Leere Schaufenster, abnehmendes Angebot und immer mehr Billigläden – klarer Fall: Dem Einzelhandel in den Innenstädten geht es seit geraumer Zeit nicht mehr so richtig gut. Das gilt für Großstädte wie Stuttgart und Pforzheim ebenso wie für Sachsenheim. Abhilfe schaffen sollen Pop-up-Stores, also temporär bespielte Läden. Genau so einen will die Stadt Sachsenheim ab 1. Januar mit einem großzügigen Mietzuschuss fördern. 18.000 Euro will die Stadt dafür 2025 ausgeben. Der Verwaltungsausschuss stimmt dem Vorhaben am Dienstagabend nach längerer Diskussion einhellig zu.
Sachsenheim Pop-up-Konzept gegen Leerstand
Die Verwaltung will den Einzelhandel in der Innenstadt beleben: Ein geförderter Pop-up-Store als unternehmerische Spielwiese soll neue Impulse bringen.
Ein Laden für 300 Euro Miete
Pop-up-Stores sind in der Regel temporär bespielte Verkaufsflächen. Manche werden nur einen Tag bespielt, manche als Zwischennutzung über einen längeren Zeitraum wie etwa die Calwer Passagen in der Stuttgarter City während eines jahrelangen Um- und Neubaus.
Während inzwischen auch große Marken Pop-up-Stores als zeitlich begrenzten Vertriebsweg nutzen, probieren häufig auch Start-ups und junge Firmen aus, ob ihre Geschäftsidee funktioniert. Genau auf die zielt das Pop-up-Konzept der Stadt Sachsenheim ab.
Dafür will sie an der Hauptstraße 19 einen leer stehenden Laden mit 98 Quadratmeter Verkaufs- und Lagerfläche mieten. Im selben Gebäude haben die Sachsenheimer Urzeln vor wenigen Monaten ihre Zunftstube eingeweiht (BZ berichtete). Die Stadt wird die von ihr angemieteten Räume ab Januar für 300 Euro Monatsmiete für jeweils drei Monate an die Betreiber des jeweiligen Pop-up-Stores weitervermieten, wie Wirtschaftsförderer Arved Oestringer im Verwaltungsausschuss erläuterte. In den 300 Euro seien alle Fixkosten enthalten, eine Verlängerung des Vertrags grundsätzlich möglich.
Gastronomie ausgeschlossen
Als Mieter kommen laut Stadt grundsätzlich alle Einzelhandelskonzepte infrage, vom Lebensmittelgeschäft über Biomärkte, Textilhändler, Haushaltswaren bis zu Spielzeug. Die Stadt freue sich über jede Bewerbung Mit einer Ausnahme: Gastronomie ist an dem Standort nicht vorgesehen, außer es handelt sich um ein Kombinationskonzept mit Café. Im Verwaltungsausschuss sorgte der Vorschlag der Stadt für lebhafte Diskussionen. Grundsätzliche Zustimmung kam von Steffen Wezstein (WIR). „Ich nenn’s beim Namen: Eine fünfte Dönerbude brauchen wir nicht“, betonte er. Der Startzeitpunkt für das Vorhaben zum 1. Januar sei allerdings „sehr, sehr sportlich“.
Das gab auch Wirtschaftsförderer Oestringer zu. Der Grund dafür sei die deutsche Bürokratie. „Wir haben uns um Förderung bemüht“, sagte er. Es habe jedoch sehr lange gedauert, bis eine Absage kam.
Er verbuchte als Erfolg, dass die Vermieterin des Ladens diesen dennoch nicht vorher an einen interessierten Dönerbudenbetreiber vergeben habe. „Wir haben uns dann auf den 1. Januar als Start für das Mietverhältnis mit der Stadt geeinigt.“ Der Preis von 14 Euro pro Quadratmeter sei angemessen.
Grundsätzliche Kritik gab es von Oliver Häcker (FDP). „Ein Pop-up-Store im Dorf, das passt nicht“, sagte er. Zudem habe er Zweifel an Standort und Ladenzuschnitt. Die Kosten von 18.000 Euro für die Stadt seien ebenfalls schwer vermittelbar. „Lasst doch einfach den freien Markt entscheiden“, forderte er.
Das will die Stadt jedoch vorerst nicht, wie Oestringer deutlich machte: „Wir wollen keine leer stehende Flächen und lassen das nicht leer stehen.“ Im Übrigen sei das Pop-up-Store eine der wenigen Möglichkeiten der Stadt, in den Einzelhandel einzugreifen. Die Alternative sei eine Änderung am Bauplanungsrecht oder der Kauf eines Gebäudes. „Das wird aber deutlich teurer.“
Eingreifen, bevor es zu spät ist
Und koste auch mehr Zeit. „Wir müssen aber jetzt eingreifen, bevor es zu spät ist“, appellierte Oestringer an die Mitglieder des Verwaltungsausschusses. Zwar sei das Pop-up-Konzept auch mit Risiken verbunden. Aber: „Wenn es nicht erfolgreich ist, verspreche ich Ihnen, dass es das letzte Pop-up-Konzept in Sachsenheim wird.“
„Wir sollten es testen“, meinte Jasmin Braun (GLS). Denn: „Wir haben zwar etwas zu verlieren dabei, aber noch viel mehr, wenn wir gar nichts machen.“
Zustimmung gab es auch von André Lux, dem Kleinsachsenheimer Ortsvorsteher. „Grundsätzlich ist das eine sehr gute Maßnahme“, sagte er. Denn auch Kleinsachsenheim leide unter dem Ladensterben.
Den Argumenten wollte sich am Ende auch FDP-Mann Häcker nicht verschließen: „Ich bin zwar ein extrem gebranntes Kind, was die Innenstadtsanierung angeht“, so Häcker. Er gehe aber mit, um zu zeigen, dass er für deren Förderung sei. „Und wenn das Konzept aufgeht, vermiete ich meinen eigenen Laden auch zu dem Preis“, setzte er scherzhaft hinzu. Die Entscheidung für die Annahme des Pop-up-Konzept fiel dann einstimmig aus.