1852 in der Summe 1367 Einwohner. Die Großsachsenheimer wurden als im Allgemeinen gesund, jedoch körperlich nicht bevorzugt beschrieben, deren Charakter in der Mehrheit friedliebend geordnet und fleißig sei. Die Vermögensumstände gehören nicht zu den erfreulichen bemerkte der Chronist. Die etwa 1140 Kleinsachsenheimer Einwohner stufte er als sehr fleißig ein, deren Haupterwerbsquellen Ackerbau, Weinbau und Viehzucht waren. Ein großartiger Lettenkohlen-Sandsteinbruch wird erwähnt, aus welchem ein großer Teil der Bausteine für das Enzviadukt stammt. Der Weinbau in Kleinsachsenheim wurde als weit bedeutender als der in Großsachsenheim beschrieben. Der Heinzenberg war damals die beste Lage. Auch den Kleinsachsenheimer Obstbau rühmte der Chronist seinerzeit als den bedeutendsten im ganzen Bezirk. Vor allem Mostsorten wie Schreineräpfel haben die Kleinsachsenheimer angepflanzt.

Lob für Lage von Hohenhaslach

Die Lage des weithin sichtbaren Hohenhaslach lobte der Chronist als äußerst freundlich und anziehend. „Das Auge überblickt hier nicht nur einen großen Teil des weit gedehnten, fruchtbaren Flachlands… während im fernen Hintergrund ein blauer Streifen der Alb das Panorama schließt“. Mit besonderem Fleiß wird der Weinbau auf etwa 450 Morgen betrieben. Trotz der sehr gesunden, gegen Norden geschützte Lage des Ortes, beschrieb der Chronist die körperliche Beschaffenheit der Einwohner wenig schmeichelhaft als „auffallend gering“.

Rechentshofen mit Brennerei

Auch das ehemalige Frauenkloster Rechentshofen beschrieb der Chronist sehr ausführlich. Demnach haben die Pächter seinerzeit 120 Rinder gehalten, aus der Milch Käse hergestellt und zudem eine „vorzügliche“ Branntweinbrennerei betrieben. Insgesamt ist der Blick auf die Zeit im Jahr 1856 sehr lesenswert.

Schriftleiter Hermann Albrecht weist darauf hin, dass in einer der nächsten Mörin-Ausgaben das Oberamt Brackenheim vorgestellt wird, zu dem damals Spielberg, Ochsenbach und Häfnerhaslach gehörten.

Info: Das Heft 106 der „Mörin“ ist ab sofort bei der Firma Bader zum Preis von vier Euro erhältlich.

 
 
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