Wenn Karin Wycisk in den Fotobüchern mit den Erinnerungen an frühere Partnerschaftstreffen mit Valréas blättert, leuchten ihre Augen. Seit 17 Jahren war die Kleinsachsenheimerin Vorsitzende des Partnerschaftskomitees in Sachsenheim. Nun hat sie die Leitung an Nicole Raichle interimsweise übergeben. Raichle ist bei der Stadtverwaltung für die Partnerschaftsbeziehungen mit dem provenzalischen Valréas zuständig und sucht eine ehrenamtliche Nachfolge für den Vorsitz.
Sachsenheim Mit Valréas im Herzen verbunden
Karin Wycisk hat die 30-jährige Städtepartnerschaft Sachsenheims entscheidend mitgeprägt.
Jahrzehntelanges Engagement
„Als im Jahr 1994 die Partnerschaftsurkunde in Frankreich unterzeichnet wurde, war mein Mann Bernhard mit einer Delegation der Sport- und Kulturgemeinschaft (SKS) aus Sachsenheim mitgereist“, erzählt Wycisk. Er sei von der Stadt und den herzlichen Menschen sehr begeistert gewesen. Ein Besuch des Ehepaars in der Provence legte den Grundstein für Karin Wycisks Engagement für die Städtepartnerschaft.
So initiierte sie später an der Grundschule in Kleinsachsenheim eine Französisch-AG für die dritten und vierten Klassen. Im Jahr 2000 stellte sie erstmals einen Schüleraustausch mit Valréas auf die Beine, der bis 2016 regelmäßig stattfand. „Aber auch viele Fahrten von Vereinen und anderen Gruppen aus Sachsenheim nach Valréas hat Karin Wycisk im Detail organisiert“, berichtet Nicole Raichle.
Auch privat entwickelten sich über die Jahre Freundschaften zu den Menschen in Valréas, wie Karin Wycisk erzählt. „Wir fahren sogar gemeinsam in den Urlaub und waren schon zusammen in der zweiten Partnerstadt von Valréas in Quebec in Kanada.“
Sie hat die regelmäßigen Treffen des Sachsenheimer Partnerschaftskomitees mit rund 20 Mitgliedern immer akribisch vorbereitet und sie mit kulinarischen Spezialitäten aus der Provence versüßt. Ebenso hat die engagierte Kleinsachsenheimerin immer wieder Partnerschaftsstammtische für die Bürger ins Leben gerufen.
„Mein persönlicher Einsatz für die Städtepartnerschaft mit Valréas war für mich und mein Leben eine enorme Bereicherung. Ich liebe die französische Sprache und die Herzlichkeit der Menschen in Valréas“, schwärmt Karin Wycisk.
Jetzt möchte sie den Vorsitz des Komitees in jüngere Hände legen, denn seit der Pandemie haben sich die Beziehungen nach Frankreich schwieriger gestaltet. Es gab viele Wechsel in den verantwortlichen Positionen, und die Unterbringung in Gastfamilien in Frankreich ist nicht immer einfach, zumal es in der Stadt Valréas selbst inzwischen auch kein Hotel mehr gibt.
„Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Partnerschaft zwischen Sachsenheim und Valréas lebendig bleibt und der Schüleraustausch auch durch neue frische Ideen reaktiviert wird“, betont Wycisk.
Zukunftsdialog zum Jubiläum
Die Weichen dazu sollen bei den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft vom 19. bis 22. Juli in Sachsenheim gestellt werden. Dazu wird es bei der Veranstaltung „Sommer am Schloss“ einen „Zukunftsdialog zur Städtepartnerschaft“ geben, den Nicole Raichle federführend organisiert hat.
Dabei werden Dr. Eileen Keller vom Deutsch-Französischen Institut in Ludwigsburg, die Lehrerin der Gemeinschaftsschule, Anne Rischen, Schüler Niilo Lichtenberger und Bürgermeister Holger Albrich darüber diskutieren, welche Bedeutung Städtepartnerschaften mit Frankreich heute haben und wie diese für die jüngere Generation attraktiv gestaltet werden können.
Anne Rischen ist es zu verdanken, dass der Austausch mit den Schulen wiederbelebt wurde und dass der Schüler Lichtenberger vier Wochen in Valréas verbracht hat. Rund 30 Sachsenheimer werden Anfang August beim Lavendelcorso in Valréas zu Gast sein. Selbstverständlich wird daran auch Karin Wycisk mit ihrem Mann Bernhard teilnehmen, denn auch wenn sie nicht mehr den Vorsitz des Partnerschaftskomitees innehat, will die Frankreichfreundin weiterhin die Städtepartnerschaft unterstützen.
„Diese Partnerschaft mit Valréas ist inzwischen ein ganz wesentlicher Teil unseres Lebens geworden. Nahezu wöchentlich telefoniere ich mit meinen Freunden in Frankreich“, erzählt sie. Wir gratulieren uns gegenseitig zu Geburtstagen oder tauschen aktuelle Fotos aus“, berichtet Karin Wycisk.
Festakt am 21. Juli
Auch der intensive Briefaustausch zwischen Christiane Hähnle und France Vanel legte die Basis für die Verbindungen zwischen beiden Kommunen, die 1994 mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde 1994 offiziell wurden. Gelegenheit zur Erinnerung an viele partnerschaftliche Momente bietet sich am 21. Juli auch beim Festakt zum 30-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft. Michaela Glemser